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Das Leben eines fast normalen Mädchens (Band 2)

(Fortsetzung von "YOLO - Take Your Chance") Lucie führt ein glückliches, normales Leben. Sie ist immer noch glücklich mit Jeremy und hat in Svenja und Claudia zwei gute Freundinnen gefunden, welche sie immer unterstützen. Doch etwas hat sich geändert: Lucie hat One Direction komplett aus ihrem Leben verbannt. Na ja, bis zu diesem einen Tag. Wird dieser eine Tag ihr Leben erneut verändern?

Vorwort

 

Ich möchte jetzt erst einmal ein paar Infos durchgeben, zu dieser kommenden Geschichte.

 

Ihr könnt diese Story hier auch lesen, wenn ihr "YOLO - Take your Chance" nicht gelesen habt, aber zum Teil wäre es vielleicht besser. Aber das ist ganz euch überlassen :)

 

Da ich jetzt vorerst mal nicht weiterschreiben kann, dauert es noch ein wenig, bis ich mit dem updaten beginne. Vorraussichtlich kommt so mitte Juni der Prolog und 1-2 Wochen später dann das erste Kapitel. Dann werde ich wahrscheinlich nur ein Kapitel pro Woche raufladen.

 

Und ich möchte darauf hinweisen, dass die Story wahrscheinlich schlechter sein wird aus YOLO. Und ich denke mal, dass sie auch um einiges kürzer werden wird. Aber ich gebe mir natürlich alle Mühe und hoffe, sie Story gefällt euch auch und ihr kommentiert weiterhin fleissig. Ach ja, am Anfang wird One Direction nicht so oft vorkommen. Es wird da hauptsächlich um Lucie gehen. Ich hoffe, das stört euch nicht.

 

Ja, das wärs dann schon :) 

Eure Lulu <3

 

Prolog


Ich setze mich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch und kaue wie üblich auf dem Kugelschreiber, während ich zum Fenster hinausstarre. Ich denke eigentlich viel nach. Besonders über andere Menschen. Was haben sie erlebt oder durchgemacht, dass sie so sind, wie sie heute sind? Was hat sie zu dem gemacht, was sie jetzt sind? Ich glaube, das ist auch der Grund, dass ich Journalistin und Hobbyautorin wurde.


Durch das Klingeln an der Tür werde ich aus den Gedanken gerissen. Ich stehe seufzend auf und bewege mich langsam zur Tür. Das muss sie sein! Ich öffne langsam, fast zögerlich die Tür. Ja, es ist sie wirklich! Ich begrüsse die Frau und bitte sie, einzutreten. Sie folgt mir mit einem Lächeln durch die Wohnung. Sie hat sich während all der Jahre kaum verändert, schiesst es mir durch den Kopf. Selbstverständlich nimmt sie auf dem hergerichteten Sessel Platz, gegenüber vom Schreibtisch. Ich setze mich wieder hinter den Schreibtisch und schnappe mir Notizblock und Stift, bevor ich die Frau bitte, mir ihre Geschichte zu erzählen. Ihr Blick schweift in die Ferne, als sie mit glänzenden Augen zu erzählen beginnt.

Das neue Leben


Es ist etwa ein Jahr nachdem sogenannten Vorfall. Ein Jahr ist es her, seit Lucie von Rom nach Hause gekehrt ist. Ein Jahr, seit Lucie ihr Leben total umgekrempelt hat. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis sich Lucie endlich in ihrem neuen Leben zurechtgefunden hat. Doch jetzt liebt Lucie ihr neues Leben.


Lucie und Jeremy sind nach wie vor ein Paar und er hat ihr über die schwierige Zeit hinweggeholfen. Lucie könnte sich ein Leben ohne Jeremy gar nicht mehr vorstellen. Sie gehen in dieselbe Schule, in welche Lucie im letzten Sommer gewechselt ist und sie verbringen so gut wie jeden Tag zusammen.


Lucie wohnt immer noch bei Marisa und Henry. Zuerst haben sich die beiden richtig Sorgen gemacht um Lucie, weil sie in ein tiefes Loch gefallen ist, doch zum Glück waren genug Leute da, die sich um sie kümmern konnten.


Zu ihrer Mutter und ihrer Schwester hat Lucie mittlerweile wieder einen guten Draht. Aber zurückzuziehen kommt für sie nicht in Frage, denn es würde sie alles nur an ihr altes Leben erinnern.


Ein weiterer Stützpunkt für Lucie ist Svenja. Seit einem Jahr gehen sie schon durch dick und dünn und haben jede Menge Spass zusammen. Auch Svenja geht an die gleiche Schule wie Lucie, sie ist einfach eine Klasse unter Lucie. Svenja hat sich aber trotz Lucies Bemühen nicht verändert und ist immer noch ein Directioner. Besonders mit Niall hatte sie lange Kontakt, hat ihn dann aber abgebrochen, weil sie sich zu wenig gesehen haben und Niall die ganze Zeit hinweg angeblich neue Freundinnen hatte uns so.


Claudia, Lucies Freundin aus Italien, hat ab und zu noch Kontakt zu One Direction, hat sie aber auch schon seit einem Jahr nicht gesehen. Auch Lucie hat sie seit diesem Vorfall nicht mehr gesehen, aber sie sind Freundinnen geblieben.


Lucies Leben ist wieder normal geworden. Sie geht jeden Tag zur Schule, trifft sich danach meistens mit Jeremy oder Svenja, manchmal auch mit beiden und geht am Abend irgendwann wieder zu Bett. Einmal die Woche kommt immer ihre Mutter zu Besuch und manchmal unternimmt Lucie auch gerne etwas mit Marisa oder Henry. Er ist übrigens nach wie vor immer noch ein Bodyguard von One Direction.


Aber jetzt hat Lucie Schulferien und muss für die nächsten zwei Monate nicht zur Schule gehen. Die ersten zwei Wochen hat sie einen Ferienjob angenommen und arbeitet als Verkäuferin für das grösste Kaufhaus der Stadt. Dann wird sie erst einmal ein bisschen entspannen und die letzten beiden Ferienwochen wird es nach England gehen, mit Jeremy, Marisa und Henry. Darauf freut sich Lucie schon riesig.


Aber nicht nur für Lucie, sondern auch für One Direction und ein paar andere Leute hat ein neues, komplett anderes Leben angefangen.


Harry ist zuerst in ein tiefes Loch gefallen und wollte aussteigen. Aber die Jungs haben ihn getröstet und überzeugt, dass er in der Band bleiben soll. Die Welttour haben sie abgeschlossen, ein neues Album rausgebracht und sich dann ein paar Monate zurückgezogen. Jetzt, im Sommer wollen sie wieder voll durchstarten, mit einer neuen Single, die sie auf der ganzen Welt promoten werden.


In der Auszeit hat sich Zayn um Perrie gekümmert und ist mit ihr und ihrer Band Little Mix um die ganze Welt gereist und hat sie zu all ihren Auftritten begleitet. In der Zeit haben sie wieder zusammen gefunden und sind wieder das Vorzeigepaar von One Direction.


Louis hat sich um seine vier Schwestern gekümmert und viel Zeit mit seiner Familie verbracht. Aber auch Eleanor kam nicht zu kurz. Sie gingen oft shoppen und waren auch für einige Wochen in der Karibik.


Liam war da und nirgends. Ausser seiner Familie und seinem Kumpel Andy hat er leider niemand. Er hat keine Freundin, wie die anderen beiden. Leider hat sich Danielle vor langer Zeit von ihm getrennt und er hat sich davon nie richtig erholt. Sie ist nun ein richtiger Star am Tanzhimmel und unerreichbar für ihn. Aber aufgeben will er auf keinen Fall.


Niall ist für die paar Monate nach Irland zu seiner Familie zurückgekehrt und war dort der Super-Onkel. Leider hat Svenja den Kontakt zu ihm abgebrochen, da er sich zwischendurch einfach lange nicht bei ihr gemeldet hat. Natürlich würde er sie gerne wiedersehen, aber jetzt ist er mit One Direction wieder am Start.


Harry hat sich in den paar Monaten nach LA zurückgezogen, in seine Villa, wo er seine Ruhe hatte und ungestört nachdenken konnte. Lucie geistert ihm zwar immer noch im Kopf herum, aber er hatte gelernt, dass man einfach weitermachen muss, egal wie schwer das Leben ist. Was Harry aber zu tiefst bereut, sind seine paar Riesen-Tattoos, die er sich nach der Trennung von Lucie stechen lassen hat. Aber es gibt schlimmeres.


Zum Glück hat sich das Drama mit Taylor Swift noch gelöst. Am 13.8.2013 gebar sie eine Tochter. Harry konnte nicht glauben, dass er der Vater ist und er hat einen Vaterschaftstest gemacht. Glücklicherweise kam da raus, dass er nicht der Vater vom Baby ist und Taylor hat zugegeben, dass sie es schon von Anfang an gewusst hatte, sie wollte nur, dass Harry und sie wieder zusammenkommen. Der eigentliche Vater der Tochter ist zum Erstaunen aller, Josh, der Drummer von One Direction. Im Dezember 2012 hatten die beiden eine heimliche Affäre, obwohl beide eigentlich vergeben waren. Taylor an Harry und Josh war da schon mit seiner Freundin zusammen. Josh wollte die Vaterpflichten nicht annehmen und Taylor wurde von allen alleine gelassen. Am meisten sauer war sie aber auf Harry und deshalb hat sie ihre Tochter Darcy Devine genannt. Harry hat das ganz schön getroffen, denn er wollte immer schon seine erste Tochter Darcy nennen. Jetzt feiert Darcy dann bald ihren ersten Geburtstag. Zurzeit lebt sie in einem Heim in Berlin. Taylor hat sich von ihr abgewendet und widmet sich wieder ihrer Karriere.


Alle haben viel durchgemacht, doch jetzt beginnt ein neues Leben. 

Just an ordinary day

 

„Hier, bitteschön“, sagt Lucie freundlich und übergibt der Frau das bunt verpackte Paket. Diese bedankt sich und bezahlt. Lucie legt die Münzen in die Kasse und wünscht der Frau noch einen schönen Tag. Lucie seufzt unmittelbar. Es ist ihr dritter Ferientag und das schönste Wetter. Und sie muss hier arbeiten! Das ist doch unfair, findet Lucie, aber sie hat sich den Ferienjob selbst ausgesucht. Und zum Glück ist im Kaufhaus im Moment auch nicht viel los.

 

Gerade kommt Lucies Chef Nick um die Ecke: „Hey Lucie, du warst heute richtig gut. Wenn es in einer halben Stunde nicht voller wird hier, kannst du gerne gehen.“ Lucie strahlt Nick glücklich an. Er ist wirklich ein cooler Chef und das liegt nicht nur daran, dass er erst Mitte zwanzig ist. Nick reisst oft Witze und mit den Arbeitszeiten nimmt er es auch nicht all zu genau. Jedenfalls bis heute noch nicht. Lucie ist total in ihren Gedanken versunken, dass sie richtig aufschreckt, als Nick plötzlich neben ihr zu reden beginnt: „Morgen brauche ich dich aber den ganzen Tag Lucie. Superstars geben hier eine Autogrammstunde und wir müssen alles vorbereiten. Kannst du vielleicht schon um halb acht hier sein?“ Verächtlich schnaubt Lucie: „Superstars? Die meinen wohl immer, dass sie etwas Besseres sind. Aber na gut, ich werde da sein.“ Nick grinst und zwinkert ihr zu: „Super, ich bin nämlich sicher, du wirst sie mögen.“ „Wer ist es denn?“, fragt Lucie, die nun auch neugierig geworden ist. „Das wirst du morgen schon noch erfahren“, antwortet Nick mit einem geheimnisvollen Gesichtsausdruck.

 

Eine halbe Stunde später, genau als Lucie entlassen wird, tritt Svenja in das Geschäft. Lucie erblickt ihre Freundin sofort und strahlt sie an: „Woher hast du gewusst, dass ich jetzt frei habe?“ „Das hat man als Freundin einfach so im Gefühl“, lacht Svenja und schlägt vor: „Komm, holen wir uns doch ein Eis, denn ich muss dir etwas wichtiges erzählen!“ Lucie nickt und hakt sich bei Svenja unter. Gemeinsam verlassen sie das Geschäft und steuern auf ihre Lieblingseisdiele zu.

 

Lucie wählt dort ihr Lieblingseis, Pistazie und Svenja entscheidet sich für Schokolade. Die beiden Mädchen bezahlen und schlendern dann gemütlich durch die Stadt. Dabei erzählt Lucie von ihrem Ferienjob und dass sie morgen den ganzen Tag arbeiten muss. „Schade“, entgegnet Svenja, „weil Morgen gibt One Di-“ „Stopp“, ruft Lucie ärgerlich, „das will ich nicht hören! Und sowieso, in einer halben Stunde bin ich mit Jeremy verabredet. Wir sollten uns einmal auf den Heimweg machen.“ Svenja ist zuerst ein bisschen eingeschnappt und sagt eine Weile lang nichts mehr, dann kommt sie aber zu dem Entschluss, dass es ja nicht ihr Problem ist, wenn Lucie nicht informiert ist.

 

Eine halbe Stunde später sitzt Lucie im Wohnzimmer von Svenja und Jeremy und wartet auf ihren Freund. Svenja hat sich mittlerweile in ihr Zimmer verzogen. Auch wenn sie nicht daran denken will, zerbricht sich Lucie den Kopf, was Svenja ihr vorhin sagen wollte. Aber nachzufragen traut sie sich nicht, denn sie hat diese fünf Jungs ein für alle Mal aus ihrem Leben verbannt.

 

Die knarrende Tür reisst Lucie aus ihren Gedanken und im Türrahmen steht ihr Freund Jeremy. Wie immer mit einem bezaubernden Lächeln. Lucie muss automatisch auch lächeln und sie springt schnell auf und landet direkt in deinen Armen. Lucie atmet seinen angenehmen Duft ein und geniesst den Moment einfach. Jeremys Kopf beugt sich nun zu Lucies Kopf runter und ihre Lippen treffen aufeinander. Es ist so, als würde ein Feuerwerk in Lucie explodieren. Sie liebt Jeremy einfach bedingungslos. Sie hat keine Ahnung, ob sie für immer zusammen sein werden, aber sie lieben sich jetzt und das ist das Wichtigste.

Schliesslich löst sich Jeremy von Lucie, nimmt ihre Hand und sie gehen gemeinsam aus der Wohnung. Gemütlich spazieren sie durch die Stadt, mit dem Ziel, ins Schwimmbad zu gehen.

 

Dort angekommen bezahlt Jeremy die beiden Eintritte und sie suchen sich einen schönen Platz auf der grossen Schwimmbadwiese. Dort breiten sie ihre Tücher aus und legen sich drauf. Lucie kuschelt sich an Jeremy. „Das ist der perfekte Sommer für mich“, nuschelt sie, „morgens arbeiten und dann am Abend hier liegen. Ich könnte stundenlang hier liegen.“ Jeremy lacht: „Wollen wir das morgen wiederholen?“ „Leider muss ich morgen den ganzen Tag arbeiten“, seufzt Lucie, „irgend so ein Superstar gibt im Einkaufszentrum eine Autogrammstunde und ich muss einfach da sein.“ „Ich bin morgen sowieso mit einem Kumpel verabredet“, sagt Jeremy leise.

 

Dann liegen sie eine Weile einfach nur Still da und gehen ihren Gedanken nach. Lucie findet, dass es ihr jetzt viel besser geht, als vor einem… Nein, unterbricht sie sich selbst, einfach nicht daran denken. Als hätte Jeremy ihre Gedanken gehört, fragt er: „Denkst du noch oft an damals?“ Lucie muss nicht genauer nachfragen. Sie weiss ganz genau was er meint. Aber was soll sie antworten? Ja, es vergeht keinen Tag an dem ich nicht daran denke und wenn ich alleine bin, dann google ich sie sogar, um zu sehen, wo sie sind und was sie so machen. Dann schäme ich mich aber immer so, dass ich schnell den Verlauf meines Laptops lösche. Nein, das ist definitiv die falsche Antwort!

 

„Ich versuche es, so gut es nur geht, nicht zu tun“, antwortet sie schliesslich. Es stimmt ja, Lucie will nicht daran denken, aber sie tut es trotzdem. „Das ist doch nicht schlimm“, sagt Jeremy und zieht Lucie noch ein Stück näher an sich heran, „ohne ‚damals‘ hätten wir uns auch nie kennengelernt.“ Lucie nickt leicht. Sie hofft, dass Jeremy dieses Thema endlich beendet hat, denn das ist genau das, worüber sie nicht sprechen will.

 

Um abzulenken, fragt sie Jeremy, ob er auch ein bisschen schwimmen gehen will. Also gehen sie Hand in Hand zu den Umkleidekabinen und Lucie zieht sich schnell ihren türkisfarbenen Bikini an. Als sie die Kabine verlässt, wartet Jeremy schon auf sie. Geduscht ist er auch schon und er tropft richtig. Er will Lucie umarmen, doch diese ziert sich und will noch nicht nass werden. So endet das in einer kleinen Verfolgungsjagt, in welcher schlussendlich beide lachend im Pool landen und sich gegenseitig Tunken. Sie haben richtig Spass und das Gespräch von vorhin ist in Vergessenheit geraten.

 

Nach einer Stunde verlässt Lucie bibbernd den Pool und sprintet zur Dusche. Dort duscht sie sich erst einmal warm und seift sich ordentlich mit ihrem Pfirsich-Duschgel ein. Jeremy wollte noch ein paar Züge schwimmen und blieb noch im Wasser.

 

Knappe zwanzig Minuten später steht Lucie angezogen und mit nassen Haaren am Beckenrand, wo Jeremy gerade seine Längen zieht. Als er Lucie erblickt, steigt er kurzerhand raus und kommt auf sie zu. Sie küssen sich zum Abschied, dann macht sich Lucie auf den Heimweg.

 

 

Zuhause hilft sie Marisa beim Kochen, dann essen sie gemeinsam. Henry ist für zwei Tage weg, um für ‚sie‘ als Bodyguard zu arbeiten. Aber er wird bald wieder da sein und auch das Kochen übernehmen, denn das kann er echt hervorragend. Nach dem Essen verzieht sich Lucie in ihr Zimmer. Dort setzt sie sich aufs Bett und schaltet ihren CD Player ein. Sanfte Melodien erklingen. Ed Sheeran‘s ‚Give Me Love‘. Es ist nach wie vor eines ihrer Lieblingslieder. Lucie startet den Laptop und checkt kurz ihre E-Mails. Claudia hat ihr eine kurze Nachricht geschrieben und erzählt von der Schule, ihren Freundinnen und darüber, dass sie bald für ein paar Wochen nach Spanien verreisen wird. Aber über dieses gewisse eine Thema schreibt sie nicht. Und darüber ist Lucie ziemlich froh. Schnell tippt sie eine Antwort. Die restlichen Mails sind alles nur Werbungen und ähnliches. Also schaltet sie den Computer wieder aus. Es ist noch viel zu früh um schlafen zu gehen, deshalb duscht Lucie nochmal ausgiebig, isst ein Honig-Brot und dann setzt sie sich mit einer heissen Schokolade zu Marisa auf die Couch und schaut irgendeine Quizshow.

 

Um halb elf ist die Quizshow zu Ende und Lucie macht sich bettfertig. Sie sagt Marisa noch schnell ‚Gute Nacht‘ und dann schlüpft sie in ihr Bett und kuschelt sich ein. Aber sie kann einfach nicht einschlafen. Zuerst versucht Lucie es mit Musik hören, dann holt sie ‚den Sweater‘ aus dem obersten Fach ihres Kleiderschrankes. Sie schlüpft schnell hinein und auf einmal fühlt sie sich geborgen. In den Sweater gekuschelt schläft sie kurz vor Mitternacht ein.

 

Why?

 

Am nächsten Morgen wird Lucie um sechs Uhr von ihrem Wecker geweckt. Verschlafen reibt sie sich die Augen und stellt den Wecker ab. Schliesslich lässt sie sich noch einmal zurück ins Bett fallen. Sie erinnert sich wieder dran, was sie heute zu tun hat und das lässt sie aufstöhnen.

 

Irgendwann reisst sich Lucie zusammen und steht auf und wirft schnell den Sweater, welchen sie bis gerade eben an hatte, in irgendeine Ecke. Den sollte sie eigentlich schon längst weggeschmissen haben. Jedenfalls hat sie das allen erzählt.

 

Barfuss tapst sie in die Küche und macht sich eine Schale Müsli. Das verschlingt sie schnell, bis sie ins Badezimmer geht und sich die Zähne putzt und sich ein bisschen hübsch macht. Dabei rätselt Lucie die ganze Zeit, wer dieser geheimnisvolle Superstar, der heute eine Autogrammstunde geben soll, sein könnte. Und soll sich Lucie dafür extra hübsch machen?

 

Nein, Lucie entscheidet sich dagegen. Sie weiss ja aus eigener Erfahrungen, dass selbst Superstars nur ganz normale Menschen mit normalen Gefühlen sind. Danach geht Lucie zurück in ihr Zimmer und zieht sich an. Da es heute wieder richtig heiss werden soll, entscheidet sie sich für jeansfarbene Hotpants und ein gestreiftes Trägertop, welches sie im Kaufhaus sowieso gegen ihr übliches Arbeitsshirt umtauschen würde.

 

Es ist erst sieben Uhr und Lucie braucht sowieso nur zehn Minuten bis ins Kaufhaus. Also schaltet sie kurz das Radio an.

 

„Für alle die schon wach sind, gibt es jetzt einen richtigen Gute-Laune Hit“, ertönt die Stimme des Radiomoderators, „nämlich What Makes You Beautiful von einer britischen Boyband namens One Direction. Ausserdem werden sie…“

 

Klick. Lucie hat das Radio wieder ausgestellt und sie seufzt genervt. Warum kann man denn diesen Typen nicht aus dem Weg gehen? Die lauern einem ja überall auf!

 

Kurzerhand zückt sie ihr Handy und checkt ihre Nachrichten. Tatsächlich ist eine SMS von Svenja eingegangen. Schnell öffnet sie die Nachricht und liest:

 

Hey Lucie, hast du Lust, heute so gegen 12h zu mir zu kommen? Ich sag nur: Überraschung! Xx Svenja

 

Lucie will schon zusagen, aber dann fällt ihr ja ein, dass sie heute auch über Mittag arbeiten muss. Einen Grund mehr, Superstars zu hassen! Schnell tippt sie eine Antwort:

 

Sorry, ich muss arbeiten :( xx Lucie

 

Als Lucie zirka zwanzig Minuten später im Kaufhaus ankommt erwartet sie Nick schon an der Türe. „Gut das du kommst Lucie“, sagt er richtig aufgeregt, was sehr ungewöhnlich ist für ihm.

 

„Also Lucie, du hast jetzt fünf Minuten Zeit, dich umzuziehen, dann erwarte ich dich ein meinem Büro“ Lucie nickt und sprintet schnell zu ihrem Spind, wo sie ihre Tasche versorgt und ihr Arbeitsshirt rausnimmt. In einer der Umziehkabinen zieht sie sich geschwind um. Lucie ist richtig aufgeregt, obwohl sie sich geschworen hat, nie wieder aufgeregt zu sein, wegen einem Superstar.

 

Mit zittrigen Knien geht sie zum Büro von Nick, klopft an und tritt ohne die Antwort abzuwarten ein. Klar, bei jedem anderen hätte sie das nicht gemacht. Aber Nick ist halt einfach Nick. Und Nick wird deshalb auch nicht böse.

 

Dieser sitzt wie üblich hinter seinem Schreibtisch, ist aber ausnahmsweise nicht mit seinem Computer beschäftigt. Und auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch sitzt ein Mädchen, etwa in Lucies Alter und lächelt schüchtern. Lucie mustert sie kurz und muss feststellen, dass sie eigentlich ganz hübsch ist. Sie hat kurze, dunkelbraune Haare, braune Augen und leicht geschwungene Lippen. In der Nase blitzt ein kleines Piercing. Sie trägt genau wie Lucie das Arbeitsshirt und darunter kurze Shorts im Karomuster. Ihre Füsse stecken in schwarzen Converse. Lucie findet sie auf Anhieb sympathisch.

 

Um keine Zeit zu vergeuden setzt sich Lucie gleich auf den freien Stuhl und guckt ihren Boss erwartungsvoll an. Schliesslich ist das ja der Moment, wo sie erfahren wird, wen sie heute kennenlernen wird.

 

Nick räuspert sich kurz und beginnt dann zu sprechen: „Lucie, das ist Jessica, sie wird heute deine Partnerin sein und dir helfen. Jessica, das ist Lucie. Sie hat hier einen Ferienjob für zwei Wochen.“ Nachdem er die beiden Mädchen einander vorgestellt hat, senkt er seinen Kopf und schaut auf seine Hände. Es scheint so, als wolle er die Mädchen absichtlich auf die Folter spannen.

 

Lucie kann es nicht mehr aushalten, deshalb fragt sie geradeaus: „Und wer ist denn heute dieser Superstar?“ Bevor Nick antworten kann, muss Jessica kurz lachen und meint dann: „Das weisst du noch nicht? Heute gibt…“ „Pssst! Lucie weiss noch nicht wer kommen wird!“, wird Jessica von Nick unterbrochen. Sie muss nochmal lachen und erwidert: „Ach so. Okay Nick, von mir wird sie nichts erfahren.“

 

Oh Gott, warum kommt Nick denn nicht vom Fleck?, fragt sich Lucie, langsam verärgert. Sie will es jetzt einfach um jeden Preis wissen. Zum Glück sieht das auch Nick ein. Er holt tief Luft. „Also Mädels, um zehn Uhr wird Person X eintreffen. Bis dahin müsst ihr die Garderobe vorbereitet haben, denn ihr werdet sozusagen persönliche Assistentinnen von X. Von zehn Uhr bis zwölf Uhr werdet ihr die betreuen, dann habt ihr etwa zwei Stunden Pause. Anschliessend erwarte ich von euch, dass die Garderobe wieder aufgeräumt wird. Das wäre dann auch schon alles. Nach diesem Gespräch, werde ich euch alles zeigen, wo ihr was findet und was X sich alles in ihrer oder seiner Garderobe wünscht.“

 

Warum redet er immer um den heissen Brei rum? Ich will es doch einfach nur wissen! Lucie ist am Rande der Verzweiflung angelangt.

 

Genau in diesem Moment setzt Nick an: „Heute wird…*Trommelwirbel*… One Direction eine Autogrammstunde geben.“

 

Lucie hört den Rest gar nicht mehr. Auf einmal wird ihr speiübel und sie wird kreideblass. Es fühlt sich an, als würde ihr der Boden unter den Füssen weggezogen werden. Wie ein Tritt in die Magengrube. Als hätte man ihr die Luft zum Atmen genommen.

 

Plötzlich sieht Lucie zwei verstörte Gesichter über sich. Das eine muss Nick sein, das andere ist wohl Jessica. „Lucie, geht es dir nicht gut?“, fragt Nick, „du bist einfach so vom Stuhl gekippt und du bist so blass.“ Jessica scheint es nicht so ernst zu sehen und meint an Nick gewandt: „Hey, welches Girl würde bei One Direction nicht vom Stuhl fallen?“ Das bringt beide zum Lachen und Lucie versucht gezwungenermassen ebenfalls zu lächeln.

 

„Also du bist so ein riesiger Fan von One Direction und deshalb bist du vor Freude vom Stuhl gefallen?“, hackt Nick nach. Lucie lächelt immer noch und nickt heftig, während Jessica ihr aufhilft.

 

Tausend Fragen bilden sich gerade in Lucies Kopf. Die meisten beginnen mit: Warum, warum, warum? Warum One Direction?

Tick, Tack

 

Es ist schon fast halb neun, als Nick die beiden Mädchen endlich weg schickt, damit sie alles für One Direction besorgen und herrichten können. Und zum ersten Mal haben sie die Gelegenheit, sich zu unterhalten und sich besser kennenzulernen.

 

Gemeinsam laufen sie mit der Einkaufsliste zum Fahrstuhl. Zum Glück sind sie hier in einem Shopping-Center mit Lebensmittelabteilung. Lucie wird langsam neugierig: „Jessica, arbeitest du eigentlich schon lange für Nick?“

 

Jessica antwortet freundlich: „Nein, nein! Ich arbeite nur heute für Herrn Frei, also Nick. Es war eine Stelle ausgeschrieben, nur für diesen Tag. Und da ich in drei Monaten auf ein One Direction Konzert will, brauche ich genug Geld für die Tickets! Du musst wissen, ich bin ein riesen Directioner! Aber du doch sicher auch. Und, gehst du auch auf das Konzert im September?“

 

„Äh ja, ich liebe One Direction über alles“, lügt Lucie, „aber ich weiss noch nicht, ob ich auf das Konzert gehen darf, denn meine Tante ist ziemlich streng. Warum geben die eigentlich eine Autogrammstunde, wenn sie sowieso in drei Monaten wieder kommen werden?“

 

„Das weisst du nicht?“, Jessica ist erstaunt, „die haben vor einer Woche eine neue Single rausgebracht, sie heisst ‚Best Song Ever‘ und die müssen sie jetzt promoten. Wer ist eigentlich dein Liebling?“

 

Mittlerweile sind die beiden in der Mall angekommen und steuern auf das Lebensmittelgeschäft zu. Lucie ist ratlos, sie hat keine Ahnung, was sie sagen soll, denn es ist echt schwerer vorzuspielen, ein Directioner zu sein, als es von aussen scheint.

 

„Eigentlich mag ich alle richtig gerne.“, murmelt sie nach einer halben Ewigkeit. Auf jeden Fall kam es für Lucie so vor.

 

„Hier sind die Skittles“, ruft Jessica und zeigt auf ein Regal, „wie viele Packungen brauchen wir davon?“

Lucie zieht die Einkaufsliste aus ihrer Tasche und muss grinsen: „Fünf XXL-Packungen wünschen sich die Herrschaften!“

 

„Ach du meine Güte, sind die Verfressen!“, lacht Jessica und zerrt eine der gewünschten Packungen aus dem Regal. Lucie hilft ihr, die fünf Säcke in ihren Einkaufswagen zu befördern. Als nächstes müssen sie zu den Getränken. Jedes Mitglied wünscht sich eine 2-Liter Flasche Pepsi. Auch die Minze-Kaugummis dürfen nicht fehlen. Das wäre dann alles, was auf ihrer Liste steht. Trotzdem kommen sie fünf Minuten später richtig schwer beladen aus dem Laden. Warum müssen es denn ausgerechnet fünf Idioten sein? Hätten drei oder vier nicht gereicht?

 

Mit Mühe und Not schaffen es die Mädchen zum Fahrstuhl, wo sie erst einmal aufatmen. Glücklicherweise bietet sich ein freundlicher Herr an, ihnen zwei Tüten bis zu ihrer Abteilung zu tragen.

 

Sie beeilen sich, alles in die Garderobe zu bringen. Dort schnappt sich Lucie noch kurz den Besen und wischt den Boden richtig gründlich. Jessica ging hingegen kurz zum Floristen und hat ein paar Blumen und Vasen gekauft, um die Garderobe etwas gemütlicher einzurichten. Auch einen Kerzenständer hat es hier, was in Lucie Erinnerungen hochkommen lässt.

 

Flashback

 

Dann springt sie übermütig auf. Vielleicht etwas zu übermütig, denn sie schmeisst fast die Ständerlampe um, da sie sich mit dem Träger ihrer Tasche verfangen hat. Zum Glück ist Harry da und fängt die zu Boden fallende Lampe im letzten Moment noch auf.

 

Flashback Ende

 

Eigentlich will sie gar nicht mehr, daran denken, aber es lässt sich nicht vermeiden. In ihr brodelt es nur so von Wut, dass sie kurzerhand den Besen in irgendeine Ecke pfeffert.

 

Jessica ist richtig besorgt und befördert Lucie auf das Sofa. „Lucie, was ist los? Warum bist du so seltsam drauf? Bist du wirklich nur aufgeregt, oder steckt da noch etwas anderes dahinter?“, fragt Jessica ganz lieb. Sie scheint echt mehr mitgekriegt zu haben, als Lucie gedacht hat.

 

Lucie seufzt und spielt sogar einen Moment mit dem Gedanken, Jessica alles zu erzählen. „Jessica…“, beginnt Lucie und flüstert dann, „ach nichts, ich bin einfach nur richtig nervös.“ Das ist ja nicht ganz gelogen, denn sie ist ja nervös. Nur aus einem anderen Grund.

 

Jessica streicht ihr mitfühlend über den Rücken: „Okay, aber wenn du jemanden zum reden brauchst, ich bin immer für dich da. Ach ja, du kannst mich übrigens gerne Jessy nennen. Jessica mag ich gar nicht so gerne.“

 

Für kurze Zeit zeichnet sich ein Lächeln auf Lucies Gesicht. Mit einem definitiv besseren Gefühl als zuvor, macht sich Lucie wieder an die Arbeit. So schlimm wird dieser Tag schon nicht werden, denkt sie sich.

Die beiden Mädchen haben noch richtig viel zu tun und richten die Garderobe für One Direction so gemütlich ein, wie sie nur können. Als sie endlich zufrieden sind, helfen sie den Security-Männern und sperren gewisse Teile des Kaufhauses mit einer weiss-rot gestreiften Flatterleine ab.  Danach müssen sie erst einmal Nick beruhigen, der beinahe einen Kreislaufzusammenbruch erleidet, weil die ganze Organisation heute an ihm liegt.

 

Schliesslich ist es schon fünf Minuten vor zehn. Noch genau zehn Minuten, bis die Superstars eintreffen und Lucie schlägt das Herz bis zum Hals.

And now you’re standing there right in front of me

 

Jessy und Lucie wurde zum Hintereingang geschickt, um One Direction gleich in Empfang zu nehmen und in ihre Umkleidekabine zu bringen. Obwohl Lucie protestiert hatte, muss sie die Arbeit wohl oder übel machen. Was bleibt ihr schon anderes übrig?

 

Kreideblass lehnt sie an der Wand und schaut auf die grosse Uhr gegenüber. Die kreischenden Fans rund um das Einkaufszentrum sind auch nicht zu überhören. Tief einatmen – Lucie versucht sich zu beruhigen und versucht sich einzureden: Sie werden dich sowieso nicht erkennen und wenn schon, nach alldem wollen die bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben! Sicherheitshalber hat sich Lucie ein rotes Cap geschnappt, welches ihr Gesicht ziemlich stark verdeckt.

 

Gerade, als der Minutenzeiger auf der Zwölf stehen bleibt, erhöht sich das Gekreische draussen um das Tausendfache – wenn das überhaupt möglich ist. Lucie weiss was das bedeutet. Sie ist ganz still geworden. Auch Jessy, die zuvor noch nervös auf und ab gelaufen ist, erstarrt und setzt ein professionelles Lächeln auf. Nur noch wenige Sekunden ist dieser eine Moment entfernt.

 

Schritte nähern sich und die Tür wird rasch geöffnet. Im Raum steht plötzlich ein bulliger, kräftiger Mann. Paul. Er fragt gleich auf Englisch: „Seid ihr die zwei Angestellten, die One Direction jetzt betreuen sollen?“

Lucie rührt sich nicht vom Fleck, deshalb antwortet Jessy schnell: „Ja, das sind wir. Ich bin Jessica und das hier ist Lu-“

 

„Ach, das ist doch unwichtig“, fällt Lucie Jessy ins Wort und erntet zwei ziemlich erstaunte Blicke. Aber Paul scheint nichts aufzufallen.

 

Ohne mit der Wimper zu zucken spricht Jessy auch schon weiter: „Mister Higgins, sie können One Direction reinschicken. Sie sind total sicher hier drin, es befinden sich keine hysterischen Fans oder ähnliches in diesem Gebäude.“

 

Paul nickt und schenkt den beiden Mädchen ein Lächeln, dann verschwindet er wieder. Aber nur um eine Minute später wieder zu kommen. Er öffnet die Tür wieder und rein kommt niemand anderes als One Direction. One Direction – die Band, welche Lucies Leben zerstört hat!

 

Lucie hält die Luft an und mustert die Jungs einzeln. Bei ihm bleibt sie stehen. Harry. Er hat sich kaum verändert. Aber zum Glück bemerkt er sie nicht. Genau gesagt wurde sie noch von keinem bemerkt.

 

Die Jungs stehen um Jessica rum, während sie sich vorstellt und den Jungs der Reihe nach die Hand schüttelt. Sie hat immer noch dieses professionelle Lächeln aufgesetzt, welches sie so toll beherrscht, aber Lucie sieht, dass auch Jessy richtig nervös ist. In diesem Moment beginnt Jessy: „Und das dort ist meine Arbeitskollegin. Wir beide werden euch heute betreuen. Geht doch bitte einmal zu ihr hin und begrüsst sie. Ihr müsst wissen, sie ist ein bisschen schüchtern, da sie eigentlich ein riesiger Fan von euch ist.“ Die Jungs lachen, drehen sich um und kommen geradezu auf Lucie zu.

 

Nein! Schreck! Albtraum! Lucie hat erneut das Gefühl, als würde der Boden unter ihren Füssen zu schwanken beginnen. Immer mehr und mehr. Plötzlich wird alles schwarz.

 

Das nächste was sie spürt, sind zwei starke, muskulöse, mit Tattoos überdeckten Arme, die sie zu halten scheinen. Lucie hebt ihren Blick und es fühlt sich wie ein Deja-vu an, als ihr Blick an der starken Brust haften bleibt. Nach wenigen Sekunden gibt sie sich einen Ruck und hebt ihren Blick vollständig.

Sie starrt in zwei wunderschöne grüne Augen, die sie besorgt ansehen. Ihre Lieblingsaugen. Genau die Augen, welche sie schon so lange vermisst hat!

 

Genau als sich ihre Blicke treffen, durchzuckt Harry etwas und er hätte sie beinahe fallen gelassen. Er wirkt einfach wie erstarrt!

 

Er hat mich erkannt, schiesst es Lucie durch den Kopf. Sie ist unfähig, sich auch nur in geringster Weise zu bewegen.

 

Es scheinen schon ein paar Sekunden verstrichen zu sein, denn Louis fragt: „Harry? Alles in Ordnung mit dir?“

 

Doch Harry antwortet nicht. Er starrt Lucie immer noch mit demselben Blick an und flüstert dann: „Lucie?“

Jetzt wird es Lucie zu viel! Das hätte alles nicht passieren sollen, also muss sie ihn jetzt möglichst schnell abwimmeln, damit er sich keine Hoffnungen macht. Schliesslich habt sie Jeremy!

 

Geschickt und nicht gerade sanft befreit sich Lucie aus Harrys Griff und tritt einen Schritt zurück. Dann zischt sie: „Ja, und?! Ich habe längst mein eigenes Leben, von dem du dich besser fernhalten solltest!“

Harry scheint davon überhaupt keine Notiz zu nehmen, er grinst Lucie einfach mit seinem frechen, unwiderstehlichen Grinsen an.

 

Auch die anderen Jungs sind nun darauf aufmerksam geworden. Niall zieht scharf die Luft ein und Louis reibt sich verwundert die Augen. Es hätte wohl niemand mehr damit gerechnet, dass sie Lucie je wieder sehen würden und jetzt soll sie sogar ihre Asistentin sein?!

 

 

Zayn ist der erste, der seine Sprache wieder findet. „Lucie, bist du’s wirklich?“, fragt er immer noch ungläubig, „was machst du denn hier?“

 

Lucie ist nun richtig wütend! Hätte es nicht gereicht, wenn nur Harry sie erkannt hätte? Ist ja egal, früher oder später hätten sie es sowieso rausgefunden. Jetzt will Lucie nur noch alles so schnell wie möglich hinter sich bringen und Jeremy wieder in ihre Arme schliessen!

 

Richtig genervt sagt sie deshalb: „Ja, ich bin’s, Lucie, wer sonst?! Ich arbeite hier. Und nur damit alles klar ist: Das hier ist alles rein geschäftlich. Macht euch bloss keine Hoffnungen!“ Das letzte hat sie in Harrys Richtung gesagt.

 

Jessica hat alles mitverfolgt und ist richtig verwundert, was das alles soll. „Ihr kennt euch schon?“, fragt sie ungläubig. Niall antwortet freundlich: „Ja, klar doch! Hat sie es dir denn nicht erzählt?“ Als Jessy den Kopf schüttelt beginnt Niall zu erzählen: „Wir kennen Lucie schon seit über einem Jahr und sie ist Harrys Ex-Freundin. Irgendwie hat sie etwas an der damaligen Beziehung gestört und sie ist bei Nacht und Nebel einfach abgehauen. Seit dem haben wir nichts mehr von ihr gehört.“

 

Jessys Mund steht weit offen, so baff ist sie. Sie hat mit vielem gerechnet, aber nicht damit! „Und, und, und warum hat sie mit Harry sozusagen Schluss gemacht?“, stottert Jessy, jetzt total aufgeregt.

Liam zuckt mit den Schultern: „Das wüssten wir auch gerne, denn so richtig hat es noch keiner verstanden!“

 

Die Neugier in Jessica ist nun zu gross und es platzt aus ihr heraus: „Lucie, warum hast du denn mit Harry Schluss gemacht? Ich mein ja nur, Millionen von Mädchen wären liebend gerne an deiner Stelle gewesen!“

 

Lucie schnaubt: „Was habt ihr denn nicht verstanden? Das  hier ist alles rein beruflich und solcher privater Kram hat da nichts zu suchen. Wenn die Herrschaften mit bitte folgen würden.“

Auf dem Absatz macht Lucie Kehrt und steuert mit grossen Schritten und erhobenen Hauptes, auf den Fahrstuhl zu.

 

Hoffentlich muss ich mir nicht den ganzen Tag solche Fragen anhören, hofft sie inbrünstig.

 

Jessica rennt ihr schnell hinterher und auch die Jungs folgen den beiden Mädchen, leider mit gemischten Gefühlen. Besonders Harry hat keine Ahnung, ob es jetzt toll ist, dass er Lucie wieder gefunden hat, oder ob er sich das ganze Theater besser erspart hätte. Louis, Liam, Niall und Zayn hingegen werfen sich immer wieder bedeutungsvolle Blicke zu. Es ist ausgerechnet Louis, der sich fest in den Kopf gesetzt hat. Lucie und Harry wieder zusammen zu bringen, koste es, was es wolle!

 

Jessica hat Lucie eingeholt und flüstert aufgeregt, dass die Jungs sie nicht hören: „Lucie, was sollte das ganze eben? Warum hast du mir nichts davon erzählt? Bitte sag mir, was ist da los?!“

 

„Details kommen später. Nur so viel: Ich war kurze Zeit mit Harry zusammen, habe ihn aber verlassen und bin abgehauen, da mir der ganze Medienrummel zu viel wurde. Aber ich will nichts mehr von ihm, schliesslich bin ich glücklich vergeben und brauche das alles nicht noch einmal!“, antwortet Lucie knapp. Sie mag Jessica sehr, trotzdem hat sie jetzt einfach keinen Nerv dafür, die ganze Geschichte wieder aufzuwärmen. Nur schon durch die Anwesenheit der Jungs wird sie schon genug an ihre Vergangenheit erinnert.

 

Plötzlich stellt sich Lucie eine Frage im Kopf, die sie sich nie wieder stellen wollte.

 

Liebe ich Harry noch?

 

Weil eigentlich hat er ihr ja gar nichts angetan, im Gegenteil, er war der perfekte Freund. Und schliesslich hat Lucie in ihrem Abschlussbrief an Harry geschrieben, dass sie ihn immer lieben wird.

 

Ach Quatsch, ich liebe ihn ganz sicher nicht mehr! Ich liebe Jeremy tausendmal mehr und schliesslich habe ich Harry schon über ein Jahr nicht mehr gesehen, versucht sich Lucie selbst zu überzeugen.

Automatisch beschleunigt Lucie ihre sowieso schon schnellen Schritte, sodass Jessica und auch die Jungs Mühe haben, ihr zu folgen. Da der Hinterausgang genau am anderen Ende des Kaufhauses liegt, mussten sie einmal durch das ganze Kaufhaus laufen, um zu der Garderobe für One Direction zu gelangen.

 

Lucie erreicht den Raum als erste und hält den Jungs höflich die Tür auf und meint extrem gespielt freundlich: „Bitteschön, hier ist eure Garderobe. Es sollte alles vorhanden sein, was ihr gewünscht habt. Falls ihr noch Fragen habt, wendet euch an Jessica oder mich.“

Tote Zeit

 

„Ich habe noch eine Frage!“, kommt es prompt von Louis. Er grinst, wie auch früher schon. „Und die wäre?“, fragt Lucie ungeduldig und wippt genervt mit ihrem Fuss. Jessica fühlt sich irgendwie nicht ganz wohl in dieser Situation und hat sich verdrückt, mit der Ausrede, aufs Klo zu müssen. Lucie muss zugeben, dass sie wahrscheinlich dasselbe getan hätte an Jessicas Stelle.

 

 

Während Lucie ungeduldig vom einen zum anderen sieht, merkt sie, wie Louis und Harry bedeutungsvolle Blicke austauschen. „Kannst du uns erklären, wie der Fernseher funktioniert?“, fragt Louis endlich.

 

 

Wie blöd sind die eigentlich, fragt sich Lucie, denn ein Fernseher zu bedienen, kann ja nicht so schwer sein. Aber sie gibt seufzend nach und geht ins Zimmer, geradeaus zum Fernseher, ohne sich umzusehen. Leider hat sie nicht gemerkt, dass es eine Falle ist, denn Niall und Liam versperren schnell die Tür, dass Lucie ihnen nicht entwischen kann. Das war alles Louis‘ Idee.

 

Als sich Lucie umdreht, sieht sie in die selbstgefällig grinsenden Gesichter von Liam, Niall, Zayn und Louis. Nur Harry grinst nicht. Er scheint richtig nervös zu sein, denn an seinem T-Shirt sind riesige Schweissflecken zu sehen.

 

„Warum?“, zischt Lucie tonlos. Sie ist richtig sauer und weiss nicht einmal, warum. Sie ist einfach sauer. Vielleicht sogar auf sich selbst, aber das will sie um keinen Preis zugeben.

 

 

Louis packt Lucie und zieht sie gemeinsam mit Zayn auf das Sofa. Zu zweit versuchen sie das Mädchen zu bändigen, aber Lucie wehrt sich mit allen Mitteln. Aber irgendwie kommt sie sich selbst richtig albern vor, denn sie muss an die vielen Directioner denken, die sie bestimmt für gestört halten. Aber Lucies einziger Wunsch ist, ein normales Leben führen zu können, fernab von Stars wie One Direction.

 

Nach ein paar Minuten gibt Lucie den Kampf auf, denn sie hat eingesehen, dass es hoffnungslos ist, gegen zwei Jungs zu kämpfen. „Was wollt ihr?“, fragt sie ziemlich eingeschnappt.

 

Jetzt übernimmt Zayn die Führung. Er holt tief Luft und beginnt dann zu sprechen: „Lucie, wir wollen wissen, warum du damals abgehauen bist und was das ganze Theater hier soll! Was haben wir dir getan, dass du uns so behandelst? Bitte, bitte sag es uns!“ Zayn flehte Lucie förmlich an. Er und Louis haben Lucie inzwischen losgelassen, sodass sie sich bewegen konnte. Sie nützt ihre Chance gleich, springt auf und zeigt mit dem Finger auf Harry: „Du hast alles zerstört! Mein Leben, meine Privatsphäre, einfach alles!“ Sie merkt, wie ihr langsam Tränen in die Augen steigen.

 

Harry schnappt nach Luft und auch die anderen Jungs wissen nicht, was sie sagen sollen. Das Ganze hat sie richtig getroffen.

 

„Bitte lasst mich jetzt einfach gehen“, bittet Lucie, „es wäre besser für uns alle, denke ich.“

„Noch einmal lasse ich dich nicht gehen!“, meldet sich plötzlich Harry zu Wort. Er macht einen Schritt auf Lucie zu und es sieht so aus, als wolle er sie in den Arm nehmen. Instinktiv weicht Lucie zurück.

 

„Gut, ihr habt es nicht anders gewollt!“, murmelt sie und zieht ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Schnell tippt sie auf ihrem Handy rum und hält es sich dann ans Ohr.

 

>Hey Baby, bitte hilf mir! Es ist ganz dringend, denn ich werde da von fünf riesigen Typen festgehalten, bitte, du musst mich hier rausholen!

 

>Ich bin im Kaufhaus. Such Nick oder Jessica, die werden dich schon zum richtigen Raum bringen. Du musst einfach kommen, ich drehe gleich durch!

 

>Dann bis gleich. Ich liebe dich auch Jeremy!

 

Lucie legt schnell auf und sieht siegessicher in die Runde. Und sie hat ihr Ziel erreicht. Zwar verstehen die Jungs kein Deutsch, erst recht kein Schweizerdeutsch, aber sie sind nicht blöd und können sich aus den Worten Jeremy und Baby alles zusammenreimen.

 

Besonders Harry steht der Schock ins Gesicht ins Gesicht geschrieben. Jetzt weiss er endgültig, dass er bei Lucie keine Chancen mehr hat. Er war einfach zu egoistisch und wollte Lucie ganz alleine für sich. Aber sie hat etwas Besseres verdient. Er will doch eigentlich nur das Beste für sie.

 

Mitten in dieser Schockstarre geht Lucie zur Tür, schiebt Niall und Liam zur Seite und will in den Flur treten. Doch jemand hält sie auf. „Warte noch Lucie!“, ruft Zayn. Sie dreht sich ganz kurz um und er fährt fort: „Wir wünschen, dass uns ab jetzt nur noch Jessica behilflich ist. Wir dispensieren dich somit offiziell von deinem Dienst.“ Diese Worte haben gesessen. Bis jetzt konnte Lucie mit Harry und auch den anderen machen was sie wollte und ihnen einen Schmerz nach dem anderen hinzufügen, doch jetzt wollen sie nicht mehr. Sie wollen Lucie nicht mehr sehen.

 

Da Lucie keine Anstalten macht zu gehen, sagt Zayn unberührt: „Du kannst jetzt gehen.“

Das lässt sie sich kein zweites Mal gehen. Sie dreht sich um und rennt den Flur entlang, zu ihrem Schliessfach. Sie zieht schnell ihr Arbeitsshirt aus und tauscht es gegen ihr normales ein. Dann schnappt sie sich ihre Tasche und geht zum Ausgang. Dort trifft sie Jessica an, die sie fragend ansieht.

 

„One Direction möchte mich nicht mehr sehen. Du bist jetzt ihre einzige Betreuerin.“, erklärt Lucie und tritt aus der Tür. Dass Jessica ihr ungläubig und leicht geschockt hinterherguckt kümmert sie nicht. Sie will einfach nur noch verschwinden und diesen Albtraum hinter sich lassen. Sie wollen mich nicht mehr sehen.

Kaum hat sie diesen Gedanken fertig gedacht steigen ihr schon die Tränen in die Augen und sie muss unerbittlich weinen. All die Emotionen, die sich in ihr angestaut haben müssen jetzt raus. Und so läuft sie langsam nach Hause. Tränenüberströmt, schluchzend und allein gelassen.

 

Harry geht es zur selben Zeit nicht besser. Auch er weint. Aber nur ganz still in sich hinein. Auch wenn Zayn, Niall, Liam und Louis so was wie Brüder für ihn sind, schämt er sich, vor ihnen Emotionen zu zeigen. Plötzlich verspürt er einen inneren Drang, schnappt sich seine Gitarre und verlässt den Raum. Er weiss genau, wohin es ihn jetzt zieht.

 

Louis, Zayn, Niall und Liam dagegen sind komplett ratlos. Was ist bloss in Harry gefahren? In wenigen Stunden müssen sie unzählige Autogramme schreiben und da haut Harry einfach mal so schnell ab? Aber sie beschliessen, niemandem Bescheid zu sagen, dass er weg ist, da sie auf jeden Fall wissen, dass Harry jetzt seine Ruhe braucht und alleine sein will.

 

Die Zeit scheint in diesem Moment wie tot zu sein.

Neue Pläne

 

Lucie rennt schnell nach Hause und bemerkt deshalb die neugierig gaffenden Passanten überhaupt nicht. Es geschieht ja auch nicht alle Tage, dass ein laut schluchzendes Mädchen durch die Strassen rennt.

Etwa drei Male verläuft sich Lucie, bis sie es endlich nach Hause geschafft hat. Ungeduldig schliesst sie die Wohnungstür auf, dann wirft sie Schuhe und Tasche hin, nur um sich selbst weinend auf die Couch zu schmeissen. Zum Glück ist niemand zu Hause.

 

Lucie versteht die Welt nicht mehr! Warum ist sie jetzt eigentlich so traurig? Und warum musste sie vorhin so weit gehen? Hat sie nicht schon immer gewollt, dass Harry sie findet? Und jetzt wo es geschehen ist, vermasselt sie alles.

 

 

Liebe ich Harry noch?

 

 

Immer wieder und wieder stellt sie sich die Frage und jedes Mal kann sie sich keine klare Antwort darauf geben. Eigentlich hätten sie ja da weitermachen können, wo sie letztes Jahr aufgehört haben. Aber dann wäre alles wieder wie zuvor. Ihr Leben wäre perfekt, abgesehen von der Presse. Will Lucie überhaupt ein perfektes Leben? Haben Probleme und Konflikte nicht auch ihren Reiz? Und die Presse? Wenn Lucie letztes Jahr nicht bereit dazu gewesen ist, warum sollte sie es jetzt sein?

Und die letzte Frage, aber umso wichtigere Frage: Was ist mit Jeremy?

 

Liebe ich Jeremy noch?

 

Auch darauf kann sich Lucie keine Antwort geben. Sie ist total verwirrt. Sie weiss nur eines: Sie hat es sich richtig mit One Direction vermasselt!

 

Als sie sich wieder einigermassen beruhigt hat, steht sie auf, geht in die Küche und macht sich in die Küche. Was soll sie jetzt machen? Wie soll sie diesen Tag bloss rumkriegen? Jeremy ist ja bei seinem Kumpel. Marisa ist mit einer Freundin weg, Henry muss heute arbeiten und Svenja hat schon etwas anderes vor.

 

Da Lucie keine bessere Idee hat, zieht sie sich wieder ihre Ballerinas an und geht ein bisschen spazieren. Eigentlich hat sie gar kein Ziel, doch ihr Unterbewusstsein steuert sie an einen ganz bestimmten Ort.

 

 

*Inzwischen bei One Direction*

 

„Wo ist Harry bloss hingegangen?“, fragt Louis andauernd, während er in der Garderobe hin und her geht.

„Hey Louis, chill mal“, meint Zayn, „Harry wird schon wieder auftauchen, mach dir keine Sorgen.“

 

Niall und Zayn sitzen auf dem Sofa und futtern sich Skittles voll, während Liam einfach nur stumm dasitzt und Louis beim hin und her laufen zusieht.

 

„Wir müssen irgendwas tun. So kann es unmöglich weitergehen!“, bringt es Liam auf den Punkt. „Aber was sollen wir tun? Ich mein wir können Lucie ja schlecht Kidnappen und Harry erzählen, sie sei gestorben, damit er endlich über sie hinwegkommt.“, meint Zayn halb verärgert, halb belustigt, „der ganze Kram zerstört noch unsere ganze Band!“ „Hey, aber meint ihr das mit den kidnappen wäre möglich?“, fragt Niall neugierig in die Runde. „Niall!“, kommt es synchron aus drei Mündern und er wird nicht gerade freundlich angesehen. „War noch nur ne Frage…“, murmelt er leise vor sich hin.

 

„Ich habs!“, schreit Louis plötzlich, sodass sich alle Köpfe in seine Richtung drehen. „Wir müssen Harry und Lucie wieder zusammenbringen!“, sagt er bestimmt und grinst die anderen selbstsicher an. „Und wie soll das bitteschön gehen?“, fragt Liam ungläubig, „wir können Lucie ja schlecht dazu zwingen.“ „Stellt euch bloss vor, Lucie würde ihm dann wieder das Herz brechen! One Direction wäre dann endgültig erledigt.“, fügt Zayn an.

 

 

„Und wie wäre es, wenn wir sie bestechen?“, fragt Niall unschuldig. „Niall!“, kommt es erneut aus drei Mündern und Liam sieht ihn vorwurfsvoll an: „Woran du nur wieder denkst! Das können wir doch nicht machen. Sowieso, irgendwann würde es rauskommen und Harry wäre nicht nur von Lucie enttäuscht, sondern auch von uns. Das geht schon mal gar nicht!“

 

 „Hey Jungs, wir werden das schon irgendwie schaffen!“, meint Louis zuversichtlich, „wir brauchen nur jemanden, der sie so gut kenn wie kein anderer. Dann wird’s schon schief gehen!“

 

 

„Und wer?“, fragt Zayn und Niall sagt wie aus der Pistole geschossen: „Svenja!“ Liam ist noch skeptisch: „Ja, das wäre eine Option, aber wie können wir sie erreichen? Hast du ihre Nummer?“ Niall duckst herum: „Na ja, wisst ihr, das ist so, ähm, sie hat mich blockiert und deshalb habe ich ihre Nummer gelöscht.“ Belustigt schütteln die Jungs ihre Köpfe, aber Niall kontert: „Vielleicht kommt sie ja an die Autogrammstunde, dann können wir sie da fragen.“ „Das ist mir zu unsicher. Wir sollten lieber jemand anderes fragen, wie zum Beispiel Jessica“, schlägt Zayn vor. Aber davon ist Louis nicht begeistert: „Jessica kennt Lucie doch nicht besser als wir! Da warte ich lieber ab und vielleicht haben wir ja Glück und treffen Svenja wirklich!“ Auch die anderen drei sind mit diesem Vorschlag einverstanden.

 

Sie haben jetzt nur ein Ziel: Sie wollen nicht nur Harry und Lucies Beziehung, sondern auch die Band retten!

Gitarrenklänge und Erinnerungen

 

Lucies Unterbewusstsein steuert sie an den Ort, wo sie schon immer war, wenn sie unbedingt nachdenken musste. Wenn sie nicht mehr weiter wusste, wenn sie eine schwierige Entscheidung zu treffen hatte. Der Ort gab ihr Kraft, in jeder Situation.

 

Die Baracke.

 

Nicht irgendeine Baracke, sondern genau diese, wo sie ihn zum ersten Mal gesehen hat. Und mit jedem Schritt den sie tut, kommt sie diesem Ort ein Stück näher.

 

Lucie fragt sich, ob er sich noch an ihre erste Begegnung erinnern würde. Ob er noch jedes Detail, jeder schöne und auch schlechte Moment dieser ganz besonderen Woche erinnerte. Ob er je wieder an diesem Ort gewesen ist?

 

Sie muss sich richtig zusammenreissen und ihre Gedanken an ihn stoppen. Sie hat einen Freund und sie liebt ihn! Oder? Liebt sie ihn vielleicht nur, weil er sie an diese Zeit zurück erinnerte? Oder weil er einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war?

 

Schnell schiebt sie diese Gedanken beiseite. Sie liebt Jeremy, basta!

 

Die Baracke ist nur noch wenige Meter von ihr entfernt, als sie plötzlich sanfte Gitarrenklänge wahrnimmt. Für einen Moment stoppt Lucie und lauscht der schönen Melodie. Doch woher kommt sie? Das Hallenstadion ist auf der anderen Seite und solche Gitarrenklänge würden niemals nach draussen dringen.

 

 

Unmittelbar muss Lucie lächeln und beschleunigt ihre Schritte. So würde sie richtig gut nachdenken können. Sie liebt Musik! Und zwar jegliche Art. Sie hat es zwar noch niemandem erzählt, aber als es ihr damals so schlecht ging, hat sie sich oft mit Mozart oder Bach getröstet. Und seit dem hört sie regelmässig klassische Musik.

 

Noch einmal muss Lucie um die Ecke, dann wird sie die Tür der Baracke sehen können, sowie die Blumentöpfe, wo sie sich damals versteckt hat. Sie kann sich noch an jedes kleinste Detail erinnern.

 

Flashback

 

Als sie sich dann eine Minute später vor der Baracke befindet, schaut sie sich erst einmal um und checkt die Lage. Und bevor der Sicherheitsmann sie sehen kann, versteckt sie sich hinter einem grossen Blumentopf, von welchem sie die Tür der Baracke und den Mann sehr gut im Blick hat. Dann beschliesst Lucie erst einmal zu warten. Nach etwa zehn Minuten wird sie ungeduldig, doch ihre Chance kommt nur wenige Minuten später. Der Wachmann geht auf das Klo, also auf die Bauarbeitertoilette, die etwa zwanzig Meter entfernt der Baracke liegt. Als er die Tür zugeschlagen hat, nützt Lucie die einmalige Chance und rennt schnell zur Barackentür.

 

Flashback Ende

 

Irgendwie wird ihr bei diesem Gedanken ganz warm ums Herz. Sie erinnert sich, wie naiv sie damals war und noch keine Ahnung hatte, was passieren könnte, wenn sie wirklich in die Baracke einbricht. Und auf keinen Fall hat sie geahnt, dass es so langanhaltende Folgen haben würde. Sie war nur ein normales Mädchen, welches unbedingt seine Idole treffen wollte.

 

Lucie muss nur noch um eine einzige Ecke biegen. Sie kann es kaum erwarten und rennt los. Sie will jetzt einfach alleine sein! Aber nach nur wenigen Metern stoppt sie abrupt.

 

 

Jemand sitzt, mit dem Rücken zu ihr gedreht, auf einem grossen Stein und spielt Gitarre. Aber es ist nicht irgendjemand, sondern er! Seit wann kann er Gitarre spielen? Und was macht er hier?

 

Lucie ist gerade ein bisschen geschockt, denn sie hat überhaupt nicht mit ihm gerechnet. Aber der Anblick raubt ihr den Atem. Es sieht einfach so unglaublich… natürlich und zugleich verzweifelt aus.

 

Eigentlich sollte sie jetzt zu ihm gehen und ich ansprechen, oder sie sollte einfach wieder gehen und so tun als ob sie nie hier gewesen wäre und nichts gesehen hätte. Doch Lucie kann nicht! Wie versteinert steht sie da und starrt ihn an.

 

Lucie hat keine Ahnung, wie schnell oder auch langsam die Zeit vergeht, sie ist einfach nur verzaubert von diesem Anblick. Es ist so, als wäre es wie damals, als sie sich zum ersten Mal gesehen haben.

 

Plötzlich verstummen die Gitarrenklänge und sein Kopf dreht sich in ihre Richtung. Zuerst kann man den Schock deutlich sehen, doch dann entspannt sich sein Gesichtsausdruck und er wirkt beinahe schon schüchtern.

 

„Lucie“, fragt er zaghaft, „was machst du hier?“

 

Zuerst weiss sie überhaupt nicht was sie tun soll. Einfach so tun, als hätte sie ihn nicht gehört? Einfach wegrennen? Nein, das wäre zu feige. Sie ist schon sonst immer einfach weggerannt, wenn es Probleme gab und jetzt muss sie sich dieser Situation stellen. Lucie wusste, dass es früher oder später dazu kommen wird. Sie wollte es einfach nicht wahrhaben!

 

„Harry? Ich äh, wollte nur ein bisschen nachdenken“, sagt sie schüchtern und gerade so laut, dass er es verstehen konnte.

 

Jetzt lächelt Harry ganz leicht. „Das wollte ich auch tun. Komm doch her, dann können wir zusammen nachdenken.“ Er klopft mit seiner Hand auf den Stein neben sich.

 

Lucie zögert. Was soll sie tun? Irgendwie kann sie sich nicht dazu überwinden, ihn schon wieder zu verletzen, also geht sie langsam, Schritt für Schritt auf ihn zu, bedacht, ihn nicht anzusehen. Vorsichtig setzt sie sich auf den Stein neben ihn und starrt geradeaus auf die Baracke.

 

Lange Zeit sagt niemand etwas. Beide wissen, dass sie sich endlich aussprechen sollten, aber keiner wagt es, den ersten Schritt zu machen. Lucie ist das ganze irgendwie unangenehm. Es ist ja eigentlich ihre Schuld, dass alles so ist wie es ist. Wenn sie damals nicht abgehauen wäre, könnten sie und Harry vielleicht immer noch glücklich sein. Mit einem Mal fühlt sie sich richtig schuldig Harry gegenüber.

 

Deshalb sammelt sie all ihre Kraft und ihren Mut und stammelt dann leise: „Also, es tut mir, äh, leid.“ Dabei schafft sie es nicht, in seine Augen zu sehen und sie weiss selbst, dass sie richtig feige ist.

 

Langsam dreht Harry seinen Kopf und Lucie spürt, wie er seinen Blick auf sie richtet. Und es ist ihr nicht unangenehm, es tut ihr sogar ganz gut. Ein kleiner Windstoss kommt und weht Harrys Duft zu Lucie herüber. Genauso hatte sie ihn in Erinnerung. So vertraut.

 

Harry macht seinen Mund auf um etwas zu sagen, schliesst ihn aber wieder. Nach wenigen Minuten versucht er es nochmal. „Warum?“ Das ist das einzige was er sagen kann. Mehr bringt er einfach nicht über die Lippen.

 

Kurz schliesst Lucie ihre Augen und erinnert sich an ihre Lieblingslebensweisheit, die sie schon so lange durch das Leben begleitet. Ihre Mutter hat es ihr von klein auf immer wieder gesagt.

 

Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen.

 

„Und warum bist du dann gegangen? Ich glaube du hast dein Herz damals bei mir in Italien gelassen.“, flüstert Harry tonlos.

 

Oh Gott, denkt sich Lucie, habe ich das gerade eben laut gesagt?

 

„Ich weiss es nicht“, antwortet Lucie wahrheitsgemäss, „ich glaube die Angst war da grösser als die Liebe!“

 

„Lucie, wovor hattest du denn Angst? Du weisst doch, dass du mit mir über alles reden kannst!“, sagt Harry beinahe verzweifelt.

 

Lucie steigen die Tränen in die Augen, sosehr berührt sie dieses Gespräch und auch all die Erinnerungen, die ihr immer wieder hochkommen. Auch an die Zeit, wo sie gerade aus Italien zurückgekehrt ist und den ganzen Tag nur noch geheult hat. Einfach alles. Sie versucht klar zu denken. „Harry, das verstehst du nicht! Du bist dir den ganzen Rummel um deine Person gewöhnt. Du bist so selbstbewusst, du bist stark genug dafür! Aber ich bin nur ein kleines Mädchen, welches von heute auf morgen auf der ganzen Welt das Thema Nummer eins war. Und ich wollte das nicht! Genauso wenig wie ich es jetzt will! Das Ganze hat mir richtig Angst gemacht, ich hatte Panik! Ich habe grosse Selbstzweifel, Harry, ich bin nicht stark und selbstbewusst schon gar nicht. Ich tu nur so als ob und versuche hier ein ganz normales Leben zu führen. Deshalb bitte ich dich, komm nicht mehr zurück!“ Die letzten Sätze waren nur noch ein Schluchzen.

 

Harry hat Lucie aufmerksam zugehört und ist einerseits unglaublich glücklich, dass sie endlich gesagt hat, was mit ihr los ist, andererseits ist er sehr besorgt um Lucie, da sie gerade richtig zerbrechlich wirkt. „Ach komm her, Lucie!“ Er rückt näher zu Lucie und nimmt sie in seine Arme. Während Harry ihr behutsam über den Rücken streicht, kuschelt sich Lucie an seine Brust. Ihre Schluchzer werden langsam immer weniger, während Harry immer wieder murmelt: „Es wird alles gut, Lucie!“

Heart on Fire

 

Nach einer gewissen Zeit hat sich Lucie halbwegs beruhigt. Aber nur halbwegs, denn ganz beruhigen kann sie sich einfach nicht. Seit über einem Jahr hat sie sich dieses Gespräch gewünscht, auch wenn es nur innerlich war und sie nie jemandem von diesem Drang erzählt hat. Es war ihr Geheimnis, welches sie ohne Probleme verdecken konnte. Doch jetzt hat sie ihm ihr Herz ausgeschüttet und sich somit verletzlich gemacht und genau das ist es, was Lucie fürchtet. Sie will nicht verletzlich sein! Sie will stark und selbstbewusst sein, was ihr wahrscheinlich bei jedem gelang, ausser bei ihm. Harry Styles.

 

Noch immer wird ihr Körper von seinen starken, muskulösen Armen an seine Brust gedrückt. Und als wäre es selbstverständlich streicht er mit seinen grossen Händen durch ihre braunen, lang gewellten Haare. Beide wissen, sie haben sich so viel zu sagen, doch keiner von ihnen wollte die irgendwie fast vertraute Stimmung zerstören.

Lucie geniesst es, einfach hier zu liegen und sie hätte diesen Moment am liebsten für immer festgehalten. Doch leider sind Menschen nicht dazu im Stande, die Zeit anzuhalten.

 

 

Wie es doch schon immer bei Lucie war, kann sie sich einfach nicht auf diesen Augenblick konzentrieren. Es schwirren ihr zu viele ungeklärte Fragen im Kopf herum, die sie am liebsten auf der Stelle beantwortet hätte.

 

Das Leben ist einfach so kompliziert und Lucie kann sich einfach nicht entscheiden. Jeremy oder Harry? Und wenn sie Jeremy wählen würde, wäre es dann nicht fast schon fremdgehen, wenn sie hier an die Brust ihres Ex‘ gedrückt wird? Hat sie dieses Gespräch überhaupt weitergebracht oder hätten sie es gar nicht erst führen sollen?

Bevor Lucie ihre Gedanken zu Ende denken konnte, begann Harry mit brüchiger Stimme: „Lucie, da gibt es so viel was wir uns noch nicht gesagt haben und etwas muss ich jetzt einfach loswerden: Lucie, ich liebe dich. Ich habe dich geliebt, vom ersten Moment, als ich dich gesehen habe und habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich wusste bis heute nicht, warum du damals von mir fortgegangen bist, ich hatte keine Ahnung was ich falsch gemacht habe. Aber jetzt, wo ich den Grund weiss, tut es mir richtig weh, dass du so hast leiden müssen – und das nur wegen mir. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie leid es mir tut und mir war wohl nie bewusst, was ich dir angetan habe“, Harry seufzt kurz, bevor er langsam weiterspricht, „und ich weiss, dass es total egoistisch ist, dich jetzt so was zu fragen, beziehungsweise zu sagen. Lucie, bitte; können wir noch einmal von vorne beginnen? Es würde mir so viel mehr bedeuten, als du nur denken kannst; du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich du mich machen würdest. Mir ist bewusst, was alles auf uns zukommen würde, aber ich verspreche dir, ich werde dir in jeder Situation beistehen und dich unterstützen wo immer ich auch kann. Ich werde dich nicht alleine lassen, denn ich liebe dich!“

 

Kaum hat Harry seine Rede beendet setzt sich Lucie mit einem Ruck gerade hin und rückt ein kleines Stück von ihm weg. Lucie ist geschockt! Sie hat zwar gewusst, dass so was in der Art kommen könnte, trotzdem wurde sie von der Situation völlig überrannt. Soll sie wieder mit Harry zusammen sein? Die Versuchung ist gross, aber kann sie sich überwinden? Soll sie das Risiko eingehen?

 

„Ich weiss nicht Harry…“, murmelt Lucie kaum hörbar, um die unangenehme, aber unumkehrbare Situation herauszögern zu können.

 

Harry nimmt seinen Mut zusammen, denn er hat riesige Angst davor, dass sie ihn abweisen würde. Womöglich sogar für einen anderen. Jetzt geht es um alles oder nichts.

 

„Bitte Lucie“, beginnt Harry zögerlich und greift nach Lucies Hand, „hör mir nur noch drei Minuten zu.“

 

Als er aufgehört hat zu sprechen greift Harry nach seiner Gitarre, welche er neben den Stein gelegt hat. Vorsichtig rückt er sie in die richtige Position und platziert seine langen Finger auf den richtigen Stellen. Für einen kurzen Moment schliesst er die Augen und atmet tief durch. Als er seinen Kopf hebt, schaut er mit seinen smaragdgrünen Augen genau in Lucies schokoladenbraunen Augen, wobei sie seinem Blick nicht ausweichen kann. „Dieser Song ist für dich.“ Mit diesen Worten beginnt er sanft über die Saiten zu streichen und die schöne Melodie, welcher Lucie schon vorhin gelauscht hat, ertönt. Nach einem kleinen Intro beginnt Harry zu singen. Zuerst noch etwas zaghaft, dann wird er immer sicherer. Während des ganzen Songs schaut er in Lucies Augen.

 

"...I won't let you go, now you know I've been crazy for you all this time, I've kept it close always hoping with a heart on fire..."

 

Natürlich ist Lucie nicht doof und hat die Message hinter dem Song verstanden. Einerseits ist sie unglaublich gerührt, dass Harry extra für sie einen Song geschrieben hat, doch andererseits ist es genau das, was sie nicht will. Lucie liebt Harry, aber eine Beziehung zwischen ihnen würde nicht funktionieren, und das sollte er doch endlich akzeptieren können.

 

Lucie schliesst ihre Augen, sie hält es einfach nicht mehr aus, Harry in die Augen zu sehen. Sie weiss, sie wird ihn verletzen, aber sie kann nicht anders, denn das ist für die der richtige Weg.

 

 

Nachdem Harry den Song beendet hat, legt er die Gitarre weg, setzt sein so berühmtes und unwiderstehliches Harry-Grinsen auf und sieht Lucie mit funkelnden Augen an. „Und?“

 

„Was ‚und‘?“, Lucie stellt sich dumm.

 

Harry unterdrückt ein Lachen. „Na den Song, wie fandst du ihn? Und was denkst du jetzt?“

 

Lucie versucht es mit einem zaghaften lächeln: „Es ist unglaublich süss und ich bin auch richtig gerührt, dass du mir einen Song geschrieben hast. Das hat bis jetzt noch kein Junge für mich gemacht!“

 

Harry strahlt glücklich und streicht Lucie über den Rücken, als er etwas unsicher fragt: „Und was denkst du jetzt über… uns…?“

 

Langsam senkt Lucie den Blick, beisst sich für einen Moment auf der Unterlippe und schaut Harry dann wieder in die Augen. Er hat die Wahrheit verdient. Sie muss ihm all ihre Gefühle gestehen!

 

 

„Ich liebe dich Harry“, Lucie macht eine Pause und Harry nähert sich Lucie schon, um sie zu küssen, aber sie schiebt ihn bestimmt weg, „aber es geht nicht. Harry, Zeiten ändern sich und Menschen auch. Ich werden dich immer lieben, aber im Moment hat unsere Liebe einfach keine Chance!“

 

„Was spricht denn dagegen?“, fragt Harry total verzweifelt, er ist sogar den Tränen schon nahe.

 

„Erstens“, zählt Lucie auf, „habe ich einen Freund, den ich über alles liebe und zweitens möchte ich nicht schon wieder aus meiner Welt rausgerissen werden und in deiner Leben. Das würde einfach nicht funktionieren! Harry, du musst über mich hinwegkommen!“

 

Harry senkt den Kopf und dreht sich beschämt weg, aber Lucie hat die Träne schon gesehen, die über seine Wange gekullert war. Liebevoll streicht sie ihm durch seine braunen, wilden Locken. Vorsichtig sieht Harry wieder hoch.

 

Zögernd meint Lucie: „Und vielleicht können wir es in fünf oder zehn Jahren noch einmal versuchen.“  Eigentlich hätte er sie auch jetzt küssen können, aber das entspricht nicht Lucie’s Plan. Und an dem hält sie sich mit Händen und Füssen fest.

Harry ist dadurch ein bisschen getröstet, dass Lucie trotzdem noch ein Hintertürchen offen gelassen hat.

 

 

„Aber bis dahin“, sagt Lucie, „sollten wir uns besser nicht sehen, sonst kommen wieder solche Gefühle hoch und das wollen wir doch verhindern, nicht?“

 

Harry nickt und steht langsam auf. Lucie tut es ihm gleich. Wie abgesprochen fallen sie sich dann in die Arme. Eine letzte Umarmung. Auf jeden Fall für die nächsten fünf Jahre. Noch fünf endlose Jahre, bis Harry seine Lucie wieder in seine Arme  schliessen kann.

 

 

Schliesslich befreit sich Lucie aus der Umarmung und sieht ein letztes Mal zu Harry hoch. „Lebe wohl und pass auf dich auf!“ Dann dreht sie sich um und verschwindet schnell in der Richtung, aus der sie gekommen ist.

Was nun?

 

Zehn Minuten bevor die Autogrammstunde beginnt ist Harry immer noch nicht im Einkaufszentrum aufgetaucht. Liam, Louis, Niall und Zayn sind unglaublich nervös, denn bis jetzt weiss noch gar niemand, dass Harry überhaupt weg ist. Sie haben in ihn vertraut, dass er pünktlich zurück sein würde. Doch jetzt ist er nicht da. Was sollen sie tun? Ist ihm etwas passiert? Hat er einfach die Zeit vergessen? Hat ihn jemand erkannt und wird nun von verrückten, durchgeknallten Fans belagert? Und was sollen sie eigentlich den Fans sagen, wenn Harry bei der Autogrammstunde nicht anwesend ist?

 

Louis hüpft wie ein kleines Kind umher, Liam trommelt mit seinen Fingern auf den Tisch, Niall stopft Chips fast schon tütenweise in sich hinein und Zayn zupft schon seit einer halben Ewigkeit an seinen Haaren rum, die sowieso schon perfekt sitzen. Niemand hat ein Wort gesagt, aber sie wissen, dass sie alle dasselbe denken. Verwirrend, aber praktisch zugleich, wenn man sich schon so gut kennt.

 

Nach einer gefühlten Stunde erhebt sich Liam von der Couch und meint in die Runde: „Ich sehe mal nach Paul.“ „Ja, gute Idee.“ „Solltest du machen.“ „Bin einverstanden“, kommt es von den anderen dreien. Sie sind froh, dass sie nicht diese Aufgabe übernehmen müssen. Klar ist Paul wie ein Dad für sie – aber wenn sie Mist bauen, kann er sie manchmal auch richtig schön zusammenfalten. Und na ja, davor fürchten sie sich alle irgendwie. Trotzdem, wenn sie irgendwelche Probleme haben, wenden sie sich zuerst an ihn.

 

Im Flur begegnet Liam Jessica. „Sag mal Jess, hast du per Zufall Paul gesehen? Oder vielleicht auch Harry?“, fragt Liam, die überrumpelte Jessica, „und was ist eigentlich mit Lucie?“

 

Jessica wird zuerst knallrot, denn es irgendwie freut sie sich total, dass ihr Idol sie anspricht, allerdings ist es ihr auch irgendwie unangenehm, denn sie weiss nicht so richtig, wie sie sich vor Liam verhalten soll. Natürlich nicht kreischen. Aber abweisend und kalt, wie Lucie, muss man ja nicht unbedingt sein, oder? Wenn man ihm zeigt, dass man ihn mag, ist das doch nicht falsch!

 

„Paul ist da, geradeaus den Gang runter. Harry habe ich nicht gesehen und Lucie ist nach Hause gegangen, denn anscheinend habt ihr sie von ihrem Dienst dispensiert.“, antwortet Jessica so geschäftlich wie möglich auf Liam’s Frage.

 

Dieser bedankt sich mit einem kurzen Lächeln, dann hetzt er den Gang runter, geradezu in die Arme von Paul.

 

„Ey, ey, ey, Liam! Wo brennt’s?“, fragt Paul mit einem lockeren Grinsen, aber trotzdem irgendwie ernsten Gesichtsausdruck.

 

Liam ringt kurz nach Luft, ehe er Paul die ganze Situation in knappen Worten schildert: „Es gab ein Chaos wegen Lucie. Harry wollte kurz an die frische Luft und ist seit dem nicht wieder aufgetaucht.“

 

Pauls Gesichtsausdruck verhärtet sich: „Und wann ist er raus gegangen?“

„Ich glaube vor etwa drei Stunden.“

 

„Junge, dann kommst du erst jetzt zu mir? Ist dir bewusst, dass in genau fünf Minuten und neun Sekunden die Autogrammstunde beginnt?“, jetzt ist Paul derjenige, der nach Luft ringt. Manchmal versteht er diese Jungs echt nicht. Denken sie, er sei Superman und könne Harry in fünf Minuten herzaubern?

 

Liam blickt niedergeschlagen auf seine Schuhe und murmelt schuldbewusst: „Wir dachten, er würde es rechtzeitig zurück schaffen. Sonst hätten wir ihn gar nicht gehen lassen…“

 

„Ist ja schon gut“, Paul kann den Jungs einfach nie lange böse sein, „aber dann los! Hol die anderen Jungs und beginnt die Autogrammstunde ohne Harry. Sagt einfach, ihm geht es nicht so gut; er kommt später dazu. Und ich versuche Harry in Kürze aufzutreiben. Deal?“

 

„Deal!“, Liam lächelt Paul dankbar an und sie verabschieden sich mit einem Handschlag. Dann drehen sich beide um. Liam läuft zurück um die anderen drei Jungs zu holen, Paul zum Ausgang um Harry zu suchen.

 

*zur selben Zeit*

 

Svenja steht eingequetscht zwischen anderen Fans im Einkaufszentrum. Es dauert nur noch fünf Minuten, bis die Autogrammstunde losgehen wird. Sie war schlau und war schon richtig früh im Einkaufszentrum. Dadurch konnte sie sich einen Platz im vorderen Teil der Kolonne zu ergattern. Eigentlich geht es ihr gar nicht darum, ein Autogramm zu kriegen, sondern darum, One Direction wieder zu sehen. Besonders Niall. Werden sie sich noch an sie erinnern?

 

Denn aus ein paar unschönen und komplizierten Gründen hat sie den Kontakt zu Niall abgebrochen, obwohl sie das inzwischen bereut. Wird Niall ihr eine zweite Chance geben? Werden sie da weitermachen können, wo sie aufgehört haben?

 

Svenja schlägt das Herz bis zum Hals, so wahnsinnig aufgeregt ist sie. Am liebsten wäre es ihr natürlich, wenn ihre beste Freundin Lucie jetzt hier wäre, aber leider geht das nicht, weil sie ja arbeiten muss. In diesem Kaufhaus.

 

Moment mal, Svenja überlegt, Lucie arbeitet hier? Dann muss sie davon ja auch etwas mitgekriegt haben. Ist sie vielleicht schon auf die Jungs gestossen? Svenja möchte nicht in Lucies Haut stecken.

 

Mit einem Mal verstärkt sich das Gekreische um das Tausendfache, sofern das überhaupt möglich ist und Svenja richtet ihre Aufmerksamkeit auf das kleine Podest, worauf ein Tisch und dahinter fünf Stühle platziert sind. Dahinter ist ein schwarzer Vorhang zu erkennen, welcher sich jetzt mächtig bewegt…

 

 

Die Autogrammstunde

 

Nachdem Liam die Jungs aus der Garderobe abgeholt hat, treten die vier durch einen Vorhang und erblicken die kreischende Menge. Auch wenn es aussergewöhnlich ist, dass so viele Menschen in einem Kaufhaus hat, beeindruckt es die Jungs nicht im Geringsten. Im Moment ist ihnen so ziemlich alles egal; sie wollen nur ihren Harry zurück – und zwar so bald wie möglich. Ohne ihn fühlen sie sich einfach unvollständig, schwach und wertlos.

 

Liam fasst sich ein Herz und greift zu seinem Mikrofon, welches für die Jungs bereit auf dem Podest liegt. Er versucht einen fröhlichen Gesichtsausdruck hinzubekommen, denn die vielen Mädchen sind ja nicht hier, um eine Boyband zu sehen, die so aussieht, als wären sie an einer Beerdigung. Liam atmet noch einmal tief durch dann brüllt er ins Mikrofon: „Was geht ab Zürich?“ Die Menge kreischt noch lauter, mittendrin Svenja. Sie hat ihren Blick nur auf ihn gerichtet. Niall. Ein weiteres Mal setzt Liam an, doch dieses Mal etwas leiser und in normalem Ton: „Es tut mir sehr leid, euch das sagen zu müssen, aber wie ihr seht, One Direction ist nur noch zu viert.“

 

Totenstille.

 

Mit einem Schlag kehrt eine unbehagliche Stille ein. Einige Fans sind den Tränen nahe. Stimmt das wirklich, was Liam da gerade gesagt hat? Ist Harry ausgestiegen? Einfach so? Wird sich die ganze Band deswegen auflösen? Was zum Teufel ist da los?

 

Das fragt sich zu dem Zeitpunkt auch Svenja. Aber das kann doch gar nicht sein, versucht sie sich selbst zu überzeugen, denn auf den Plakaten für die Autogrammstunde sind doch noch alle fünf darauf. Sowieso, auf dem Podest stehen fünf und nicht vier Stühle am länglichen, schwarzen Tisch aufgereiht. Warum hat Liam denn gerade gesagt, dass One Direction nur noch zu viert sind?

 

Das fragt sich wohl auch Louis, denn er boxt Liam freundschaftlich, aber trotzdem kräftig, in den Rücken. Und in diesem Moment schnallt auch Liam, dass er Scheisse gebaut hat und versucht sich noch irgendwie zu retten. „Ja, äh, also das war nicht so gemeint, äh, ich wollte nur sagen, dass Harry jetzt nicht da ist, weil er äh, na ja, ein paar sagen wir mal private Probleme hat. Eventuell wird er trotzdem noch erscheinen“, stottert Liam vor sich hin und wäre am liebsten samt seiner knallroten Birne im Boden versunken.

 

Svenja grinst nach dieser Erklärung. Typisch Liam halt. Aber wovon hat er da eigentlich gesprochen? Harry und private Probleme? Kann der sich nicht zusammenreissen und trotzdem erscheinen? Plötzlich durchzuckt sie ein Geistesblitz. Eigentlich nur ein Wort schwebt in ihrem Kopf herum. Lucie. Sie arbeitet doch hier und da ist es doch beinahe unmöglich, nichts von der One Direction Autogrammstunde mitzukriegen. Ist sie vielleicht Harry begegnet? Mit einem Mal hat es Svenja noch eiliger endlich dran zu kommen. Sie muss Liam unbedingt fragen, was da los ist. Schliesslich war sie mit den Jungs sogar vier Tage in Italien, da ist er ihr das schon schuldig. Und sie will Niall wieder von Angesicht zu Angesicht sehen und in seine glasklaren, blauen Augen sehen. Auf der Stelle!

 

Niall, Zayn, Liam und Louis haben sich derweilen hingesetzt und haben begonnen, ein Autogramm nach dem anderen zu schreiben. Nebenbei versuchen sie ein fröhliches Gesicht zu machen und mit den Fans kurz zu reden oder sie umarmen. Trotzdem ist keiner so richtig bei der Sache. Alle hängen ihren Gedanken nach.

 

Währenddessen fährt Paul mit seinem silbernen Volvo die ganze Zeit wie ein Irrer durch Zürich. Warum machen die Jungs immer so einen Scheiss? Er liebt sie ja und ist auch so was wie ein Vater für sie, aber anstrengend sind sie schon. Aber warum muss Harry abhauen? Und warum kommt er dann nicht wieder? Was ist wenn er gekidnappt wurde?

 

Sorgenfalten bilden sich auf Pauls breiter Stirn, während er missmutig an der roten Ampel anhält. Kurz wirft er einen Blick nach draussen. Da war er doch schon einmal, bei diesem riesigen Gebäude. Hallenstadion steht in Druckbuchstaben auf einem silbernen Schild.

 

Plötzlich reisst er das Steuerrad rum und biegt nach links an, in eine kleine Seitenstrasse neben den Stadion. Es war reine Intuition. Er hat so das Gefühl, dass er hier seinen ausgerissenen Sprössling wiederfinden könnte.

 

Warum sind alle Parkplätze besetzt? Es ist wie verhext. „Dieser Tag bringt einfach nichts Gutes!“, seufzt Paul während er überlegt, wo er hier parkieren könnte. Plötzlich erinnert er sich wieder, wo er das letzte Mal seinen damals noch neuen Volvo abgestellt hatte. Vor irgend so einer Baracke mit einem Bauarbeiterklo davor. Die muss gleich etwas weiter hinten an dieser Strasse liegen.

 

Und so ist es. Paul stellt seinen Wagen ab und steigt aus. Zuerst sieht er sich kurz um. Es hat sich nicht sehr viel verändert, seit dem letzten Mal, ausser dass diese Bauarbeitertoilette nicht mehr da steht. Dafür –

 

Nein, das darf nicht wahr sein!

 

Da sitzt doch tatsächlich Harry zusammengekauert auf dem Boden, wie ein Häufchen Elend, und heult. Neben ihm liegt seine Gitarre, ohne Hülle! Ohne Zweifel, das muss er sein!

 

Paul fällt ein Stein vom Herzen, dass Harry endlich gefunden hat. Er hat sich schon die grössten Sorgen um ihn gemacht! Andererseits aber, warum ist er so verstört? Er hat sich doch eigentlich ganz gut erholt von Lucie und er war sogar wieder mit anderen Frauen aus, wie Kimberley Stewart oder Kara Marshall.

 

Mit eiligen Schritten hetzt Paul auf Harry zu. Dieser bemerkt ihn erst, als Paul schon vor ihm steht. Langsam hebt er seinen Kopf. Harry sieht schrecklich aus. Seine Augen sind rot und angeschwollen vom vielen Weinen. Ohne etwas zu sagen setzt sich Paul neben Harry und reicht ihm ein Taschentuch, welches Harry dankbar annimmt.

Dann fragt Paul: „Was ist los Harry?“

 

Harry sieht zu Boden und murmelt leise, beinahe schon unverständlich: „Sie ist ein zweites Mal gegangen.“

 

Paul muss nicht nachfragen, er weiss genau wen Harry meint. Immer diese Lucie! Er wusste schon, dass sie nichts als Ärger bringen wird, als er sie aus der Baracke gezerrt hat. Trotzdem hat er immer seinen Mund gehalten und Harry sogar noch geholfen. Sie macht ihn wütend und am liebsten hätte er jetzt ein paar deftige Schimpfwörter rausgelassen, stattdessen sagt er nur: „Weisst du Harry, wenn sie deine Liebe nicht zu schätzen weiss, dann vergiss sie besser ganz schnell wieder!“

„Ich kann sie aber nicht vergessen“, schluchzt Harry verzweifelt.

 

Paul streicht Harry einmal kurz über den Rücken und steht dann auf. „Harry, wir können im Auto weiterreden, aber eigentlich solltest du jetzt bei der Autogrammstunde sein und fleissig Autogramme schreiben!“

 

„Scheisse“, entfährt es Harry. Mühsam steht er auf und trottet hinter Paul her, welcher sich die Gitarre geschnappt hat und mit schnellen Schritten auf seinen Volvo zuschreitet.

 

Paul hat Recht, wenn Lucie meine Liebe nicht zu schätzen weiss, ist sie es auch nicht wert, denkt sich Harry und strafft seine Schultern.

 

Mittlerweile ist die Schlange bei der Autogrammstunde kleiner geworden und vor Svenja stehen nur noch zwei Mädchen, dann darf auch sie das fast schon heilige Podest betreten. Sie ist so unglaublich aufgeregt, sodass ihr Herz so heftig klopft, dass sie schon Angst hat, dass man es hören könnte. Aber zum Glück ist es sowieso richtig laut hier und die Musik läuft sowieso.

 

Jetzt ist Svenja die nächste, die dran ist. Noch einmal legt sie sich die Worte zurecht, die sie zu Niall sagen will und versucht sich zu konzentrieren. Ihr grösster Albtraum wäre es, wenn sie plötzlich kreischen würde, oder wenn sie kein Wort raus bringen würde.

 

Plötzlich wird sie vom Security-Mann in die Realität zurückgeholt, denn er hat sie heftig nach vorne geschubst, sodass sie beinahe umgefallen wäre. Mit vorsichtigen Schritten und klopfendem Herzen steigt sie die beiden Tritte zum Podest rauf. Zayn erwartet sie schon und unterschreibt kurz ihre CD, die sie mitgebracht hat. Er hat sie nicht erkannt. Dasselbe auch bei Louis. Entweder erkennt er Svenja nicht mehr, oder er tut nichts dergleichen. Sie traut sich auch nicht, ihn anzusprechen. Der nächste ist Liam. Svenja überreicht ihm die CD, worauf er sie anlächelt. Mittendrin erfriert sein Lächeln wieder und er starrt Svenja ungläubig an. „Svenja?“

 

„Hi Liam!“, sagt sie schüchtern. Endlich einer, der sie erkannt hat.

 

„Was machst du denn hier?“ Das warme Lächeln ist wieder in Liams Gesicht zurück gekehrt.

 

„Ein Autogramm von euch holen, was sonst? Und ich muss einmal mit dem da reden“, sie zeigt auf Niall, welcher sich gerade mit einem Fan unterhält.

 

Liam nickt wissend und überreicht Svenja die signierte CD.

 

„Was ist eigentlich mit Harry los?“, fragt Svenja ganz unschuldig.

 

„Das weisst du nicht?“ Liam ist erstaunt. Als sie den Kopf schüttelt flüstert er beinahe: „Lucie ist los!“

 

Jetzt bleibt Svenja der Mund offen stehen. Sie hatte es doch gewusst!

 

Unauffällig schiebt Liam ihr ein kleiner Zettel hin.

 

„Melde dich einmal bei mir. Wir brauchen dringend deinen Rat!“

 

Svenja nickt, steckt den Zettel ein und wird dann auch schon weitergeschoben.

Jetzt steht sie vor ihm. Sie ist wie erstarrt und weiss gar nicht, was sie machen soll. Er hebt seinen Kopf und der Blick seiner blauen Augen treffen auf ihren. In diesem Moment hat Svenja das Gefühl, als hätte ihr Herz für eine Minisekunde aufgehört zu schlagen.

 

Auch bis Niall seine Stimme wiedergefunden hat dauert es. „Svenja?“, haucht er und ein wunderschönes, aufrichtiges Lächeln ziert sein Gesicht, sodass auch Svenja lächeln muss. Er hat mir vergeben, das spürt sie ganz deutlich.

 

„Hi Niall“, strahlt Svenja und überreicht nun auch ihm die CD, „könntest du die bitte signieren?“

 

„Ich könnte dir keine Bitte abschlagen“, lacht Niall und unterschreibt schwungvoll. Darunter kritzelt er noch ein paar Zahlen.

 

„Ruf mich an Svenja!“

 

„Das werde ich ganz bestimmt!“, versichtert sie ihm.

 

„Wart aber nicht zu lange, denn wir sind nur noch wenige Tage hier.“, meint Niall mit einem Zwinkern.

 

Kaum ergreift Svenja ihre CD, wird sie auch schon unsanft vom Podest gezerrt. Diese Sicherheitsleute sind auch gar unfreundlich. Aber in diesem Moment kann Svenja nichts erschüttern; sie ist einfach restlos glücklich und Strahlt die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd.

 

Es hätte für sie nicht besser laufen können! Die Vertrautheit zwischen den beiden ist auf Anhieb wieder da gewesen und Svenja hat das Ganze so aufgenommen, dass Niall sich einmal mit ihr treffen will.

 

Selig drückt sie die CD an ihre Brust und verspricht sich selbst, Niall gleich heute Abend anzurufen.

 

Langsam geht sie nach hinten, zum Eingang. Gleich daneben setzt sie sich hin und beobachtet das Ganze Treiben, bis es zu Ende ist.

 

Aber weder Harry, noch Lucie sind aufgetaucht.

 

Zögere nicht, denn das Leben wartet auf niemanden

 

Endlich, als die Autogrammstunde vorbei ist, seufzen alle vier Jungs gleichzeitig auf. Das hat ihnen gerade noch gefehlt! Liam, Louis und Zayn waren die knapp drei Stunden wie Jahre vorgekommen. Nur Niall hatte wieder einmal das Glück gehabt und Svenja ist aufgetaucht. Danach war er die ganze Zeit in bester Laune, obwohl Harry und Paul immer noch nicht zurückgekehrt sind.

 

Als sich die vier langsam wieder in ihr Backstage-Zimmer zurückziehen hoffen sie inbrünstig, dass Paul Harry unversehrt aufgegabelt hat und die beiden jetzt endlich da sind.

 

Liam öffnet langsam die Tür, alle treten ein und schlurfen zu der Couch. Niall will sich als erster setzen, aber das geht nicht. Denn jemand sitzt schon da, es hat ihn bloss niemand entdeckt. Und dieser jemand ist Harry!

 

„Harry!“, schreit Niall und springt mit voller Wucht auf Harry, sodass der verdutze Harry und auch Niall von der Couch fallen und unsanft auf den Boden landen. Zu allem Überfluss kommt auch noch hinzu, dass sich Liam, Louis und Zayn genau in diesem Moment auf die anderen beiden schmeissen, sodass Harry, welcher zu unterst liegt, laut aufschreit und seinen Ellbogen ausversehen in Zayns Magen rammt, wobei dieser dann vor Schmerz brüllt. Kurz gesagt, es liegen alle fünf auf einem Haufen und schreien vor Schmerz oder Freude oder in Harrys Fall, weil sie keine Luft mehr kriegen.

 

Paul, welcher gerade am Zimmer vorbeigelaufen ist hört das Geschrei und stürzt schnell herein um eine Katastrophe zu verhindern. Aber was er da sieht bringt ihn einfach zum Lachen; er muss sich sogar an der Wand festhalten, um nicht umzufallen.

Irgendwie konnten sich die Jungs halbwegs aus dem Knäuel von Armen, Beinen und was halt noch dazugehört, befreien. Harry setzt sich ärgerlich auf deinen Stuhl und schaut grimmig in die Runde. „Was sollte das eben? Niall, du hättest mich beinahe umgebracht. Das ist nicht lustig!“

 

Niall guckt schuldbewusst zu Boden, er war halt bloss froh, dass er Harry wieder hat. Liam übernimmt das Reden für ihn: „Wir haben uns halt Sorgen gemacht, weil du nicht mehr zurück gekommen bist.“

 

„Du hast die ganze Autogrammstunde verpasst!“, fügt Zayn vorwurfsvoll hinzu.

„Tut mir leid, aber ich brauche halt auch einmal eine Auszeit. In One Direction zu sein ist nicht einfach!“

 

Die anderen vier sind verblüfft. Kam das gerade wirklich aus Harrys Mund? Er will eine Auszeit und haut deshalb einfach ab?

 

Louis findet als erster die Sprache wieder: „Willst du One Direction denn verlassen? Ich meine, du musst mit wenig Auszeiten auskommen, sonst hat das keinen Sinn. Und wovon brauchst du eine Auszeit?“

 

Harry schaut stur an die gegenüberliegende Wand. „Kimberly Stewart kommt übrigens morgen mit ihrer Tochter hierher.“, sagt Harry ohne auf die Frage von Louis einzugehen.

 

Nach dieser Aussage steht allen der Mund offen. „Kimberley Stewart?“, fragt Liam ungläubig, als hätte er sich verhört, „mit der du einmal eine Affäre hattest? Ist die nicht zu alt für dich?“

 

Harry nickt nur, ohne eine Miene zu verziehen.

 

Die Jungs sind ratlos. Was ist bloss geschehen, dass Harry jetzt so drauf ist? Und warum Kimberley Stewart? Die ist doch zu für ihn! Niall setzt sich endlich auf die Couch und spielt die ganze Zeit mit seinem Handy rum, Louis geht auf Toilette und Liam holt sich ein Sandwich.

 

Einzig Zayn steht noch da. „Harry, bitte rede mit uns! Wir sind doch so was wie Brüder und du kannst uns alles anvertrauen, das weisst du doch! Warum bist du so komisch drauf? Hat es etwas mit Lucie zu tun“, fragt Zayn direkt und sieht Harry an.

 

Zum ersten Mal an diesem Abend zeigt Harry Emotionen. Seine Augen werden ganz rot und sogar eine einzelne Träne kullert ihm die Wange runter, welche er verstohlen wegwischt. „Ja“, antwortet er schliesslich mit brüchiger Stimme.

 

Inzwischen ist Svenja nach Hause gelaufen. Sie ist in bester Laune, einzig um Lucie macht sie sich Sorgen, denn die hat sich bis jetzt immer noch nicht gemeldet, was ein sehr schlechtes Zeichen ist. Sie beschliesst, Lucie gleich anzurufen, wenn sie zuhause ist.

 

Sie schliesst die Wohnungstür auf und sieht sofort, dass niemand da ist. Jeremys Schuhe sind weg, genauso wie die ihrer Eltern, welche wahrscheinlich noch auf der Arbeit sind. Schnell streift Svenja ihre Schuhe ab und geht direkt in ihr Zimmer. Normalerweise macht sie immer einen Abstecher in die Küche, da sie so gut wie immer hungrig ist, aber heute schwirren nur Glücksgefühle in ihrem Magen rum.

Svenja legt sich auf ihr Bett und holt ihr Handy hervor. Ohne auf die Tastatur zu gucken wählt sie Lucies Nummer und stellt auf Lautsprecher. Nach drei Mal tuten hebt jemand ab.

 

> Hallo?

 

>> Hey Lucie, hier ist Svenja.

 

> Hi Svenja. Was willst du?

 

Lucie ist offenbar schlecht drauf. Richtig mürrisch sogar! Das hat Svenja bis jetzt erst selten erlebt.

 

>> Wo bist du denn? Ich muss dir dringend etwas erzählen.

 

> Na zuhause, wo sonst?

 

>> Du warst nicht auf der Arbeit im Kaufhaus und auch nicht mit meinem Bruder unterwegs, also habe ich mir Sorgen gemacht.

 

> Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, wo ich mich rumtreibe.

 

>> Komm mal runter Lucie! Bitte komm bei mir vorbei, ich muss dir etwas wichtiges erzählen und brauche deinen Rat.

 

> Okay, ich bin in fünf Minuten bei dir.

 

>> Danke. Bis gleich.

 

Und schon legt Lucie auf.

 

Keine zehn Minuten sitzen Lucie und Svenja mit einer Tasse Tee in Svenjas Bett. Sie haben es sich richtig gemütlich gemacht, für einen richtigen Mädels-Abend. Zuerst reden die beiden über belangloses Zeug, wie zum Beispiel ihre Lieblings-Youtuber, doch schliesslich hält es Svenja nicht mehr aus.

 

„Also ich muss dir etwas ganz wichtiges erzählen! Heute war ich bei der Autogrammstunde von One Direction im Kaufhaus, wo du normalerweise arbeitest.“, Svenja holt kurz Luft und fährt dann fort, „Liam und Niall haben mich erkannt. Niall hat mir sogar seine Nummer wieder gegeben und gemeint ich solle ihn anrufen. Aber soll ich das wirklich? Oh Gott, ich bin so aufgeregt!“

 

Lucie ist total verblüfft nach dieser kurzen Erzählung. Das hätte sie jetzt nicht unbedingt erwartet. Und dann wäre da noch das Thema One Direction. Aber sie will ja nicht so sein. Nur weil sie mit One Direction abgeschlossen hat, heisst das nicht, dass sie ihre beste Freundin im Stich lassen soll.

 

„Oh mein Gott, das ist ja der Wahnsinn!“, Lucie freut sich ehrlich für Svenja, „klar rufst du ihn an! Was denkst du denn?! Aber erst muss ich dir noch etwas erzählen…“ Am Schluss ist Lucie immer leiser geworden. Eigentlich wollte sie es niemandem sagen, aber Svenja ist doch ihre beste Freundin und war auch ehrlich zu ihr.

 

Svenja umarmt Lucie zuerst und fragt dann neugierig: „Was denn? Mach es nicht so spannend!“

 

Lucie holt einmal tief Luft und beginnt dann: „Heute Morgen hat mein Boss mir den Auftrag gegeben, für ein paar Stunden die persönliche Assistentin von One Direction zu sein.“

 

Svenja macht grosse Augen, sagt aber nichts. So etwas in der Art hatte sie sich schon gedacht, hat sich aber nicht getraut, Lucie danach zu fragen.

 

Lucie fährt weiter: „Natürlich nicht alleine; ein Mädchen namens Jessica durfte mir helfen. Um es kurz zu sagen, One Direction hat mich erkannt, sie wollten wissen, warum ich aus Italien abgehauen bin und all das Zeug. Ich war so eklig zu ihnen, dass sie mich sozusagen von meinem Dienst befreit haben. Dann lief ich heulend durch die ganze Stadt.“

 

Sie hält kurz inne – jetzt beginnt erst der wichtige Teil der ganzen Geschichte. „Bei der Baracke habe ich angehalten, aber Harry war da. Zuerst wollte ich wegrennen, doch er hat mich entdeckt. Er hat mich ganz zärtlich in den Arm genommen und mich irgendwie getröstet. So wie früher. Anschliessend hat er mir einen Song vorgespielt, der er nur für mich geschrieben hat und er hat mich gefragt, ob wir es nicht noch einmal versuchen können. Tja, und ich habe ihm einen Korb. Das war’s dann wohl.“

 

Irgendwie ist Svenja nicht wirklich überrascht von der ganzen Sache. So ist Lucie nun mal. Gibt allen einen Korb und lässt niemanden an sich ran.

 

„Und du bist sicher, dass du das richtige getan hast?“, fragt Svenja vorsichtig.

„Nein“, schluchzt Lucie und presst ihr Gesicht ins Kopfkissen.

 

Behutsam streicht Svenja ihr über den Rücken, sodass sie sich wieder aufrichtet.

 

„Liebst du ihn denn noch?“

 

Lange sagt Lucie nichts. „Ich weiss es nicht. Du weisst, ich liebe deinen Bruder. Ich kann doch nicht zwei gleichzeitig lieben.“

 

Sie liebt Harry mehr, denkt sich Svenja, spricht es aber nicht aus. Sie hat es schon immer gewusst, dass Lucie immer noch Gefühle hat für Harry, es sich aber nicht eingestehen wollte, weil sie sich dann einen Fehler hätte eingestehen müssen. Und zwar den, dass sie ohne Grund von Italien abgehauen ist. Aber dazu ist Lucie viel zu stolz und stur.

 

„Aber jetzt müssen wir uns um dich kümmern“, sagt Lucie und hat plötzlich wieder gute Laune. „Svenja, du musst jetzt unbedingt Niall anrufen!“

 

„Und was soll ich sagen?“

 

„Ja was wohl? Natürlich dass du ihn sehen willst. Mach ein Date mit ihm aus!“, sagt Lucie, als wäre es total einfach, DEN Niall Horan anzurufen und ihn nach einem Date zu fragen.

 

„Das kann ich nicht!“, jammert Svenja rum und hat plötzlich schreckliche Angst, dass Niall sie nicht so mag, wie sie ihn.

 

„Hey zögere nicht, das Leben wartet auf niemanden!“, es klingt so, als würde Lucie aus eigener Erfahrung sprechen.

 

Nach weiteren zehn Minuten hat Lucie es schliesslich geschafft, Svenja dazu zu überreden, Niall noch am selben Abend anzurufen und nach einem Date zu fragen.

Mit zittrigen Fingern hat Svenja die Nummer, welche Niall auf ihre CD geschrieben hat, eingetippt und wie gewöhnlich den Lautsprecher aktiviert. Jetzt lauscht sie dem regelmässigen Tuten. Und mit jedem Tuten steigt ihre Nervosität.

 

Bad day, good day

 

Einzig Zayn steht noch da. „Harry, bitte rede mit uns! Wir sind doch so was wie Brüder und du kannst uns alles anvertrauen, das weisst du doch! Warum bist du so komisch drauf? Hat es etwas mit Lucie zu tun“, fragt Zayn direkt und sieht Harry an.

 

Zum ersten Mal an diesem Abend zeigt Harry Emotionen. Seine Augen werden ganz rot und sogar eine einzelne Träne kullert ihm die Wange runter, welche er verstohlen wegwischt. „Ja“, antwortet er schliesslich mit brüchiger Stimme.

 

Harry schweigt erst einmal und guckt auf seine Hände. Zayn muss erst einmal schlucken. Er befürchtet schon das Schlimmste. Jeder hat seine typischen Liebeskummer-Phasen, in denen man seltsam und auch unausstehlich ist. Aber das hier ist einfach nicht Harry! Irgendwas muss heute vorgefallen sein, wovon die anderen vier Jungs nicht Bescheid wissen. Zumindest noch nicht, denn vielleicht rückt Harry noch mit der Sprache raus.

 

Mittlerweile haben sich alle fünf Jungs versammelt und schweigen erst mal. Harry weiss nicht, ob er ihnen wirklich alles erzählen soll, oder vielleicht ist es ja auch eine schlechte Idee. Louis ist mit seinen Gedanken bei Eleanor, da sie mit einer Grippe im Bett liegt. Am liebsten würde er jetzt gleich zu ihr fahren, beziehungsweise fliegen. Und die anderen drei wissen auch nicht so recht, was sie sagen sollen und ob sie überhaupt etwas sagen sollen. Vielleicht will Harry nichts erzählen – vielleicht braucht er einfach noch ein bisschen Zeit um alles zu verarbeiten.

 

„Leute, ich muss mal für kleine Jungs“, damit verdrückt sich Liam geschickt. Niall hält es nicht mehr aus und beginnt: „Harry, hast du heute etwas verpasst bei der Autogrammstunde! Svenja war da und wir haben uns so was wie ausgesprochen! Ist das nicht cool?“ Seine Wangen glühen richtig, als er von Svenja erzählt. Harry nicht nur müde, doch Zayn und Louis blicken erstaunt auf. Letzterer fragt verwirrt: „Svenja war wirklich da? Echt jetzt?“ „Jaha“, bestätigt Liam, der gerade vom Klo zurückkommt, „ihr habt sie wohl einfach nicht erkannt.“

 

Harry nimmt all seine Kraft zusammen, schaut alle vier nacheinander eindrücklich an. Zuerst Niall, dann Liam, anschliessend Louis und zum Schluss Zayn.

 

„Ich halte es nicht mehr aus“, beginnt er leise und steigert seine Lautstärke dabei, „Jungs, ich muss euch etwas erzählen: Ihr wisst ja, heute Morgen bin ich einfach mit meiner Gitarre abgehauen. Ich brauchte meine Ruhe und Zeit zum Nachdenken.“

Die Jungs nicken und lauschen erwartungsvoll.

 

Harry fährt fort: „Ich ging zu der Baracke – na ja, ihr wisst ja welche – und hab da Gitarre gespielt. Einfach ein bisschen für mich.“

 

Harry setzt bewusst eine kurze Pause und schaut kurz in die Runde, bevor er weiter erzählt: „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wer da plötzlich dastand. Lucie!“

 

Es ist totenstill im Zimmer, da alle so gespannt sind, was gleich folgen wird.

 

„Sie war total schüchtern und aufgelöst. Zuerst sassen wir einfach nur nebeneinander. Nach einer Weile habe ich es nicht mehr ausgehalten und ich musste es einfach tun. Ich habe ihr gesagt, dass ich nach wie vor noch etwas für sie empfinde und ich es toll fände, wenn wir wieder zusammen sein könnten. Um sie zu überzeugen habe ich ihr meinen selbstgeschriebenen Song vorgespielt und dazu gesungen. Sie meinte daraufhin, sie möchte nicht, dass ich ihr Leben noch einmal aufwühle und das Übliche Zeug halt.“, Harry unterbricht kurz, um seine aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, „ich war zuerst total erschüttert. Bis Paul kam. Er hat mir zum Glück klargemacht, dass ich Lucie vergessen soll, da sie meine Liebe gar nicht zu schätzen weiss. Gleich darauf habe ich Kimberly angerufen. Ich brauche jetzt einfach eine Abwechslung und die werde ich mit Kimberly ganz bestimmt kriegen. Tja, und jetzt sitzen wir hier.“

 

Es traut sich niemand etwas zu sagen. Sie fragen sich gerade alle, ob Harry wirklich mit Lucie abgeschlossen hat, oder ob Kimberly nur kommt, um das zu Verdrängen.

 

Dieses Mal ist Louis der Mutige und bricht das Schweigen: „Und du bist dir ganz sicher, dass du mit Lucie abgeschlossen hast?“

 

„Ja“, lautet die Antwort, „für alle Zeiten!“

 

Genau in diesem Moment vernehmen die Jungs ein Klopfen an der Tür. Schnell spring Liam auf und öffnet die Tür. Es ist Paul, welcher ihnen mitteilen will, dass sie alles packen sollen, damit sie in wenigen Minuten ins Hotel fahren können.

 

Mit zittrigen Fingern hat Svenja die Nummer, welche Niall auf ihre CD geschrieben hat, eingetippt und wie gewöhnlich den Lautsprecher aktiviert. Jetzt lauscht sie dem regelmässigen Tuten. Und mit jedem Tuten steigt ihre Nervosität.

 

Nach dem siebtet Tuten – Svenja hat genau mitgezählt – hebt endlich jemand ab.

 

> Horan?

 

>> He-ey Niall

 

Svenja spricht ganz leise und stockend.

 

> Svenja, das ist eine Überraschung! Ich hätte nicht gedacht, dass du noch heute anrufst!

 

Weil Niall so positiv auf ihren Anruf reagiert, sinkt Svenjas Nervosität ein bisschen und sie wird sicherer.

 

>> Klar rufe ich an! Wie geht es dir? Und wo bist du eigentlich jetzt genau?

 

> Super geht es mir! Haha, hast du Angst, dass ich nicht mehr in deiner Nähe bin?Nein, Scherz, ich bin in irgend so einem Nobelschuppen, in Zürich, untergebracht.

Keine Ahnung, wie der heisst, wir sind auch erst gerade angekommen.

 

Lucie, welche dicht neben Svenja sitzt, spürt, wie ihre Freundin erleichtert ist, dass Niall noch hier ist. Lucie wäre es lieber gewesen, wenn er nicht mehr hier wäre. Schliesslich hat er gesagt „wir“ sind gerade erst angekommen. Und damit meint er auch eine bestimmte Person, an die Lucie jetzt überhaupt nicht denken will!

 

> Super! Äh, also, du weisst ja schon, weshalb ich anrufe…

 

Es fällt Svenja sichtlich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen und normale Sätze zu bilden. Ihr Herz klopft wie verrückt und ihre Wangen glühen.

 

Was sie allerdings nicht weiss: Niall geht es am anderen Ende der Leitung genau gleich, mit der Ausnahme, dass er es gewohnt ist, seine Nervosität zu überspielen.

 

>> Jaja, ich weiss schon. Ich bin ja der Junge, also muss ich auch fragen.

 

Sowohl Svenja, als auch Niall muss lachen.

 

>> Svenja, willst du mit ausgehen? Vielleicht morgen? Hättest du dann Zeit?

 

> JA!

 

Svenja schreit fast in den Hörer und hüpft übermütig auf ihrem Bett herum. Lucie neben ihr hat ein breites Grinsen im Gesicht.

 

Niall hingegen amüsiert sich prächtig ab den Geräuschen, die er durch den Hörer wahrnimmt. Er hat noch nicht sehr viele Mädchen um ein Date gebeten und eine solche Reaktion hat er bis jetzt noch nie erlebt.

 

>> Wenn du mir gleich noch deine Adresse simst, kann ich dich morgen abholen. So um zwölf Uhr, okay?

 

> Klar! Ich freue mich riesig!

 

Plötzlich ist Svenja wieder unsicher. Hätte sie das gerade eben wirklich sagen sollen? Egal, das Date steht ja fest!

 

>> Ich mich auch! Schlaf gut Svenja!

 

Mit diesen Worten legt Niall auf.

 

Svenja schmeisst ihr Handy weg und kreischt erst einmal los, was das Zeug hält! Lucie presst sich gequält ein paar Kissen auf die Ohren. Svenja kümmert sich nicht darum, sondern packt Lucie kurzerhand bei den Handgelenken und schon tanzen die beiden wild durch Svenjas Zimmer. Diese singt dabei immer wieder: „Ich habe ein Date mit Niall Horan! Ich habe ein Date mit Niall Horan! Ich habe ein Date mit Niall Horan!“

 

Lucie lacht sich halb tot, so komisch sieht Svenja dabei aus. Keine zehn Minuten später plündern die beiden Freundinnen den Vorratsschrank von Svenjas Eltern und stopfen massenweise Süssigkeiten und Salzwaren durcheinander in sich rein.

 

Es ist kurz nach zehn, als Lucie sich von Svenja verabschiedet. Marisa hätte bestimmt kein Problem, wenn sie bei Svenja übernachten würde, aber Lucie muss ja morgen wieder arbeiten gehen und da ist sie lieber ausgeschlafen.

 

Glücklich umarmt sie ihre hyperventilierende, aber beste Freundin und geht in den Flur. Dort schnappt sie sich schnell ihre dunkelblauen Converse und schlüpft hinein. Sie will schon nach dem Türgriff greifen, als die Tür von aussen geöffnet wurde und – vor ihr steht Jeremy!

 

Zuerst sind beide etwas geschockt, sich hier gerade anzutreffen, doch nach wenigen Sekunden strahlt Jeremy über das ganze Gesicht. Er macht einen Schritt auf Lucie zu und zieht sie zu sich heran, um sie zu küssen.

 

Aber Lucie dreht geschickt den Kopf, sodass der Kuss ausserplanmässig auf ihrer Wange landet. Und gleich darauf schiebt Lucie ihren Freund ein paar Zentimeter nach hinten um ein bisschen Abstand zwischen ihnen zu schaffen.

 

Jeremy merkt sofort, dass Lucie schlecht gelaunt ist. „Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen?“, scherzt er und lacht leise, „Seit wann willst du mich denn nicht mehr?“

 

Lucie weiss selbst nicht, was in sie gefahren ist, aber sie kann nicht anders. „Ach, lass mich doch!“, meint sie nur grob.

 

Jeremy startet einen neuen Versuch und will Lucie umarmen. Doch diese macht sich steif wie ein Brett und signalisiert ihm, dass sie das einfach nicht will.

 

„Schatz“, raunt er ihr leise ins Ohr, „was ist mit dir los? Willst du reden? Du kannst auch über Nach hier bleiben.“

 

„Gar nichts ist mit mir los!“, Lucie brüllt schon fast, „und jetzt lass mich einfach gehen!“

 

Augenblicklich lässt Jeremy Lucie los und sieht traurig, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fällt. Er hat schon so eine Ahnung, weshalb sie so grob zu ihm war, aber er will es einfach nicht wahrhaben, obwohl er weiss, dass es früher oder später soweit kommen musste.

 

Seufzend streift er sich seine Schuhe ab und geht auf sein Zimmer. Im Zimmer nebenan scheint Svenja in diesem Moment wieder einen Kreisch Anfall zu haben. Leise stöhnt Jeremy vor sich hin: „Na das kann ja eine heitere Nacht werden!“

 

Start all Over

 

Am nächsten Morgen, als Lucie von ihrem nevtötenden Wecker geweckt wird, würde sie das Ding am liebsten mit voller Wucht gegen die Wand schmeissen. Alles ist ihr lieber, als jetzt zur Arbeit zu gehen, wo sie wieder an alles erinnert wird. Und ausserdem wird Nick nicht gerade erfreut sein, dass sie sich gestern echt daneben benommen hat.

 

Als sich ihr Wecker bereits zum zweiten Mal bemerkbar macht, steht Lucie endlich auf und muss leider feststellen, dass ihr Kopf so scheint, als würde er gleich explodieren. Das bedeutet: Kopfschmerzen für den Rest des Tages. „Auch das noch!“, seufzt sie und öffnet ihre Zimmertür. Sie vernimmt Geräusche aus der Küche, was wohl bedeuten muss, dass Marisa schon wach sein muss. Vielleicht ist auch Henry wieder da.

 

Egal, Lucie hat sowieso keine Lust auf Gesellschaft und beschliesst deshalb kurzerhand sich eine erfrischende Dusche zu gönnen.

 

Unter dem warmen Wasser entspannen sich Lucies verkrampfte Muskeln allmählich. Lange Zeit steht sie einfach nur da und spürt, wie das Wasser langsam an ihrem Körper runterläuft. Langsam driftet sie ins Land der Träume und Fantasien ab.

Mit einem Mal beginnt Lucie trotz des warmen Wassers zu frieren und ihr wird bewusst, wie viel Zeit schon vergangen sein muss.

 

„Kacke! Ich muss um halb neun auf der Arbeit sein!“, erschrickt Lucie und stellt schnell das Wasser ab. Vorsichtig steigt sie aus der Dusche uns schnappt sich ihr blaues Handtuch. Damit tapst sie zurück in ihr Zimmer, wo sie mit Schrecken feststellen muss, dass es bereits fünf nach acht ist.

 

Lucie rennt schnell zum Kleiderschrank, wirft sich irgendwas über und geht dann wieder zurück ins Badezimmer. Sie knotet ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen und benutzt kurz ihren Deo. Für Make Up ist heute keine Zeit. Zurück im Flur schnappt sich Lucie ihre schwarze Tasche mit der goldenen Schnalle und macht dann in der Küche einen kurzen Halt um sich einen Apfel mitzunehmen. Fr das Frühstück bleibt auch keine Zeit mehr übrig. Aber sowieso, Lucie hätte keinen Hunger gehabt.

 

Gerade als Lucie die Tür aufreissen will erschrickt sie ganz fürchterlich. Langsam dreht sie sich um und erstarrt.

 

Es ist kein anderer als Henry. „Ich wollte dich nicht erschrecken!“, entschuldigt er sich und macht schuldbewusst einen Schritt zurück. Lucie schenkt ihm ein kurzes Lächeln und verdrückt sich durch die Tür. Dass Henry ihr viel Spass auf der Arbeit wünscht, kriegt sie nicht mehr mit.

 

Als sie fünfzehn Minuten später keuchend im Kaufhaus erscheint, hält Nick, ihr Boss schon lange Ausschau nach ihr. Als er Lucie dann erblickt setzt er einen strengen Blick auf und tippt ungeduldig auf seine protzige Armbanduhr. Lucie ist wieder einmal zu spät.

 

Lucie reisst sich zusammen und rennt die letzten Meter auf ihren Boss zu. Am liebsten wäre sie einfach wieder umgedreht und schnurstracks ins Bett gelegen und die Decke über den Kopf gezogen. So hätte sie den ganzen Tag bleiben können. Wäre da eben nicht diese lästige Verpflichtung, die sich Ferienjob nennt.

 

„Lucie!“, sagt Nick streng und auf seiner Stirn erscheint eine steile Falte, die nichts Gutes bedeuten wird. „Komm mit in mein Büro!“

 

Lucie traut sich gar nichts zu sagen, sie ist total eingeschüchtert. Wo ist bloss der coole Boss geblieben, der sich nicht darum kümmert ob man eine halbe Stunde zu spät kommt? Aber eigentlich hat Lucie es sich selbst verbockt. Wäre sie gestern professioneller gewesen, hätte sie das alles vermeiden können und würde jetzt keinen Ärger kriegen.

 

Mit schnellen und riesigen Schritten schreitet Nick voran in sein Büro, sodass Lucie mit Mühe und Not hinter ihm her stolpert. Er wartet kurz, bis sie den Raum betreten hat, denn schliesst er wortlos die braune Holztür. Lucie weiss nicht so recht, was sie tun soll und steht deshalb einfach einmal blöd im Raum herum, bis Nick ihr ein Zeichen macht, sich zu setzen. Er setzt sich hinter seinen Schreibtisch und behält dabei den strengen Blick bei, den sich Lucie bei ihm gar nicht gewohnt ist.

 

Er räuspert sich und schaut Lucie an: „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich gestern ziemlich daneben benommen hast, als One Direction da war. Ich hoffe du hast eine ordentliche Entschuldigung auf Lager – genauso wie für das zu spät kommen!“

„Es tut mir leid Nick!“, versucht sich Lucie verzweifelt aus dieser so verzwickten Situation zu retten.

 

Gerade als Lucie weitersprechen will, wird sie von Nick unterbrochen: „Für dich Herr Hyde.“

 

Lucie glaubt, sich verhört zu haben und mustert deshalb schnell Nick- äh Herr Hydes Gesicht. Aber er meint es wirklich ernst zu meinen. Warum zum Teufel muss ich ihn jetzt siezen? Vorher hatte er ja auch kein Problem damit, oder?

 

Erst jetzt wird Lucie bewusst, dass sie dieses Mal richtig in der Klemme steckt und sie es sowas von verbockt hat. Warum musste Harry ihr das nochmal antun?! Und was soll sie jetzt Nick erzählen? Sie kann ja schlecht sagen: Ich hatte vor einem Jahr etwas mit Harry am Laufen, habe ihn dann aber sitzen lassen und jetzt will er unbedingt mein Leben zerstören!

 

Lucie spürt, die Wut in sich raufsteigen und spricht deshalb bevor sie überhaupt realisiert, was sie da sagt: „Tja, Mister Hyde, diese Möchtegern-Boyband sind einfach aufgeblasene Schnösel, die nichts als nackte Frauen im Kopf haben und den ganzen Tag…“ Schockiert über sich selbst hält sich Lucie schnell die Hand vor den Mund, damit sie es nicht noch schlimmer machen kann.

 

Auch Nick ist sichtlich geschockt, von Lucies Wortwahl und ist für einen Moment sprachlos. Er fängt sich nur wenige Sekunden später wieder und entgegnet in strengem Tonfall: „Mich interessiert deine persönliche Meinung zu unseren Kunden nicht. Aber dein Verhalten mir und auch unserer Kunden gegenüber ist aufs gröbste unanständig und unprofessionell.“ Er macht eine kurze Pause, nur um noch einen draufzulegen: „Du bist gefeuert Lucie!“

 

Lucie wird total blass und muss schlucken. „A-aber das geht doch nicht… Das können Sie doch nicht machen. I-ich brauche diesen Job…“, stottert sie und senkt ihren Kopf, sichtlich niedergeschlagen.

 

„Sicherlich geht das. Wir nehmen hier nur die Besten. Wer bei uns Arbeiten will, muss auch etwas Leisten können. Jetzt geh bitte und nimm deine Sachen gleich mit.“, erwidert Nick ohne jegliches Mitgefühl. „Ach übrigens: Jessica wird jetzt deinen Job übernehmen.“ Lucie kann ein hinterhältiges Grinsen auf seinem Gesicht erkennen.

Es bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als das zu tun, was Nick ihr befohlen hat. Mit gesenktem Kopf schleicht sie aus dem Büro und schliesst die Tür hinter sich. Ihr Spind ist gleich nebenan, wo sie gleich ihr Zeug rausnimmt, was aber lediglich aus Kaugummis, einem Labello und Papiertaschentücher besteht.

 

Lucie fühlt sich wie der grösste Loser, als sie das Kaufhaus endlich verlässt. Aber sie kann es ihrem Boss nicht übel nehmen, dass er sie gefeuert hat. Schliesslich hat sie sich wirklich daneben benommen. Selbst Jessica war noch professioneller, als sie, obwohl es Jessicas erster Tag war.

 

Zuhause, in der Wohnung, ist wie üblich niemand zu Hause. Seufzend lässt sie sich auf die graue Couch im Wohnzimmer fallen und nimmt ihr Handy hervor. 2 Anrufe in Abwesenheit.

 

Einer ist von ihrer Mutter und der andere ist von Svenja.

 

Der von ihrer Mutter beschliesst sie zu ignorieren, denn sie hat keine Lust, ihrer Mutter zu erklären, warum sie jetzt nicht am Arbeiten ist. Bei Svenja zögert sie zuerst, beschliesst dann, sie trotzdem anzurufen, denn es ist ja immerhin ihre beste Freundin. Nach den sechsten Tuten geht die Mailbox ran und Lucie erinnert sich wieder, dass Svenja heute ein Date mit Niall hat. Und da wären ihre Gedanken wieder bei One Direction.

 

Um sich abzulenken, stellt Lucie den Fernseher an und zappt ein bisschen durch die Kanäle und bleibt schliesslich bei irgendeinem Gossip-Kanal hängen, da gerade eine Folge von „How I Met Your Mother“ läuft. Lucie liebt diese Serie einfach! Ted’s Weisheiten, Barney’s Art und seine Sprüche, Marshall’s Unbeholfenheit, sie einfach zu witzig ist, Lily’s Ratschläge und die wilde Art von Robin. Einfach die perfekte Ablenkung, nach einem Bad-Day. Okay, eigentlich ist erst der Morgen vergangen, aber egal.

 

Lucie merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Um Punkt zwölf Uhr, ist „How I Met Your Mother“ fertig und es kommen irgendwelche „Celebrity News“. Gelangweilt schaut Lucie auf den Bildschirm, ohne wirklich etwas mitzukriegen.

 

Sie wird erst wieder aufmerksam, als das Stichwort „One Direction“ fällt. Ruckartig setzt sich Lucie gerade hin und lauscht gespannt, der Nachrichten-Frau.

 

„Heute geht es um den Jüngsten, der britisch-irischen Boyband. Harry Styles. Die Boyband ist zurzeit in der Schweiz um ihre Promotour fortzusetzen. Und heute Morgen wurde der Casanova am Flughafen in Kloten gesichtet um keine andere als die 34-jährige Kimberly Stewart und ihre kleine Tochter abzuholen. Es scheint so, als hätte Harry endlich seine Trauerphase überwunden und sich wieder ein neues Chick geschnappt. Natürlich bleibt er seinem Ruf gerecht: Nur ältere Frauen können bei ihm Landen.“

 

Wow! Lucie ist irgendwie geschockt, aber bevor sie sich darüber ernsthafte Gedanken machen kann, wird im Fernseher schon ein Video abgespielt.

 

Harry steigt aus einem Taxi aus und geht mit schnellen Schritten auf das Flughafengebäude zu und verschwindet im Getümmel. Der Paparazzo verliert ihn kurzzeitig aus den Augen, findet ihn aber schon kurze Zeit beim Gepäckband wieder. Harry steht einfach da, und schaut fast schon grimmig in die Menge. Er trägt eine schwarze, enge ¾-Hose, ein weisses T-Shirt und ein blau kariertes Hemd darüber. Natürlich darf ein Hut, seine Sonnenbrille und seine neongrünen Turnschuhe nicht fehlen. Nach etwa fünf Minuten, in denen Harry einfach nur da gestanden hat und auf seinem Handy rumgetippt hat, geschieht endlich etwas.

 

Eine blonde Frau mit einem etwa 8-jährigen Mädchen an der Hand, kommt auf Harry zu. Er strahlt über das ganze Gesicht, als der die beiden erblickt und nimmt seine Sonnenbrille ab. Er umarmt Kimberley innig und flüstert ihr dabei einige Worte ins Ohr. Gleich danach bückt er sich zum kleinen Mädchen runter, wuschelt ihr einmal durch das Haar und sagt auch ein paar Worte zu ihr, sodass sie Lachen muss.

 

Ein Bodyguard schnappt sich Kimberley’s Koffer und Harry legt einen Arm um sie. So laufen sie schnell durch das Gewühl. Der Paparazzo findet sie erst wieder, als sie gerade dabei sind, in ein Taxi einzusteigen. Harry sagt irgendetwas zu Kimberley – das einzige, das man versteht, sind die Worte „Kim-Baby“, worauf Kimberley lachen muss. So steigen Harry und Kim Hand in Hand ins Taxi, welches nur Sekunden später davonsaust.

 

Somit wäre der Bericht über Harry und Kimberley beendet und die Moderatorin widmet sich Rihanna.

 

Lucie hingegen starrt immer noch auf den Fernseher, obwohl sie ihn schon ausgeschaltet hat. Sie versucht zu verarbeiten, was sie da gesehen hat. Sie muss zugeben, es verletzt sie mehr, als sie sich eingestehen will.

 

Harry wagt es wirklich, ihr gestern etwas von ewiger Liebe und Komm-Doch-Bitte-Zurück vorzuspielen und am nächsten Tag lässt er schon die nächste Tusse in die Schweiz einfliegen, die sogar 14 Jahre älter ist als er und eine Tochter hat. Eine Unverschämtheit!

 

Lucie beginnt sogar daran zu zweifeln, ob Harry das Zeug gestern überhaupt ernst gemeint hat, oder ob er ihr einfach nur etwas vorgespielt hat, um ihr Leben erneut zu zerstören.

 

Sie hat gerade keine Ahnung, wie sie sich fühlen soll. Einerseits ist sie total enttäuscht von Harry, andererseits unglaublich wütend. Und zwar nicht auf Harry, sondern auf sich selbst! Nicht Harry hat ihr Leben zerstört, sondern sie hat ihr Leben und auch das Leben von Harry zerstört.

 

Erstens hat ja niemand gesagt, sie soll etwas mit Harry Anfangen. Sie hat es selbst zugelassen. Zweitens hätte sie in Italien mit Harry reden sollen und nicht einfach abhauen sollen. So hat sie zwei gebrochene Herzen zurückgelassen. Ihr Herz und das von Harry. Sie hat ihm einfach immer sie Schuld in die Schuhe geschoben, weil sie einfach viel zu stolz war, als es zuzugeben. Und drittens hat sie sich jetzt auch wieder alles verbockt. Sie hat Harry ein weiteres Mal abserviert und sie hat ihren Ferienjob verloren, weil sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte und nicht einfach professionell handeln konnte. Es ist alles ihre Schuld!

 

Und eigentlich ist es ja schön, dass es wenigstens Harry gut geht. Er verdient es, glücklich zu sein, denn er ist einer der besten Menschen, die Lucie kennt. Und wenn er mit Kimberley glücklich ist, dann kann Lucie der ganze Rest egal sein. Wenn Harry glücklich ist, ist auch Lucie glücklich.

 

Als Lucie an diesem Abend einschläft, ist sie zum ersten Mal nach einem Jahr, wieder im reinen mit sich und der Welt. Sie hat sich eine Schuld eingestanden, die sie immer jemand anderem zugeschoben hat und durfte ebenfalls sehen, dass Harry endlich wieder glücklich ist. Sie ist endlich bereit, wieder neu anzufangen.

 

 

Stau

 

(Am selben Tag, als Lucie gefeuert wurde und Harry mit Kimberley gesichtet wurde)

 

Leider wird Svenja am Morgen schon viel zu früh wach und das obwohl sie in der Nacht beinahe kein Auge zugetan hat. Sie war einfach viel zu aufgeregt, sodass sie sich im Kopf immer ausgemalt hat, wie der heutige Tag wohl werden wird.

 

Als sie zum gefühlten tausendsten Mal eingeschlafen und kurz darauf wieder aufgewacht ist, zeigt der grosse, rote Wecker auf ihrem Nachttisch erst sieben Uhr zehn an. Leise stöhnt Svenja auf und schlägt ihre Bettdecke zurück. Schlafen kann sie sowieso nicht mehr.

 

Nur noch knappe fünf Stunden bis zu ihrem Date mit Niall! Bei diesem Gedanken macht ihr Herz gleich einen grossen Hüpfer, sodass Svenja am liebsten laut aufschreien möchte; zum Glück kann sie es sich gerade noch verkneifen, denn sie weiss, dass ihr Bruder ein richtiger Morgenmuffel ist und jedes Mal ausrastet, wenn er in den Ferien zu früh geweckt wird.

 

Mit leisen Schritten begibt sie sich in die Küche und schmiert sich ein fettes Nutella-Brot. Einen solchen Energie-Kick kann sie heute echt gebrauchen! Anschliessend geht sie schnell ins Bad um sich zu duschen. Die Zeit, die sie im Bad verbringt, kommt ihr ewig lange vor, aber leider verbleiben immer noch vier Stunden, bis zu ihrem Date mit Niall. Also noch mehr als genug Zeit, sich hübsch zu machen und sich Gedanken zu machen, was sie anziehen soll.

 

In dem Moment, als Svenja die Badezimmertür öffnet, geht ihre Mutter daran vorbei, aber nur um sich wenige Sekunden später umzudrehen und ungläubig drein zu sehen. Svenja ist nicht weniger überrascht.

 

„Schätzchen, es sind Ferien! Warum bist du überhaupt schon wach?“, fragt ihre Mutter verwundert. Normalerweise stehen die Kinder nie vor neun oder zehn Uhr auf.

 

„Ich konnte nicht mehr schlafen…“, antwortet Svenja, die sich sichtlich nicht ganz wohl fühlt, von ihrer Mutter ausgefragt zu werden.

 

„Aber warum denn? Hast du irgendwelche Probleme? Willst du darüber reden?“, jetzt ist ihre Mutter auch noch besorgt.

 

Fast schon genervt antwortet sie: „Nein, nein! Mir geht es gut. Ich bin nur nervös, dass ich heute noch ein Date habe.“

 

Erstaunen scheint der Mutter ins Gesicht geschrieben zu sein, als sie ihre Augenbrauen hoch zieht und gleich mit dieser speziellen Stimme weiterspricht, die nur Mütter beherrschen, wenn sie ihre Kinder beschützen wollen. „Warum weiss ich denn davon noch nichts? Darf man den jungen Mann auch einmal kennenlernen? Wer ist es überhaupt?“

 

Svenja weiss nicht so genau, was sie sagen soll, denn sie weiss, wenn sie ihrer Mutter erklären würde, wer Niall ist, würde ihre Mutter sie nicht gehen lassen, was auf jeden Fall verhindert werden muss. Aber weiss ihre Mutter denn überhaupt, wer Niall ist? Svenja entscheidet sich für den direkten Weg nach vorne: „Er heisst Niall. Um zwölf Uhr kommt er mich abholen, dann kannst du ihn ja abchecken.“

 

„Niall? Ist das nicht dieser Sänger, für den du so schwärmst? Der Sänger, dieser englischen Boyband, oder?“

 

Svenja stöhnt genervt auf. Das letzte, worauf sie Lust hat, ist jetzt so ein Mutter-Tochter Gespräch. Es fehlt gerade noch, dass ihre Mutter sie aufklären will und ihr einen Vortrag über Verhütung halten will. „Ja, und?! Hast du etwas dagegen? Es ist ja nicht so, als würde ich ihn erst seit gestern kennen. Bitte Mum, lass mich in Ruhe mit deinen Fragen.“

 

Jetzt ist ihre Mutter eingeschnappt: „Pah! Du denkst wohl, dass du einfach machen kannst, was du willst. Aber du bist erst fünfzehn! Und dieser Neil, oder wie der auch immer heisst, ist bestimmt schon zwanzig. Männer in diesem Alter wollen immer nur das Eine, da musst du aufpassen! Es kommt nicht in Frage, dass du alleine auf ein Date mit dem gehst!“

 

Genau vor solchen Dingen hat sich Svenja Gefürchtet. Krampfhaft versucht sie sich etwas einfallen zu lassen, um ihr Date mit Niall zu retten. „Das ist total ungerecht! Du kennst ihn ja nicht einmal“, sagt sie lauter und schärfer, als beabsichtigt, „und ausserdem war Lucie letztes Jahr mit Harry zusammen. Ihre Mutter hat es ihr auch erlaubt, obwohl sie schon in der ersten Woche miteinander gebumst haben!“ Okay, das letzte ist erfunden, aber vielleicht hilft es ja, ihre Mutter umzustimmen.

 

Aber wie nicht anders zu erwarten, kommt Jeremy in diesem Augenblick aus seinem Schlafzimmer und hat den letzten Satz mitgehört. Mit weit geöffneten Augen starrt er seine Schwester an. „Was hast du gerade gesagt? Harry und Lucie haben miteinander… Sie hat mich in dem Fall angelogen!“

 

Svenja fühlt sich immer unwohler in ihrer Haut. Hätte sie das letzte doch einfach nicht gesagt! „Nein, nein!“, versucht sie sich aus dieser Situation zu retten, „das stimmt nicht! Ich habe das nur erfunden! Lucie und Harry sind sich nicht so nahe gekommen!“

Leider findet ihre Mutter es nicht so lustig, dass ihre Tochter sie angelogen hat. „Mit Lügen kommst du auch nicht weiter! Und jetzt geh und sag diesem Neil ab. Die Diskussion ist somit beendet!“, mit diesen Worten rauscht sie davon.

 

Svenja ist total niedergeschlagen, als Jeremy zu quasseln beginnt: „Ich wusste es schon immer! Sie liebt ihn noch. Ich war immer nur der nette Junge von nebenan, der sich nett um sie gekümmert hat. Einen Übergang, bis sie sich wieder an ihn ranmachen kann. Oder sie ist mit mir nur zusammen, weil ich sie an diese Zeit erinnere. Aber ich liebe sie! Und ich will, dass sie mich genauso liebt, wie ich sie liebe!“ Man kann ihm ansehen, dass er enttäuscht und kampfbereit zugleich aussieht.

Obwohl sich Svenja des Öfteren über Jeremy aufregt, in diesem Moment tut er ihr sogar ein bisschen leid. Trotzdem hat sie im Moment anderes im Kopf, als Jeremy ihr ein Angebot macht. „Ich helfe dir, dass du auf das Date mit Niall gehen kannst und du hilfst mir, dass Lucie bei mir bleibt. Deal?!“

 

Svenja lässt es sich einmal durch den Kopf gehen. Klar will sie auf das Date mit Niall, aber diese Sache mit Lucie ist ihr nicht ganz recht. Sie kann doch nicht Lucie dazu zwingen mit Jeremy zusammenzubleiben, wenn sie einen anderen liebt.

 

Schlussendlich ist ihr aber trotzdem das Date mit Niall wichtiger und sie schlägt ein. „Deal!“, rufen die Geschwister im Chor.

 

Die nächsten drei Stunden vergehen dann plötzlich wie im Flug. Eine Weile steht Svenja einfach vor ihrem Kleiderschrank und kann sich einfach nicht entscheiden, was sie anziehen soll. Schlussendlich fällt ihre Wahl auf ein luftiges, rosa Sommerkleid, welches sie noch nie zuvor getragen hat. Die nächste Stunde verbringt sie im Bad mit Haare machen und Make Up auftragen. Kurz nach elf wurde Svenja so nervös, dass sie beinahe einen Rückzieher gemacht hat. In dieser Zeit hat sie Lucie einmal angerufen, aber nur die Mailbox ist rangegangen. Zum Glück war dann ihr Bruder für sie und hat sie wieder ermutigt. Und dann ist auch schon zwölf Uhr.

 

Niall hat sich den Wecker auf acht Uhr dreissig gestellt. Im Gegensatz zu Svenja hat er seit langem wieder einmal gut geschlafen und ist richtig gut gelaunt, als er ins Bad geht um sich zu duschen. Zwanzig Minuten später durchwühlt er seinen Koffer für passende Klamotten. Schlussendlich besteht sein Outfit aus einer lässigen Jeans, einem schlichten, weissen T-Shirt, einem blauen Hemd und seinen neuen weissen Vans.

 

Es ist erst kurz vor zehn Uhr, als er sein Hotelzimmer mit einem breiten Grinsen verlässt. Im Frühstückssaal trifft er noch auf Harry, der schon wieder aufbruchsbereit ist.

 

„Harry? Wohin gehst du denn? Warum schon so früh wach? Wir haben doch heute einen freien Tag!“, fragt Niall, ziemlich verwundert, den Morgenmuffel Harry schon um diese Uhrzeit hier anzutreffen.

 

Harry hat sein verschmitztes Grinsen aufgesetzt, als er antwortet: „Ich geh gleich zum Flughafen, um Kimberley abzuholen. Dieser Tag wird echt, na ja, sagen wir es einmal so, heiss werden!“

 

Niall kann nur den Kopf schütteln. Das ist genau der Harry, den er seit über einem Jahr nicht mehr erlebt hat. Harry lacht: „Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen! Was machst du eigentlich schon so früh hier?“

 

„Ich habe ein Date“, antwortet Niall geheimnisvoll, „mit Svenja!“

 

Mit einem Mal verschwindet Harrys Grinsen. Er murmelt etwas und verdrückt sich schnell, worauf Niall leise vor sich hin seufzt. Er nimmt sich genug Zeit, um zu frühstücken. Danach geht er noch einmal in sein Hotelzimmer, um alles zu holen, das er heute für das Date brauchen wird. Und dann ist es auch schon Zeit, um loszufahren.

 

Zwei Minuten vor zwölf Uhr klingelt es. Und bevor ihr irgendwer zuvor kommen kann, ist Svenja schon da und öffnet die Tür mit klopfendem Herzen. Vor ihr steht ein über das ganze Gesicht strahlende Niall. Sie erwidert sein Lächeln und stammelt ein leises „Hi“ vor sich hin.

 

Und bevor Niall drauf reagieren kann, ist da auch schon Jeremy und drängt sich zwischen die beiden. Er streckt dem verdutzten Niall seine Hand hin. „Hi, ich bin Jeremy, Svenjas Bruder. Verletz meine kleine Schwester besser nicht, sonst kriegst du es mit mir zu tun.“ Plötzlich setzt er ein Fake-Lächeln auf und meint zuckersüss: „Ausserdem bin ich Lucie’s Freund. Du kannst also Harry ausrichten, dass er die Finger besser von Lucie lassen soll, wenn er die nächsten paar Monate nicht in einem Krankenhaus verbringen will!“

 

Niall’s Mund formt ein „O“, als er langsam nickt. Seine blauen Augen sind weit geöffnet. Auch Svenja schaut ihren Bruder fassungslos an. Aber mehr mit diesem „Wie-konntest-du-nur-das-ist-so-peinlich“-Blick.

 

Jeremy geht nicht darauf ein, sondern macht einen auf fröhlich: „Viel Spass noch. Und ich würde vielleicht mal gehen, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“ Mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und verschwindet in seinem Zimmer.

 

Svenja schämt sich total für diesen Auftritt ihres Bruders und spürt auch schon, dass sie bestimmt röter als die röteste Tomate aussehen muss. Um einen weiteren Zwischenfall zu verhindern schiebt sie Niall sanft aus ihrer Wohnung und schliesst schnell die Tür hinter sich. Da atmet sie erst einmal tief durch, bevor sie Niall wieder in die Augen sieht. „Es tut mir leid. Ich weiss auch nicht, also was der sich gerade gedacht hat. Ich hoffe, du bist jetzt nicht eingeschüchtert oder so.“

 

Niall lacht laut auf: „Das macht nichts! Glaub mir, ich bin mir schon ganz anderes gewohnt. Ich lass mich doch nicht von irgend so einem verrückten einschüchtern.“ Svenja ist erleichtert.

 

Inzwischen sind sie unten angekommen, wo Niall ihr höflich die Tür aufhält. Als sie auf die Strasse tritt, bemerkt sie das schwarz glänzende Auto. Für einen kurzen Moment vergisst Svenja, weiterzulaufen, erst als Niall ausversehen in sie hineinläuft, bewegen sich ihre Füsse wieder. Und da ist schon wieder das warme Lachen, welches aus Nialls Kehle kommt. Es gibt kein Geräusch auf dieser Welt, das sie lieber hören würde.

 

Als die beiden dann im teuren BMW sitzen wird Svenja etwas gesprächiger und fragt neugierig: „Wohin willst du mich denn heute entführen?“

 

„Na ja, ich weiss nicht, ob es dir gefallen wird“, Niall kaut nervös auf seiner Unterlippe herum, „denn ich will ja nicht unbedingt erkannt werden. Aber da gibt es so ein Comic-Museum ein bisschen ausserhalb der Stadt, welches vielleicht noch interessant sein könnte. Es gibt da auch so eine Art Workshop, wo man selbst einen Comic zeichnen kann.“

 

Svenja muss automatisch lächeln, als sie sieht, wie seine Augen strahlen, als er zu erzählen beginnt. „Das klingt echt cool! Ich bin zwar nicht die beste Zeichnerin, aber ich bin sicher, zusammen werden wir einen netten Comic hinkriegen.“ Sie freut sich, dass es nicht eines dieser typischen Kino- oder Cafe-Dates wird. Ein Comic-Museum ist wirklich einmal etwas anderes.

 

Und da ist wieder dieses Schweigen zwischen ihnen. Gerade als der Fahrer an einer roten Ampel stehen bleibt, versucht Niall ein bisschen Small-Talk zu führen. „Hast du gut geschlafen?“

 

„Ja, ganz gut“, lügt Svenja, „und du?“

 

„Perfekt! Ich hab auch wunderbar geschlafen.“

 

Für die nächste Viertelstunde sagt wieder niemand etwas. Nur das Radio dudelt vor sich hin. Svenja fragt sich, ob sie mit dem heiklen Thema „Beziehung“ anfangen soll. Es ist auf jeden Fall nötig, dass sie darüber sprechen, aber vielleicht ist es ein bisschen früh. Trotzdem, so ist die Stimmung zwischen ihnen ziemlich komisch und in gewisser Weise auch angespannt. Was Svenja nicht weiss, ist das Niall auch über dasselbe Thema nachdenkt.

 

Svenja will gerade ihren Mut zusammennehmen, als der Fahrer eine Vollbremsung hinlegen muss. „Was ist los?“, frag Niall, irgendwie besorgt, aber auch ärgerlich zugleich.

 

„Es tut mir leid Niall, dir das mitteilen zu müssen“, beginnt der Fahrer mit starkem irischen Akzent, „aber vor zehn Minuten ist etwa fünf Kilometer ein schwerer Unfall passiert. Da werden wir jetzt erst einmal eine Weile stehen. Und um ehrlich zu sein, weiss ich nicht, ob wir es heute noch zum Comic-Museum schaffen.“

 

„Was? Das kann doch nicht wahr sein!“, Niall ist sichtlich niedergeschlagen.

Der Fahrer versucht Niall zu trösten: „Es tut mir leid, aber ich kann auch nichts mehr ändern. Soll ich euch ein bisschen Privatsphäre lassen?“

 

Niall nickt und wie aus dem Nichts kommt plötzlich eine schwarze, dünne Wand hervor, welche die Rückbank vom Fahrersitz abtrennt.

 

Svenja legt vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter und meint ehrlich: „Es macht mir nichts aus, wo unser Date stattfindet, solange ich bei dir sein kann!“

 

Niall strahlt sie dankbar an. „Meinst du? Ich glaube ausserdem, dass wir sowieso noch besprechen sollten, wie das jetzt mit uns weitergeht. Wir müssen einfach einmal Klartext sprechen!“

 

„Du sprichst mir aus der Seele! Ich wollte damit auch schon anfangen, hab mich dann aber nicht getraut!“, antwortet Svenja wahrheitsgemäss. „Weisst du, ich glaube, ich war damals einfach nicht bereit, für eine richtige Beziehung. Ausserdem konnte ich mir eine Fernbeziehung nie vorstellen und dachte immer, dass es sowieso nie halten würde.“

 

„Es ist doch nicht deine Schuld!“, beteuert Niall, „ich hatte einfach nie Zeit für dich. Nur du kamst mich besuchen, nie umgekehrt. So funktioniert das nicht.“

 

„Aber wenn man etwas will und sich liebt, dann funktioniert es auch! Beide müssen Opfer bringen und den Aufwand des anderen schätzen. Aber lass es uns erst einmal langsam angehen.“, Svenja spricht genau das aus, was ihr auf dem Herzen liegt.

 

„Willst du denn meine Freundin sein?“, fragt Niall.

 

 

Fight for this love

 

„Willst du denn meine Freundin sein?“, fragt Niall.

 

Was? Svenja ist sichtlich verwirrt. Mit dieser Frage hätte sie in diesem Moment nicht gerechnet. Klar hatte sie sich erhofft, dass sie nach diesem Date endlich ein Paar sein würden, aber das hier ist trotzdem ein bisschen sehr plötzlich. Schliesslich sitzen sie noch im Auto, mitten auf dem Weg zum Zielort.

 

Ach, was denke ich hier bloss so lange rum, ermahnt sich Svenja selbst, auf jeden Fall sage ich ja! Deshalb öffnet sie den Mund langsam und stottert dann: „Ja, äh, ich will, also nein, natürlich will ich dich nicht heiraten, also noch nicht, aber äh, ich will deine Freundin sein.“

 

Peinlich berührt senkt sie ihren Blick und vermeidet es, wieder aufzusehen – sie will Nialls Reaktion gar nicht sehen. Diese fällt so aus, dass er einfach zu lachen beginnt und sich beinahe nicht mehr einkriegt. Mir der rechten Hand schlägt er sich sogar zwei Mal auf den Oberschenkel und mit der linken Hand hält er sich den Bauch, als er sich im Autositz nach vorne beugt.

 

Svenja ist gerade ziemlich geschockt und macht sich selbst Vorwürfe. Dieses Date hätte perfekt werden können. Niall hat die perfekte Frage gestellt. Aber nein, sie muss es ja wieder einmal verbocken mit ihrer Antwort.

 

Sie sitzt aufrecht im Sitz und faltet ihre Hände auf dem Schoss, während sie mit starrem Blick den vorderen Sitz fixiert.

 

Nach einer gefühlten Stunde – in Wirklichkeit waren es bloss zwei Minuten – beruhigt sich Niall wieder und schaut zu Svenja rüber. Er muss sich einen erneuten Lachanfall verkneifen, so amüsiert ihn die Haltung seiner neuen Freundin.

 

Behutsam hebt er seinen Arm an, um seine Hand auf ihrer linken Schulter zu platzieren. Svenja zuckt von dieser Berührung zusammen und dreht ihren Kopf ein ganz kleines Bisschen, gerade soviel um Nialls Gesicht am Rande wahrzunehmen.

 

Niall schenkt ihr ein breites Lächeln und lässt seine Hand an ihrem Arm herunter auf ihren Schoss gleiten. „Es tut mir leid, dass ich so lachen musste. Es war keine Absicht und ich werde es auch nicht wieder tun. Versprochen!“ Svenja zeigt noch immer keine Emotionen, also fährt Niall fort: „Ich muss es vielleicht erklären: Normalerweise passieren nur immer mir solche Missgeschicke. Hast du zum Beispiel das Interview gesehen, als ich mittendrin aufs Klo musste?“ Innerlich ist Svenja total erleichtert, äusserlich lässt sie sich noch immer nichts anmerken, sondern nickt nur ganz kurz. „Das war ja viel die schlimmere Blamage, als das eben. Es war doch einfach nur amüsant. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich dich heiraten will? Ausserdem freue ich mich total, dass es mit uns endlich geklappt hat.“ Endlich lächelt Svenja leicht und nimmt Nialls Hand, welche immer noch auf ihrem Oberschenkel liegt, in ihre Hand.

 

Niall beugt sich in diesem Moment zu Svenja rüber und nähert sich ihrem Ohr. „Und jetzt, wo ich dich sozusagen zurückbekommen habe, werde ich alles dafür tun, um dich nicht wieder zu verlieren“, flüstert er ihr ins Ohr.

 

Gerade als sich ihre beiden Lippen zu nähern scheinen, wird die Wand wieder runter gelassen, welche den Fahrerbereich und den Rückbank voneinander trennt. Fast schon peinlich berührt stieben sich auseinander und Svenja hofft innerlich, dass der Fahrer nichts mitbekommen hat.

 

Es scheint nicht so. „Niall, ich habe leider schlechte Nachrichten für dich. Die Strasse wird für den Rest des Tages gesperrt sein, was bedeutet, dass ich dich nicht an den gewünschten Ort fahren kann.“

 

„Macht nichts J, du kannst ja nichts dafür. Können wir denn an einen anderen Ort gehen?“, fragt Niall hoffnungsvoll.

 

Unentschlossen hüstelt der Fahrer eine Weile vor sich hin, bis er endlich mit der Sprache rausrückt: „Es tut mir leid, aber wahrscheinlich werden wir noch zirka eine halbe Stunde hier stehen und sie müssen in genau zwei Stunden und siebenundvierzig Minuten wieder im Hotel sein. Es reicht also nicht.“

 

„Na super!“, Niall ist ziemlich enttäuscht, denn er hat alles versucht, um ein perfektes Date hinzukriegen. Niedergeschlagen sieht er einfach aus dem Fenster. „Hey, sei nicht traurig“, versucht Svenja ihn zu trösten, „auch wenn dieses Date nicht im allgemeinen Sinne perfekt war, für mich war es das absolut perfekte Date!“

 

Nach diesen Worten dreht sich Niall wieder zu Svenja, strahlt sie an und rückt ein Stück näher an sie. Sein Herz klopft ihm bis zum Hals. Er hat noch nicht sehr viele Mädchen geküsst und gerade diesen Kuss will er auf eden Fall perfekt hinkriegen. Sanft nimmt er ihren Kopf in seine Hände und beugt sich langsam zu ihr rüber.

In dem Moment, als ihre Lippen aufeinandertreffen scheint in beiden ein riesiges Feuerwerk zu explodieren. Eine riesige Glückswelle überkommt Niall und er wird mutiger. Ganz sachte beisst er in Svenjas Unterlippe, worauf sie ganz leise aufstöhnt. Niall schmunzelt in den Kuss hinein, bevor seine Zunge ganz flink in ihren Mund schlüpft, wo ihre Zungen neckisch miteinander spielen.

 

Keuchend löst sich Svenja von ihm. „Das war mein perfekter erster Kuss.“

Niall ist total erfreut, über diese Reaktion und rätselt gleichzeitig, wie sie das vorhin gemeint haben könnte. „Heisst das, du wurdest vorhin noch nie geküsst?“

 

Svenja wird rot und schaut verlegen auf ihren Schoss, als sie ganz leise, fast schon flüsternd antwortet: „Nein, nicht wirklich. Nur auf die Wange.“

 

Er freut sich innerlich wie ein kleines Kind, als er nach ihrer Hand greift und diese sachte drückt. „Du musst dich dafür doch nicht schämen! Weisst du, Jungs freuen sich immer, wenn sie der erste Freund eines Mädchens sind und ich bin genauso.“

Erleichterst schaut Svenja auf, direkt in seine Augen und küsst ihn gleich nochmal. Und nochmal.

 

Die nächsten zwei Stunden vergehen für die beiden Turteltauben wie im Flug. Die meiste Zeit verbringen sie mit Knutschen, sie diskutieren aber auch, wie ihre Beziehung denn verlaufen soll, denn mit Niall’s Terminen ist es nicht sehr einfach. Noch in der selben Nacht wird Niall nach Berlin fliegen um dort die Promotour abzuschliessen.

 

Kurz vor fünf stehen die beiden wieder vor dem Wohnblock, in welchem Svenja wohnt. Niall ist sehr traurig, dass er sein Mädchen schon wieder alleine lassen muss, aber er hat keine andere Wahl.

 

Um sich zu verabschieden hebt Niall Svenja hoch und sie küssen sich noch einmal extra lange, bis der Fahrer zu hupen beginnt. Sachte stellt Niall Svenja wieder auf den Boden und umarmt sie ein letztes Mal. Sie hat Tränen in den Augen, als Niall ihr „I love you“ ins Ohr flüstert. Dann lässt er sie los und dreht sich um. Svenja schliesst die Augen. Sie will gar nicht mitansehen, wie ihre Liebe wieder weg fährt. Als sie ganz sicher ist, dass da Motorgeräusch verklungen ist, öffnet sie die Augen. Das Auto ist verschwunden.

 

Inzwischen ist Niall an seinem Hotel angelangt. Gut gelaunt schreitet er zum Aufzug. Gerade als er seine Zimmertür aufschliessen will, bemerkt er einen kleinen Zettel. Schnell hebt er ihn auf und liest:

 

Wir sind in Liam’s Zimmer, falls du kommen willst. L

 

Mit dem Zettel in der einen Hand und dem Zimmerschlüssel in der anderen Hand eilt er zu Liam’s Zimmer, welches leider am anderen Ende des Flurs liegt. Er klopft kurz an und drückt dann die Klinke runter und betritt das Zimmer. Es ist ähnlich eingerichtet, wie in seinem. Ein grosses Doppelbett, einen Wandschrank, eine Couch, einen Sessel, einen kleinen Glastisch und einen Schreibtisch.

 

Liam liegt im Bett, Zayn besetzt die Couch, während Louis es sich auf dem Schreibtisch bequem gemacht haben. „Hey“, begrüsst er sie kurz, „wo ist Harry?“

Die drei anderen grüssen ihn gar nicht erst zurück, sondern beginnen zu lachen. Verwirrt schaut Niall vom einen zum anderen, bevor er sich auf den Sessel setzt. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich diese Idioten beruhigen werden.

 

Tatsächlich dauert es zehn Minuten, bis das Lachen endlich verklingt. Liam setzt sich auf und versucht zu erklären: „Wenn du ganz still bist hörst du es.“ „Was?“, Niall ist langsam genervt, denn er kann nichts hören. Jetzt räuspert sich Louis und zeigt auf die eine Wand: „Hörst du das Quietschen und Stöhnen nicht, welches aus dieser Richtung kommt?“ Das ist zu viel für Liam und Zayn. Erneut werden sie von Lachern überschüttet.

 

Irgendwann verliert Niall eindeutig die Geduld: „Leute! Ich weiss nicht was mit euch los ist, habt ihr Drogen genommen?“ Zayn schüttelt lachend den Kopf. „Ich habe euch nur gefragt, wo Harry ist und ihr erzählt mir, dass aus dem Zimmer nebenan Quietschgeräusche und Stöhnen kommen. Warum?!“

 

„Hast du es immer noch nicht gecheckt?“, fragt Louis amüsiert, worauf Niall ärgerlich den Kopf schüttelt. „Also, nochmal für die Dummen unter uns. Harry hat heute Morgen Kimberly abgeholt, um den ganzen Tag mit ihr zu verbringen. Sein Zimmer liegt nebenan und von da dringen jetzt seltsame Laute durch. Checkst du es jetzt?“

 

Niall bleibt der Mund offen stehen. Harry fickt jetzt ernsthaft diese Schlampe. Okay, das war nicht nett, aber trotzdem! „Und wie lange schon?“

 

„Witzig, dass du fragst“, Zayn scheint sich fast nicht einzukriegen, „ich glaube jetzt schon seit drei Stunden und vier Minuten.“ Endlich ist Niall auch dazu bereit, in das Lachen der Jungs einzustimmen.

 

„Dann bin ich jedenfalls froh, dass Harry nicht mehr Lucie hinterher trauert, denn das würde nicht gut ausgehen!“, meint Niall dann in die Runde.

 

Plötzlich sind alle wieder ernst. „Warum meinst du? Ist noch irgendwas geschehen, von dem wir nichts wissen?“, fragt Liam besorgt.

 

„Na ja“, duckst Niall vor sich hin, „ich habe heute Lucies Freund getroffen und er hat gemeint, ich solle Harry ausrichten, dass er sich in Zukunft von Lucie fernhalten soll, sonst würde es irgendwelche Konsequenzen geben.“

 

„Was?“, Louis ist eindeutig geschockt und wird plötzlich ganz blass. Keine zwei Minuten später springt er vom Schreibtisch runter und verlässt, ohne noch ein Wort zu verlieren, Liam’s Zimmer. Den ganzen Abend lang hat man nichts mehr von ihm gesehen.

 

 

Surprise, surprise

 

Als Lucie am nächsten Morgen erwacht, scheint die Sonne schon hell in ihr Zimmer. Stöhnend vergräbt Lucie ihren Kopf im Kissen, weil ihr gerade eben wieder eingefallen ist, dass sie a ihren Job verloren hat, der ihr sehr wichtig war. Nach weiteren zwanzig Minuten erhebt sich Lucie ein zweites Mal und checkt ihr Handy. Es ist schon kurz vor elf. Und sie hat zwei Mitteilungen empfangen. Eine ist von Jeremy:

 

Guten Morgen Schatz, was hältst du davon, wenn ich dich um ein Uhr abholen komme? Eisessen und Schwimmbad. Dein Jeremy

 

Augenblicklich zeichnet sich ein Lächeln auf Lucies Gesicht ab. Ihr Tag ist gerettet! Sie hatte schon Angst, dass sie sich extrem langweilen würde, weil sie eben ihren Job verloren hat, aber diese süsse Nachricht zeigt, dass es eben auch andersrum geht. Hätte sie arbeiten müssen, hätte sie jetzt nicht auf das Date gehen können. Schnell tippt sie Jeremy eine Antwort:

 

Danke. Geht klar, ich freue mich schon riesig. Lucie

 

Gleich anschliessend öffnet Lucie die andere ungelesene Nachricht und liest:

 

Hi Lucie, hättest du heute Nachmittag Zeit? Ich muss dir was erzählen! LG Svenja

 

Einen kurzen Moment zögert Lucie und überlegt sich, ob sie die Verabredung mit Jeremy sausen lassen soll für Svenja. Schliesslich entscheidet sie sich aber dagegen, denn sie hat schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr mit Jeremy gesprochen. Also so richtig, versteht sich. Deshalb vertröstet sie ihre beste Freundin erst einmal.

 

Sorry, ich habe leider heute schon etwas vor. Aber wir können heute Abend telefonieren. Lucie

 

Anschliessend steht Lucie endlich auf und geht in die Küche, die wie immer leer ist. Schnell macht sie sich ein Frühstück und schlingt die Cornflakes gleich im stehen runter. Gleich darauf geht sie ins Badezimmer um sich eine warme Dusche zu gönnen.

Es ist viertel vor eins, als Jeremy die Wohnungstür hinter sich schliesst und die Treppe runter saust. Leider hat er die Zeit beim Zocken vergessen und muss sich jetzt unbedingt beeilen, um rechtzeitig bei Lucie zu erscheinen. Sie kann es nämlich gar nicht ausstehen, wenn jemand unpünktlich ist.

 

Jeremy ist hat gerade einmal zwei Schritte auf die Strasse gemacht, als plötzlich eine grosse, blonde Frau auf ihn zukommt und ihn auf Englisch anspricht: „Hey, könntest du mir vielleicht helfen? Ich habe mich verlaufen und finde den Weg zum Hotel nicht mehr.“

 

Das hat ihm gerade noch gefehlt! „Nein!“, knurrt Jeremy und dreht sich abrupt von der Frau weg. Er muss jetzt wirklich so schnell wie nur möglich zu Lucie. Aber leider lässt ihn die blonde Frau nicht in Ruhe, denn sie läuft ihm ein paar Meter hinterher, bis sie ihm auf die Schulter tippt und erneut beginnt: „Vielleicht weisst du noch nicht, wer ich bin. Mein Name ist Taylor Swift und ich bin eine berühmte Country-Sängerin aus Amerika. Meine Crew hat mich hier irgendwie vergessen, dabei muss ich ganz dringend zu meinem Hotel, da ich heute noch ein Meet and Greet habe. Bitte hilf mir! Du kriegst auch ein Autogramm und ein Foto mit mir. Bitte!“

 

Taylor fleht ihn regelrecht an. Endlich stoppt Jeremy. Taylor Swift?! Er war zwar noch nie ein riesen Fan von irgendwelchen Promis, aber er weiss, dass er mit Taylor so einige seiner Freunde eifersüchtig machen könnte. Deshalb dreht er sich auch um und antwortet: „In welches Hotel musst du denn?“

 

„Ich glaube, das heisst Schweizerhof oder so. Kennst du das?“

 

„Ja, ich weiss, wo das ist. Also pass auf, ich beschreibe dir jetzt gerade einmal den Weg. Zuerst gehst du diese Strasse entlang, dann-“

 

Taylor unterbricht Jeremy und sieht ihn bittend an: „Kannst du mich nicht hinbringen? Meine Orientierung ist nicht gerade die Beste!“

 

Einen kurzen Moment zögert Jeremy. Er ist ja mit Lucie verabredet und er liebt sie auch, aber das ist Taylor Swift!

 

„Okay, aber eigentlich bin ich mit meiner Freundin verabredet. Ich muss ihr kurz schreiben, dass es ein bisschen später werden könnte.“

 

„Aber ich muss wirklich ganz dringend zum Hotel und deine Freundin wird es doch schon verstehen. Schliesslich bin ich Taylor Swift!“

 

Mit einem gekonnten Augenaufschlag und ein paar verzweifelten Blicken gelingt es Taylor Jeremy um den Finger zu wickeln, sodass er Lucie total vergisst und mit ihr losläuft.

Lucie hingegen hat schon Schmetterlinge im Bauch, als sie ihre Haare durchkämmt und ganz wenig Make Up aufträgt. Eigentlich ist sie überhaupt kein Fan von Make Up, aber für den Freund kann man sich ja schon hübsch machen. Wenige Minuten vor ein Uhr ist Lucie zufrieden mit ihrem Spiegelbild, schnappt sich im Flur ihre Umhängetasche und setzt sich im Wohnzimmer auf die Couch. Da streicht sie sich nervös das gelbe Sommerkleid glatt. Sie war schon lange nicht mehr so aufgeregt vor einem Date mit Jeremy. Ungeduldig trommelt Lucie mit ihren Fingern auf die Glasplatte vom Glastisch und beginnt die Sekunden zu zählen.

 

Als sie schliesslich die Kirche ein Uhr schlagen hört, zwingt sie sich zum Durchatmen. Er wird schon noch kommen, redet sie sich ein. Mit zittrigen Fingern zieht sie ihr Handy aus der Tasche um zu schauen, ob Jeremy ihr vielleicht eine Nachricht geschrieben hat. Nichts.

 

Nachdem schon fünf Minuten vergangen sind, steht Lucie auf und läuft ungeduldig hin und her. Sie war schon immer ein Mensch, der total auf Pünktlichkeit achtet. Das hat sie wohl von ihrer Mutter geerbt. Und sie weiss, dass Jeremy sich immer bemüht, rechtzeitig zu erscheinen. Deshalb sieht es ihm gar nicht ähnlich, dass er immer noch nicht erschienen ist, obwohl es schon zehn nach eins ist. Schlussendlich hält es Lucie nicht mehr aus. Sie schnappt sich ihr Handy erneut, um Jeremy anzurufen.

 

Jeremy und Taylor laufen schon etwa zwei Minuten schweigend nebeneinander die Strasse runter, als Taylor eine Unterhaltung beginnen will.

 

„Wie heisst du denn?“

 

Jeremy lässt sich Zeit mit antworten und starrt ein paar Sekunden nur auf die Strasse, die noch vor ihnen liegt. „Jeremy“

 

„Der Name ist totally amazing! Und wie alt bist du Jeremy?“ Taylor ist total neugierig.

Leider gehört Jeremy nicht zu der Sorte Mensch, die sich gerne von fremden ausfragen lassen. Er redet sich selbst ein: Alter, das ist Taylor Swift! So eine Chance kriegst du nur einmal in deinem Leben!

 

„Achtzehn. Also fast.“

 

Taylor gibt einen seltsam erstaunten Laut von sich, bevor sie antwortet. „Du siehst aber älter aus!“

 

Zum Glück wird Jeremy so gut wie nie rot, denn sonst wäre das jetzt der Fall gewesen. Er fühlt sich plötzlich total geschmeichelt und weiss gar nicht, was er erwidern soll. Manchmal ist er einfach zu schüchtern. Er freut sich schon total darauf, es seinen Freunden zu erzählen! Die werden Augen machen. Denn eigentlich ist er ein bisschen der Aussenseiter seiner Clique. Er ist der einzige, der schon seit über einem Jahr in einer Beziehung ist. Die anderen vier sind mehr die typischen Machos, die es nie länger als einen Monat mit einem Mädchen aushalten. Und mit Taylor kann er bei den anderen bestimmt punkten!

 

Zwei Kreuzungen, drei Zebrastreifen und ein Seitensträsschen später stehen Taylor und Jeremy vor den Schweizerhof. Jeremy ist froh, dass er die Sache so gut wie hinter sich hat, denn ihm kommt plötzlich Lucie wieder in den Sinn.

 

„Jeremy, du bist ein Schatz! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Komm doch bitte noch kurz rein. Ich habe eine halbe Stunde ein Meet and Greet und danach habe ich soviel Zeit für dich, wie du willst!“

 

Jeremy zögert einen Moment und lässt sich alles nochmal durch den Kopf gehen. Lucie oder Taylor? Eine Schwere Entscheidung. „Das habe ich doch gern gemacht! Muss ich wirklich so lange warten? Weil du weisst schon, ich habe eigentlich eine Verab-“

 

Erneut wird Jeremy von Taylor unterbrochen. „Ach papperlapapp! Du wirst diese halbe Stunde schon überstehen. Ausserdem habe ich noch eine Überraschung für dich, die ich dir dann geben werde.“

 

Es braucht nur diese Worte und ein sexy Wimpernaufschlag von Taylor und schon ist Jeremy überzeugt. Wie ein kleines Hündchen trottet er Taylor hinterher, in das noble Hotel rein und dann in irgendeinen Raum im ersten Stock, wo er erst einmal einem Securityguard sein Handy abgeben muss. Taylor weist ihm einen Stuhl am einen Ende des Raums zu und schreitet dann auf eine kleine Gruppe von Mädchen im Teenager-Alter zu, die augenblicklich zu Kreischen beginnen.

 

Lucie tippt schnell Jeremys Nummer ein und klickt auf „anrufen“. Danach hält sie sich das Handy ans Ohr und lauscht ungeduldig dem regelmässigen Tuten. Aber Jeremy nimmt den Anruf nicht an. Stattdessen geht nur die Mailbox an, worauf Lucie eine kurze Nachricht hinterlässt. Lucie ist schon total aufgelöst und fragt sich, warum Jeremy einfach nicht aufgetaucht ist und warum er jetzt nicht ans Handy geht. Plötzlich kommt ihr der Gedanke, dass er ja einen Unfall gehabt haben könnte und sie macht sich schreckliche Sorgen um ihn.

 

Lucie steigen die Tränen in die Augen, als Jeremy um halb zwei immer noch nicht erschienen ist. Sie schnäuzt sich kurz und startet einen neuen Versuch, Jeremy anzurufen. Erfolglos. Um nichts unversucht zu lassen schickt sie ihm dann auch noch eine SMS:

 

Hey Schatz, wir haben uns doch für ein Uhr verabredet. Wo bist du? Love, Lucie.

 

Als sie eine Viertelstunde später noch immer nichts von Jeremy gehört hat, versucht sie, ihn zuhause ans Festnetztelefon zu bekommen. Nach dem zweiten Tuten hebt endlich jemand ab.

 

> Lucie?

 

>> Svenja bist du es?

 

> Klar, wer sonst?! Warte mal, sollte nicht mein Bruder jetzt bei dir sein?

 

>> Das ist es ja! Er ist nicht bei mir aufgetaucht und auf meine Anrufe reagiert er auch nicht. Weisst du vielleicht, wo er ist?

 

> Ich dachte, der ist bei dir, denn er ist um etwa zehn vor eins aus der Wohnung gegangen und hat mir sogar noch gesagt, dass es gleich ein Date mit dir hat!

 

>> Wo kann er nur sein? Glaubst du, ihm ist etwas passiert? Und gibts nichts, was wir unternehmen könnten, um ihn zu suchen?

 

> Beruhig dich erst einmal! Es ist mir auch ein Rätsel wo der sich rumtreiben soll, aber wir können es nicht ändern. Wir können wirklich nur abwarten und Tee trinken. Der taucht schon wieder auf, keine Sorge!

 

>> Wirklich? Ich bin gerade total am Ende…

 

> Klar! Und es ist wirklich kein Weltuntergang. Ich werde dich jetzt ein bisschen ablenken. Ich muss dir nämlich unbedingt etwas ganz tolles erzählen!

 

Die nächste halbe Stunde quasselt Svenja von ihrem Date mit Niall. Leider kann sich Lucie nicht richtig für ihre Freundin freuen und murmelt nur ab und zu ein paar Wörter wie „Wow“, „Super“ und „Toll“ dazwischen. Wenigstens ist sie abgelenkt.

 

„…und leider musste er dann gleich wieder los, weil sie noch gestern Abend weiter nach Berlin geflogen sind.“

 

Das heisst dann wohl, dass Harry auch in Berlin ist. Ob Kimberly Stewart wohl auch da ist? Lucie wird augenblicklich rot bei diesem Gedanken, denn eigentlich kann es ihr ja egal sein, mit wem Harry Styles seine Freizeit verbringt.

 

Svenja und Lucie quatschen noch ein bisschen über belangloses Zeug, bis Svenja auflegen muss, weil sie ihrer Mutter noch versprochen hat, einkaufen zu gehen. Lucie ist also wieder alleine mit ihren Gedanken. Sie will sich schon ganz verzweifelt auf ihr Bett schmeissen, als sie das Schloss der Wohnungstür knacken hört und schliesslich die Tür aufgemacht wird.

 

 

I knew you were trouble

 

Lucie ist also wieder alleine mit ihren Gedanken. Sie will sich schon ganz verzweifelt auf ihr Bett schmeissen, als sie das Schloss der Wohnungstür knacken hört und schliesslich die Tür aufgemacht wird.

 

Mit einem Ruck springt Lucie auf und läuft mit grossen Schritten in den Eingangsbereich. Zu ihrer Enttäuschung muss sie feststellen, dass es nicht Jeremy, sondern ihre Tante Marisa ist, die von ihrer Einkaufstour zurückkommt. Wie blöd auch, Jeremy hätte es gar nicht sein können, denn er besitzt ja gar keinen Schlüssel zu ihrer Wohnung.

 

Auch Marisa ist anscheinend überrascht, Lucie in der Wohnung aufzufinden. Schnell stellt sie die beiden voll bepackten Einkaufstüten neben der Kommode ab und widmet sich sofort ihrer Nichte.

 

„Lucie, was ist los? Ich dachte, du und Jeremy, ihr hättet da… Na ja, du weisst schon!“, unbeholfen steht Marisa da und weiss gar nicht, wo sie hinschauen soll.

„Ja, ja, das dachte ich eigentlich auch“, murmelt Lucie kaum hörbar vor sich hin und will sich schon wieder verdrücken.

 

„Na na na, so schnell entkommst du mir nicht! Was ist los Lucie? Bitte rede mit mir! Ich weiss, ich bin schon ein bisschen älter und kann dir vielleicht nicht bei allem helfen, aber ich will es wenigstens versuchen!“

 

Lucie dreht sich langsam um, nickt Marisa zu und schlurft dann ins Wohnzimmer, direkt auf die Couch zu. Marisa bückt sich kurz und holt ein paar Dinge aus den Einkaufstüten raus, bevor sie Lucie folgt und sich ebenfalls auf die Couch setzt.

„Hier, ich hab uns ein Schokoladeneis mitgebracht. Und im Kühlschrank sollte es noch Eistee haben, wenn du willst.“ Marisa gibt sich alle Mühe, damit es Lucie wieder besser geht.

 

„Danke, ist gut!“ Lucie kostet zuerst einen Löffel voll Schokoeis, bevor sie Marisa alles erzählt. Die ganze Story der letzten paar Tage. Von der Sache, dass sie endlich mit Harry abgeschlossen hat, über das Date von Svenja und Niall, bis hin zu der Sache mit Jeremy.

 

Marisa hört aufmerksam zu, bevor sie meint: „Weisst du, Jungs in dem Alter sind alle so. Entweder wollen sie dich sosehr, dass sie an dir kleben, wie so ein Klammeraffe, oder dann halten sie dich für selbstverständlich, dass sie es nicht mal mehr für nötig halten, an den Dates aufzutauchen. Gib nicht auf Lucie, irgendwann wirst auch du deinen Traummann finden!“

 

Irgendwie will sich Lucie nicht so richtig beruhigen. „Du meinst also, ich soll mit Jeremy Schluss machen?! Ach wirklich? Nur weil er an einem Date nicht aufgetaucht ist? Und sowieso, es ist ja nicht so schlimm.“

 

„Siehst du“, lacht Marisa, „hab ich dich doch erwischt! Du findest es gar nicht mal so schlimm, dass er nicht aufgetaucht ist, sondern wolltest nur wieder einmal ein bisschen auf Dramaqueen machen!“

 

Gespielt mürrisch streckt Lucie ihrer Tante die Zunge raus. „Stimmt doch gar nicht!“ Aber irgendwie ist es so lustig, dass beide gleichzeitig losprusten! Die beiden machen sich noch einen schönen Tag, sodass Lucie Jeremy für ein paar Stunden total vergisst.

Jeremy hingegen kann schon kaum mehr stillsitzen in seinem Stuhl. Schon seit über einer Stunde beobachtet er Taylor und die elf Mädchen, die abwechselnd Kreischen und in Tränen ausbrechen. Taylor lächelt die ganze Zeit gekünstelt, wie Jeremy feststellen muss. Irgendwie ist sie ihm nicht sympathisch und tief im Innern spürt er, dass er besser gehen soll. Aber dagegen spricht natürlich, dass sie Taylor Swift ist. Und da lohnt es sich, zu warten. Schliesslich hat sie ihm ein Foto und noch eine zusätzliche Überraschung versprochen, was er sich um keinen Preis der Welt entgehen lassen will!

 

Nach zwanzig weiteren Minuten wurden die Mädchen endlich von der Security rausgebracht. Sie haben alle eine signierte CD von Taylor bekommen, genauso wie duzende Fotos mit dem Superstar. Kaum sind die Mädchen draussen, dreht sich Taylor um und kommt mit einem Strahlenden Lächeln auf Jeremy zu. Es ist nicht im geringsten so gekünstelt wie vorher.

 

„Also Jeremy, komm einmal hier nach vorne und wir machen ein paar Fotos.“ Taylor winkt Jeremy zu sich. Dieser steht wie hypnotisiert auf und stellt sich neben Taylor. Sie posieren auf alle möglichen Weisen und der Fotograf drückt bestimmt über hundert Mal ab. Jedenfalls kommt es Jeremy so vor.

 

Einmal stehen sie lächelnd nebeneinander.

 

Einmal umarmt ihn Taylor ganz doll.

 

Einmal drückt ihm Taylor einen Schmatzer auf die Wange.

 

Einmal springt ihm Taylor auf den Rücken.

 

Einmal strecken beide die Zunge raus.

 

Einmal machen beide ein Duckface.

 

Schliesslich ist Taylor endlich zufrieden. „Da war super Jery! Du könntest ein Model sein! Dieses Bild ist mein Lieblingsbild. Das muss ich gleich auf Twitter posten!“

 

Geschockt hält Jeremy inne und versucht gerade herauszufinden, ob Taylor das gerade eben wirklich gesagt hat. Das irritiert Taylor irgendwie und sie hackt nach: „Was? Stört es dich, dass ich dich Jery nenne?“

 

„N-nein, nein, das ist es nicht!“

 

„Wo liegt dann das Problem? Du siehst so aus, als ob du gerade einen Geist gesehen hättest!“ Taylor lacht laut drauf los.

 

„Musst du das Bild wirklich auf Twitter posten?“, fragt Jeremy schüchtern. „Ich will halt nicht, dass da plötzlich hundert Reporter vor mir stehen und wissen wollen, ob ich was mit dir habe!“

 

Taylor lacht schon fast Tränen. „Glaubst du wirklich, es würde dich überhaupt jemand finden? Hier in Switzerland? No way! Ausserdem schreibe ich doch nicht, dass du mein Freund bist, sondern einfach ein Fan!“

 

Noch ein Zwinkern von Taylor und Jeremy hat seine Zweifel schon begraben. Sie hat ja Recht, es wird ihn ja niemand finden! Ausserdem hat er dann den Beweis für seine Kumpels, dass er Taylor auch wirklich getroffen hat!

 

„Also kommen wir zu der Überraschung!“, Taylor macht eine Pause, um sicher zugehen, dass sie auch Jeremys Aufmerksamkeit hat, worum sie sich aber nicht bemühen müsste, denn er klebt ihr schon wieder förmlich an den Lippen.

 

„Ich habe dir ja schon einmal gesagt, dass ich heute eine Party schmeissen werde“, Taylor scheint ganz aufgeregt zu sein und hüpft vor Freude ein paar mal auf und ab, „und das Beste: Du wirst auch kommen!“

 

Wow! Damit hätte Jeremy jetzt nicht gerechnet. Eigentlich sollte er sich jetzt wirklich wieder einmal bei Lucie melden und wenn möglich sogar vorbeigehen. Aber das hier ist Taylor Swift!

 

„Vielen Dank Taylor“, zögert Jeremy, „ich würde ja gerne zu deiner Party kommen, aber weisst du, ich wäre da sicher total fehl am Platz, ausserdem habe ich eine Freundin…“

„Ach Jeremy, du musst noch so viel lernen!“, mit einer spielerischen Geste wuschelt sie ihm einmal quer über den Kopf, „das war keine Einladung, du Dussel! Das ist eine Feststellung. Du wirst heute Abend da sein!“

 

„A-aber ich habe nichts zum Anziehen…“, Jeremy versucht sich verzweifelt aus dieser Sache rauszureden, was aber bei Taylor nicht zu wirken scheint. „Meine Assistentin wird gleich mit dir shoppen gehen, umziehen und duschen kannst du dich im Hotel bei mir und dann werden wir mit der Limo abgeholt und zur Party gebracht.“

 

„Taylor, ich bin erst siebzehn, ich darf noch gar nicht trinken!“

 

„Pfff, das kontrolliert eh keiner! Ausserdem werden da viele scharfe Girls und hotte Boys sein. Ich sage nur: Selena Gomez, Ashley Benson, Danielle Peazer, Austin Mahone und Ed Sheeran!“

 

„Wow!“, Jeremy bleibt der Mund offen stehen. Bei dieser Gästeliste kann er wirklich unmöglich nein sagen! Lucie wird da schon verstehen. Sie hätte bestimmt dasselbe getan, an seiner Stelle!

 

Deshalb antwortet er ganz schnell: „Okay, du hast mich überredet! Das wird bestimmt die beste Party!“

 

„Darauf kannst du dich verlassen! Wir Amerikaner wissen, wie man eine richtige Party schmeisst. Ich sehe dich dann in spätestens drei Stunden wieder im Hotel.“ Mein einer schnellen Umarmung und einem Kuss auf die Wange verabschiedet sich Taylor von Jeremy und stolziert aus dem Saal heraus, gefolgt von den Securitymännern.

 

Nur eine junge Frau, in Taylors alter bleibt zurück. Und genau sie kommt jetzt auf Jeremy zu und umarmt ihn. Sie riecht ein bisschen zu stark nach „Wonderstruck“, dem Parfum von Taylor Swift. Jeremy reisst sich zusammen, um nicht zu niesen oder auch nur das Gesicht zu verziehen.

 

„Hey, ich bin Abigail“, stellt sich die Frau vor, „ich bin Taylors beste Freundin und Assistentin. Tja, wir werden jetzt einmal shoppen gehen.“

 

Jeremy nickt stumm und folgt Abigail aus dem Hotel raus, direkt zu einem schwarzen, glänzenden Volkswagen. Staunend bleibt Jeremy stehen und betrachtet fasziniert das teure, noble Gefährt. Leider wird er zu schnell wieder von Abigail weggezerrt, die irgendwas von wenig Zeit und beeilen sagt. Innerlich möchte Jeremy am liebsten die ganze Sache wieder abbrechen. Er hasst shoppen und Abigail mag er irgendwie auch nicht sonderlich. Aber die Party wird ganz sicher, versucht er sich einzureden.

Zwei Stunden später ist Jeremy total erschöpft und genervt. Er hasst shoppen immer noch! Zum Glück hat er sich etwas ganz cooles zum Anziehen gefunden. Eine schwarze Röhrenjeans und ein bunt kariertes Hemd. Dazu noch irre teure Vans und eine dunkle Sonnenbrille. Eigentlich wollte er auch etwas bezahlen, aber Abigail hat sich durchgesetzt und ihm gesagt, dass Taylor sie sonst feuern würde.

 

Mit der Einkaufstüte in der Hand steigt Jeremy die Treppe hinauf und klopft an eine Zimmertür. Die Nummer 113. Es vergehen nur wenige Sekunden, bis die Tür geöffnet wird und Taylor steht wieder vor ihm. Sie hat nasses Haar, ist ungeschminkt und trägt eine Jogginghose. Trotzdem sieht sie immer noch bezaubernd und unglaublich sexy aus.

 

Taylor strahlt Jeremy an und umarmt ihn. „Super, dass du schon da bist. Ich werde gleich in die Maske gehen, deshalb überlasse ich dir mein Badezimmer. Du hast noch eine gute Stunde Zeit, dann werde ich dich wieder abholen.“

 

Jeremy bringt nur ein „Danke“ heraus. Irgendwie ist ihm das alles hier ein bisschen peinlich. Und genau das scheint Taylor nicht zu spüren, denn sie rauscht an ihm vorbei, dreht sich noch einmal nach ihm um und wirft ihm einen Kussmund zu, worauf Jeremy nur verlegen auf den Boden schaut. Kaum ist Taylor ausser Sichtweite, tritt er ins Zimmer und staunt erst einmal eine Runde. Es ist alles so riesig und sieht so richtig teuer aus.

 

Pünktlich auf die Minute steht Taylor wieder in der Hotelsuite. Sie sieht einfach nur atemberaubend aus, findet Jeremy und muss sich zwingen, nicht ihren Ausschnitt zu begutachten. Taylor scheint das zu bemerken und lacht nur, während sie sich bei Jeremy einhakt und ihn mit sich fortzieht.

 

Genau wie sie ihm beschrieben hat, steht vor dem Hotel eine riesige weisse Limo. Nur für Taylor und Jeremy. Die Security fahren in einem anderen Wagen nach. Während der fünfzehnminütigen Fahrt kann Jeremy nur staunen. Natürlich ist er noch nie mit einer Limo gefahren und dieses Gefühl ist einfach einzigartig. Taylor bietet ihm Champagner an, den er aber ablehnt. Er trinkt normalerweise nur Bier, deshalb will er nicht schon total besoffen auf der Party erscheinen. Lucie hasst nämlich Leute, die trinken und rauchen. Und da wären seine Gedanken wieder bei Lucie. Sie wird schon verstehen, versucht er sich einzureden, was ihm aber nicht mehr gelingen will. Schlussendlich kommt er zum Entschluss, dass er heute einfach einmal so handeln wird, als wäre er single.

 

Als Taylor und Jeremy aus der Limo aussteigen, ist sogar ein roter Teppich bis zum Eingang des Clubs ausgerollt und zig Fotografen drängeln sich um die beiden. Taylor hakt sich erneut bei Jeremy ein und strahlt, während sie an den Fotografen vorbeilaufen.

 

Der Club ist schon voll, als Taylor und Jeremy reinkommen. Ein Mädchen mit braunen, langen Haaren und einem goldenen Minikleid entdeckt die beiden sofort und versucht sich einen Weg durch die tanzenden Leute zu bahnen.

 

Taylor und das Mädchen strahlen sich an und umarmen sich, bevor sich das fremde Mädchen an Jeremy wendet: „Wer ist das?“ Jeremy ist total verunsichert, weshalb er hilfesuchend zu Taylor schaut. Diese antwortet, als wäre es selbstverständlich: „Das ist mein Date für heute Abend!“ Ein Zwinkern von Taylor bringt das Mädchen zum Lachen. Die beiden wirken sehr vertraut miteinander.

 

„Ach Jeremy, wie unhöflich, ich habe dir Selena noch gar nicht vorgestellt. Also, das ist Selena Gomez.“ Und wieder ist da dieses seltsame Augenzwinkern von Taylor.

 

Jeremy staunt nicht schlecht und weiss gar nicht mehr, was er sagen soll. Er will sich nicht blamieren, aber er weiss genau, dass er nichts rausbringen wird. Das ist Selena Gomez!

 

Nach wenigen Sekunden hat er sich dann gefangen und fragt ganz schüchtern: „Krieg ich vielleicht ein Autogramm von dir Selena?“

 

Wie auf Kommando beginnen Tay und Sel zu lachen. „Das ist doch kein Meet and Greet!“, witzelt Taylor und zieht Selena mit sich mit. Jeremy lassen sie einfach in der Menge stehen.

 

Bevor Jeremy sich auch nur einen Schritt bewegen kann, steht schon ein anderes Mädchen vor ihm. Sie hat braune, gelockte Haare und einen südländischen Teint. „Na Kleiner, soll ich dir einen Drink ausgeben?“, fragt sie mit klarem britischen Akzent und einem frechen Grinsen Gesicht. Ohne eine Antwort abzuwarten wird Jeremy von dieser Unbekannten bis zur Bar durchgeschoben, wo sie ihm einen Drink in die Hand drückt. „Trink!“, befiehlt sie ihm. „Ich bin übrigens Danielle“, mein sie mit einem verführerischen Blick, während sie ihre Hand auf Jeremys Knie platziert, „und wer bist du?“

 

„J-jeremy“, stottert Jeremy. In diesem Augenblick beginnt sein Kopf stark zu pochen, sodass er das Gefühl hat, als würde er gleich explodieren. Er schliesst kurz die Augen und hofft, dass es so besser wird. Leider sind seine Augenlieder plötzlich so schwer, dass er sie nicht mehr aufbekommt und alles schwarz bleibt.

 

Es ist schon kurz nach acht Uhr, als Lucies Handy klingelt. Hoffnungsvoll wirft Lucie einen Blick auf das Display. Aber leider ist es nicht Jeremy, sondern Svenja. Aber vielleicht weiss sie ja mittlerweile, wo Jeremy heute gesteckt hat. Schnell drückt Lucie auf ‚annehmen‘.

 

> Lucie?

 

>> Ja, wen erwartest du denn?

 

> Darum geht es jetzt gerade nicht. Es geht um Jeremy!

 

Plötzlich versteift sich Lucies Körper. Hoffentlich ist ihm nichts passiert! Hoffentlich geht es ihm gut!

 

>> W-was ist denn los?

 

> Da er bis vor einer halben Stunde nicht aufgetaucht ist, hat sich meine Mutter riesige Sorgen gemacht und wollte der Polizei anrufen. Ich habe sie dann aber erst einmal davon abgehalten und dachte mir, dass er schon wieder auftauchen wird. Also bin ich auf Twitter gegangen um so zu checken, was so läuft. Und du glaubst nicht, was ich da gefunden habe!

 

>> Och Svenja, das ist unfair! Mach’s doch nicht so spannend!

 

> Jaja, ist gut. Ich weiss jetzt, wegen was oder besser gesagt, wegen wem Jeremy dich versetzt hat!

 

>> Wegen wem?

 

> Taylor Swift!

 

Cheating

 

Als Jeremy am nächsten Morgen die Augen öffnet, scheint die Sonne hell durch die orangefarbenen Vorhänge. Warte mal! Jeremy hat keine orangefarbenen Vorhänge in seinem Zimmer! Mit einem Ruck setzt er sich auf und muss leider ein heftiges Pochen in seinem Kopf feststellen. Vorsichtig und mit langsamen Bewegungen schaut er sich in diesem Zimmer um. Er scheint in einem Hotelzimmer gelandet zu sein. Ähnlich wie das von Taylor Swift.

 

Aber mit Schrecken muss er feststellen, dass neben ihm eine Person liegt, die ganz und gar nicht Taylor Swift ist, sondern eine braunhaarige junge Frau. Sie liegt schlafend da und sieht friedlich aus, wie ein Engel. Trotzdem stört Jeremy irgendwas am Anblick der jungen Frau.

 

Natürlich! Sie ist nur in Unterwäsche gekleidet! Geschockt schaut Jeremy nun an sich runter und bemerkt mit schreckgeweiteten Augen, dass er auch nichts anderes als seine Boxershorts trägt.

 

Wie von der Tarantel gestochen springt Jeremy aus dem Bett, muss sich aber gleich auf den grossen, flauschigen Teppich legen, weil ihm so speiübel ist, dass er fast gekotzt hätte. Krampfhaft versucht er sich zu erinnern, was gestern alles passiert ist. Wer zum Teufel ist diese Frau? Und wo zum Geier befindet er sich? Und das Allerschlimmste: Was hat er gestern alles angestellt?

 

Nur mit Mühe schafft es Jeremy, den letzten Abend zu rekonstruieren. Zuerst ging er mit Taylor Swift auf diese angesagte Party. Dort wurde er von Taylor und Selena Gomez einfach stehen gelassen. Und dann? Ach ja, da kam eine junge Frau mit lockigem Haar auf ihn zu und hat ihn zu einem Drink aufgefordert. Mehr weiss er nicht, ausser dass er irgendwie das Gefühl hatte, noch einmal auf der Damentoilette gewesen zu sein und sich einmal eine Torte ins Gesicht geschmiert hat. Aber wie genau es dazu gekommen ist, weiss er nicht.

 

Vorsichtig richtet er sich noch einmal auf, um einen genaueren Blick auf die junge Frau zu werfen. Da durchzuckt ihn der Gedanke: Das ist diese Frau, die ihm einen Drink spendiert hat! Und sie heisst Dani oder Danielle. Mehr fällt Jeremy einfach nicht mehr ein.

 

In diesem Moment fällt Jeremys Blick auf den schwarzen Laptop, der aufgeklappt auf dem Schreibtisch steht. Vielleicht steht im Internet mehr darüber, was gestern auf dieser Party alles passiert ist. Schliesslich waren Superstars wie Taylor Swift, Selena Gomez oder Ed Sheeran anwesend. Leise begibt sich Jeremy an den Laptop und startet ihn auf, bedacht, so leise wie nur möglich zu sein. Zum Glück ist der PC nicht mit einem Passwort verschlüsselt, sodass es Jeremy binnen wenigen Sekunden gelingt, ins Internet zu kommen, wo er gleich nach der Auflösung der letzten Nacht sucht.

 

Was er da sieht, schockt ihn total. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was er da sieht!

 

> Jaja, ist gut. Ich weiss jetzt, wegen was oder besser gesagt, wegen wem Jeremy dich versetzt hat!

 

>> Wegen wem?

 

> Taylor Swift!

 

Lucie ist froh, dass sie schon auf ihrem Bett sitzt, als ihr Svenja davon erzählt, sonst hätte es sie womöglich glatt umgehauen.

 

>> T-taylor Swift sagst du? Und du bist dir auch wirklich sicher?

 

> Aber klar bin ich mir sicher! Geh doch auf Twitter und sieh nach. Sogar Taylor selbst hat ein Bild von sich und Jeremy gepostet!

 

Das ist eindeutig zu viel! Warum zum Teufel würde Taylor Swift ein Foto von sich und Jeremy auf Twitter posten? Auch wenn Svenja Lucies beste Freundin ist, kann und will sie dieser Story nicht glauben!

 

>> Ach was! Das glaub ich dir gar nicht. Und auf gar keinen Fall werde ich auf Twitter gehen und mir das Leben ein zweites Mal von dieser Schlampe zur Hölle machen lassen, wenn es überhaupt stimmt, was du gesagt hast!

 

> Was? Du glaubst mir nicht?! Deiner besten Freundin glaubst du nicht? Ich konnte es zwar auch kaum glauben, als ich die Bilder gesehen habe, aber es ist wirklich war. Na ja, ist ja dein Problem, wenn du wieder einen Rückzieher machen willst, anstatt dem Problem ins Auge zu sehen. Bis irgendwann!

 

Mit diesen Worten legt Svenja ziemlich eingeschnappt auf. Lucie hat gar keine Lust, sich weitere Gedanken darüber zu machen, denn diese ganze Geschichte darf auf keinen Fall stimmen! Deshalb geht Lucie zuerst einmal duschen, um wieder klare Gedanken fassen zu können.

 

Eine halbe später, Lucie hat sich schon in ihren Pyjama eingekuschelt, schaut sie kurz bei Marisa im Arbeitszimmer vorbei und wünscht ihr eine gute Nacht. Es ist kurz nach zehn, als sich Lucie ins Bett legt und versucht einzuschlafen. Leider will ihr das einfach nicht gelingen. Weder mit der Decke über dem Kopf, noch mit dem weissen Stoffhasen.

 

Seufzend gesteht sich Lucie ein, dass sie es trotzdem wissen muss, was da zwischen Taylor und Jeremy gelaufen ist. Schliesslich hat Taylor ihr schon einmal den Freund ausgespannt. Okay, das ist jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber Taylor hat auf jeden Fall für eine Krise in der Beziehung von Harry und Lucie gesorgt.

 

Lucie tapst müde zu ihrem Schreibtisch, wo sie ihren Laptop anschaltet und sich aus der Schreibtischschublade eine kleine Packung Maltesers holt. Mit einem Handgriff reisst sie die Packung auf und beginnt Stück für Stück in sich reinzustopfen. Nach einer Ewigkeit ist der Laptop aufgestartet und Lucie öffnet das Internet, wo sie gleich den Link zu Twitter eingibt.

 

Noch einmal schliesst sie kurz die Augen und atmet tief durch, bevor sie Taylor Swift in das Suchfeld eingibt und nach wenigen Mausklicks auf ihrem Profil landet.

 

Lucie stockt der Atem, als sie tatsächlich das Bild sieht, von dem ihr Svenja erzählt hat. Es ist eine Nahaufnahme von Taylor, die Jeremy einen Kuss auf die Wange gibt. Letzterer sieht nicht angewidert aus, sondern es scheint ihm zu gefallen. Unter das Bild hat Taylor „Cuties“ geschrieben.

 

Nachdem Lucie das Bild bestimmt für fünf Minuten betrachtet hat, ist sie nicht mehr traurig oder wütend. Sie ist einfach nur enttäuscht! Natürlich ist sie endlos enttäuscht von Jeremy, dass er ihr sowas antut und ihr nicht einmal Bescheid gesagt hat, sondern sie sogar versetzt hat. Wie konnte sie sich nur so in Jeremy täuschen? Ebenfalls ist sie von sich selbst enttäuscht, dass sie Jeremy vertraut hat.

 

Langsam lässt Lucie den Cursor über den Bildschirm fahren und klickt das Foto weg, sodass sie wieder vollen Blick auf Taylors Profil hat. Im letzten Tweet steht etwas von einer Party heute Abend. Ob Jeremy wohl auch da ist?

 

Lucie ist neugierig und beginnt im Internet nach Fotos der heutigen Party von Taylor zu suchen. Vielleicht ist ja Jeremy auch irgendwo drauf.

 

Nach nur wenigen Sekunden wird Lucie fündig. Für einen Moment stockt Lucie der Atem, während sie sich durch die Bilder der Party durchklickt.

 

Es gibt ein paar Bilder, wie Taylor und Jeremy Arm in Arm geradeaus in den Club reingehen. Das sind eigentlich die einzigen richtig scharf geschossenen Bilder. Trotz der schlechten Qualität kann man sehen, wie Jeremy und Taylor sich Blicke zuwerfen. Auf einem anderen Bild ist zu erkennen, dass sich Jeremy und Taylor mit einem anderen Mädchen unterhalten. Den Kommentaren nach, müsste das Selena Gomez sein. Und von da an müssen sich wohl die Wege von Taylor und Jeremy getrennt haben, denn man kann den blonden Jungen auf keinem anderen Foto mehr erkennen.

Wie besessen klickt sich Lucie durch die vielen Fotos durch und beschliesst dann, die Webseite des Clubs ausfindig zu machen. Eventuell haben die auch Fotos gemacht und online gestellt.

 

Lucies Vermutung scheint sich zu bewahrheiten. Auf der Seite vom Club gibt es schon zahlreiche Bilder von diesem Abend, obwohl es erst kurz nach Mitternacht ist.

Und tatsächlich erkennt Lucie Jeremy auf einigen Bildern. Zuerst noch einmal diese Bilder mit Taylor und Selena. Auf weiteren Bildern ist Jeremy mit einem hübschen Mädchen zu erkennen. Sie sitzen an der Bar und Jeremy trinkt einen Schluck aus seinem Glas. Das Mädchen streicht sich gerade die Locken aus dem Gesicht. Irgendwie kommt Lucie das Mädchen bekannt vor, aber sie kann sich nicht genau erinnern, wer sie ist.

 

Um sicherzugehen, dass sie alle Fotos gesehen hat, aktualisiert Lucie die Seite noch einmal. Plötzlich sticht ihr ein Bild ins Auge, wo sich ein blonder Junge und ein Mädchen mit lockigen Haaren küssen. Es ist tatsächlich Jeremy! Und jetzt fällt Lucie auch wieder ein, wer das Mädchen ist. Danielle Peazer. Die Ex-Freundin von Liam Payne.

 

Wow! Damit hätte Lucie jetzt wirklich nicht gerechnet. Zuerst versetzt er sie für Taylor und dann knutscht er mit Danielle rum. Aber irgendwie muss Lucie zugeben, dass sie überhaupt nicht traurig ist. Sie verspürt keinen Schmerz. Ihr Herz pocht gleichmässig in ihrer Brust, ganz so wie immer. Sie ist nur enttäuscht von Jeremy. Dass er sie so hintergangen hat und sie ohne sich zu melden versetzt hat. Dass er in einen Club ging und Alkohol trank, ohne ihr Bescheid zu sagen. Dass er sie mit einem anderen Mädchen betrogen hat. Dass er weiss, dass Lucie gegenüber Medien sehr empfindlich reagiert und dass er genau das ausgenutzt hat. Dass er genau ihre schwächste Stelle getroffen hat.

 

Lucie stellt ihren Laptop an und geht langsam zurück in ihr kuschliges Bett. Da liegt sie erst einmal wach und denkt über alles nach. Warum ist sie nicht im Geringsten darüber traurig, dass Jeremy mit Danielle rumgemacht hat? Wahrscheinlich, weil sie bei ihm nie das Herzklopfen hatte, das man normalerweise hat, wenn man verliebt ist. Und weil sie nie Schmetterlinge im Bauch hatte. Womöglich war sie die ganze Zeit über nur mit ihm zusammen, weil sie nicht alleine dastehen wollte. Und weil sie ihn kannte. Von damals.

 

Je länger Lucie darüber nachdenkt, desto sicherer ist sie sich, dass sie mit Jeremy Schluss machen will und muss. Es geht einfach nicht anders! Aber sie will sich nicht einfach so auf die übliche Weise von ihm trennen. Da hat sich Lucie einen speziellen Plan ausgedacht. Und gleich morgen wird die Ausführung beginnen!

 

Auch Jeremy hat sich alle Bilder angeschaut. Da es ja schon morgen ist, sind noch etliche Fotos mehr im Netz, als um Mitternacht, als Lucie nachgeschaut hat. Jeremy ist von sich selbst angewidert, dass er seine Freundin betrogen hat. Klar, diese Danielle ist echt heiss, aber er wollte nie einer von ihnen sein. Er wollte nie zu der Sorte ‚Player‘ gehören.

 

Da trotz der Fotos noch ein paar Dinge offen sind, bezüglich letzter Nacht, beschliesst Jeremy Danielle zu wecken und sich ihre Version des letzten Abends anzuhören. Deshalb läuft er wieder zurück zum Bett und schaut Dani an. Unbeholfen streicht er ihr über den Arm. Er hat keine Ahnung, wie man ein Mädchen weckt, das nicht seine Freundin ist.

 

Nach nur wenigen Sekunden öffnet Danielle die Augen und sie blinzelt verwirrt. „Morgen“, murmelt sie total verschlafen.

 

„Guten Morgen Dani“, sagt Jeremy ungeduldig, „ich muss dich unbedingt etwas fragen: Kannst du mir bitte erzählen, was gestern auf der Party alles passiert ist?“

Stöhnend lässt sich Danielle zurück in ihr Kissen fallen. „Warum willst du das denn wissen? Und nur deswegen hast du mich geweckt?!“

 

„Ja, äh, also, anscheinend haben wir miteinander rumgemacht und sonst noch ein paar wilde Dinge gemacht. Das sagen jedenfalls die Fotos im Internet. Und eigentlich habe ich eine Freundin…“, verlegen schaut Jeremy auf den Boden.

 

„Was?“, Danielle beginnt schallend zu lachen, „du hast eine Freundin? Oh, Gott, in ihrer Haut will ich jetzt auch nicht stecken!“

 

„Könntest du mir jetzt bitte erzählen, was gestern alles passiert ist?“, knurrt Jeremy wütend. Er will so schnell wie möglich raus hier, aber zuerst muss er unbedingt alles erfahren.

 

„Also, zuerst habe ich dich auf einen Drink eingeladen; da warst du noch total normal und langweilig drauf. Ich hab dir da irgendwas erzählt, das dich beeindruckt hat. Deshalb hast du nicht gemerkt, dass ich dich heimlich abgefüllt habe, denn der Barkeeper hat dir immer wieder ein volles Glas hingestellt. Nach etwa vier oder fünf Drinks warst du endlich zu gebrauchen und wir gingen auf die Tanzfläche. Da waren wir dann für eine gute Stunde. Irgendwann begannen wir uns zu befummeln und du wolltest mich unbedingt küssen. Ich glaube du hast sogar so etwas wie ‚das Leben ist schön, wenn man single ist‘ gesagt. Irgendwann hast du dann gemeint, dass du kotzen müsstest, also gingst du zur Toilette. Da hab ich dich aus den Augen verloren. Anscheinend hast du dich auf der Toilette gut mit Ed Sheeran amüsiert. Da es dir noch immer nicht so gut war, haben wir uns wieder an die Bar gesetzt und wirres Zeug geredet. So um ein Uhr gab es dann von irgendwem eine riesige Torte spendiert. Du hast dich wie ein kleiner Junge draufgestürzt und die vollgeschmiert. Das hat zu einer riesigen Tortenschlacht geführt und du bist mit dem Tortenwagen durch den Club gefahren. Dabei ist so einiges zu Bruch gekommen. Na ja, als du und ein paar andere auf die Bar gekotzt habt, hab ich dich rausgeschleppt und hierher genommen. Ich hab dich ausgezogen und dich geduscht und anschliessend ins Bett gelegt. Und ja, hier wären wir.“

 

Nachdem Danielle ihre Rede beendet hat, ist es erst einmal still im Hotelzimmer. Zum einen ist Jeremy unheimlich froh, dass er es nicht mit Danielle getrieben hat, andererseits schämt er sich total, für sein Benehmen auf der gestrigen Party. Normalerweise ist er einfach nicht der Typ, um Party zu machen. Und so richtig besoffen hat er sich eigentlich auch nicht. Dass ihm sowas passieren konnte!

 

„Ist das alles was du wissen wolltest?“, fragt Danielle und schlägt die Bettdecke zurück, während sie sich aufsetzt.

 

„Ja“, antwortet Jeremy abwesend und schaut sich suchend im Zimmer um.

„Suchst du irgendwas Bestimmtes?“

 

„Äh, wo sind meine Kleider?“

 

„Es ist alles im Bad.“

 

Ohne noch eine Sekunde zu verlieren spurtet Jeremy ins Bad, wo er es noch ein weiteres Mal bereut, gestern auf dieser Party gewesen zu sein. Einen Kater zu haben, ist echt das absolut Schlimmste auf der Welt.

 

In Windeseile zieht sich Jeremy an und wäscht sich das Gesicht, so gut es geht. Auch wenn seine Kleider über und über mit eingetrockneter Torte verschmiert sind, er muss jetzt da durch.

 

Als Jeremy wieder aus dem Bad kommt, hat sich Danielle ein grosses, schwarzes T-Shirt übergezogen. Sie sieht ihn fragend an, doch sagt nichts.

 

„Danke, dass du mich aufgeklärt hast und dass ich bei dir schlafen durfte!“, sagt Jeremy, ohne es zu meinen und er will sich schon umdrehen und gehen.

 

„Warte noch! Krieg ich vielleicht deine Nummer?“, ruft ihm Danielle hinterher.

 

Doch Jeremy ignoriert es und stürmt zur Tür hinaus. Für ihn zählt jetzt nur eines: Er muss Lucie so schnell wie möglich finden und sich bei ihr entschuldigen!

 

Auge um Auge…

 

Es kommt Lucie vor, als wären nur ein paar Minuten vergangen, seit sie eingeschlafen ist, als ihr Wecker sie aus dem Schlaf reisst. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis sie es endlich geschafft hat, ihren Wecker still zu kriegen. Solche Dinger sind einfach zu nervig und Lucie schwört sich, in den Ferien nie wieder den Wecker auf sechs Uhr zu stellen. Es ist einfach viel zu hart, so früh auszustehen.

 

Aber als sich Lucie wieder an das erinnert, was sie heute vorhat, schiesst ihr das Adrenalin ins Blut und sie muss automatisch grinsen. Normalerweise würde sie sowas nie tun, aber heute ist eine Ausnahme. Die letzte Ausnahme. Heute wird sie endlich mit ihrer Vergangenheit abschliessen und ein neues Leben beginnen.

 

Leise schleicht sich Lucie ins Badezimmer. Sie hat jetzt keine Lust, dass plötzlich Marisa im Flur steht und sie ausfragt, warum sie um diese Uhrzeit schon wach ist. Eigentlich ist ihre Tante nicht so streng, dafür ist es aber umso schwerer, sie anzulügen.

 

Schnell streift sich Lucie ihren Pyjama ab und steigt in die Dusche, wo sie gleich das Wasser aufdreht. Eine Zeit lang steht Lucie einfach nur da und geniesst es, wie das warme Wasser an ihrem Körper hinabfliesst. Doch plötzlich geht das warme Wasser mit einem Schlag aus und es wird eiskalt. Lucie quiekt überrascht auf und beeilt sich mit dem Haare waschen.

 

Als Lucie wenige Minuten später aus der Dusche steigt, ist sie endlich richtig wach. Diese kalte Dusche am Schluss war trotzdem nicht so schlecht, wie sie dachte. Nur in ein Badetuch gehüllt verschwindet Lucie wieder in ihrem Zimmer, wo sie sich etwas zum anziehen raussucht. Währenddessen geht sie in ihrem Kopf noch einmal ihren ganzen Plan durch. Sie muss sich eingestehen, das ist ein echt guter Plan!

 

Es ist schon kurz nach sieben, als Lucie endlich fertig angezogen ist und ihren roten Rollkoffer vom Schrank runterholt. Auf dem Fussboden klappt sie ihr auf und beginnt alles mögliche reinzuwerfen. Shirts, Sweat-Shirts, kurze Kleider, Hotpants, Tops, einen Bikini, Leggins, Blusen und ein paar Schuhe. Im Badezimmer kommt noch jede Menge Kosmetik-Zeug hinzu, wie Duschgel, Shampoo, Mascara und noch ganz viel mehr. Zuletzt wirft Lucie noch das Auflade Kabel für ihr Handy in den Koffer. Lucie braucht ganz schön viel Kraft, um das Monstrum von einem Koffer zu schliessen. Als sie es geschafft hat, wirft sie einen Blick auf ihren Wecker auf dem Nachttisch. Es ist erst kurz vor acht. Es bleibt also noch genug Zeit, einen Abstecher in die Küche zu machen.

 

Dort trinkt Lucie einen Kaffee und isst einen Apfel. Ihr übliches Frühstück. Danach kehrt sie ohne lange Zeit zu verschwenden in ihr Zimmer zurück, wo sie sich gleich ihr Handy schnappt und Svenjas Nummer wählt. Diese nimmt den Anruf schon nach dem ersten Tuten an.

 

>Hey Lucie, ich wollte dich gerade anrufen!

 

>>Hey… Warum das denn?

 

>Ich wollte dir noch Tschüss sagen, weil ich ja jetzt für vier oder fünf Tage in Berlin bin.

 

>>Das kannst du knicken!

 

>Was denn?

 

>>Ja das Tschüss sagen eben. Ich komme nämlich mit!

 

>Was? Warum denn?

 

>>Weil ich jetzt eben mitkommen will. Und du sollst mir jetzt sagen, wann der Zug fährt.

 

>Aber bist du denn nicht mehr sauer auf mich? Und Niall weiss ja gar nichts davon. Wo willst du denn schlafen?

 

>>Ach, das ist doch Schnee von gestern! Und du kannst Niall im Zug anrufen und ihm erzählen, dass ich trotzdem mitkomme, weil ich noch in Harry verliebt bin.

 

>Was? Du liebst Harry noch? Aber ich dachte doch d-

 

>>Das stimmt natürlich nicht! Ich komme doch nur mit, um deinem Bruder eines auszuwischen. Willst du mir dabei helfen?

 

>Ach so! Klar, ich bin dabei. Der Zug fährt um 9.36h, aber meine Mutter kann dich um 9 Uhr schnell abholen. Ist Marisa denn einverstanden?

 

>>Die weiss noch gar nichts davon! Aber ich bin mir sicher, sie ist einverstanden, schliesslich ist Henry ja auch irgendwo bei One Direction in Berlin. Notfalls kann sie ihm ja auch den Auftrag erteilen, auf mich aufzupassen. Trotzdem musst du mir helfen mit meinem Plan. Den werde ich unmöglich alleine ausführen können.

 

>Klar werde ich dir helfen! Du kannst mir ja im Zug die Details erzählen. Und eigentlich bin ich richtig froh, dass ich nicht alleine dahin muss. Die Fahrt mit dem Zug nach Berlin ist ganz schön lang.

 

>>Dafür wirst du dann mit Niall belohnt und ich mit der Ausführung meines Plans! Aber ich muss jetzt auflegen und noch mit Marisa reden. Bis nachher!

 

>Bis dann Lucie!

 

Dann legt Lucie schnell auf und schnappt sich ihre kleine schwarze Umhängetasche. Dort stopft sie alles Mögliche rein, das sie auf der Zugfahrt gebrauchen könnte. Kaum ist sie damit fertig, greift sie sich auch schon ihren Koffer und schleppt ihn einmal quer durch die ganze Wohnung und stellt ihn vor die Wohnungstür in den Hausflur. Sicher ist sicher. Falls Marisa nämlich nein sagen würde zu Lucies Plan, würde Lucie einfach abhauen und ihn trotzdem ausführen.

 

Lucie schafft es gerade noch rechtzeitig, wieder ins Wohnzimmer zu gehen und sich auf die Couch zu legen, bevor Marisa erscheint und Lucie verwundert ansieht. „Was machst ddu denn schon hier? Und angezogen bist du auch schon? Was ist los Lucie?“

„Na ja, weisst du, Svenja geht ja heute nach Berlin um Niall zu besuchen. Und gestern, als du schon im Bett warst hat sie mich gefragt, ob ich sie nicht begleiten könne, weil sie sich davor fürchtet und eben nicht alleine sein will.“ Lucie setzt ihren Bettel-Blick auf. „Darf ich? Bitte, bitte, bitte!“

 

„Was? So kurzfristig? Und das kostet bestimmt auch eine Menge Geld! Lucie, du bist erst sechzehn, was willst du denn schon alleine in so einer Grossstadt? Das ist alles viel zu gefährlich!“

 

„Das stimmt doch nicht! Ausserdem ist es für Svenja viel gefährlicher, wenn sie alleine geht. Ausserdem ist Henry ja auch da und kann auf mich aufpassen!“ Lucie weiss, dass sie am Morgen früh bei Marisa nicht all zu grosse Chancen hat, aber trotzdem gibt sie nicht auf.

 

„Ich weiss gar nicht, was du dir dabei denkst, dass Henry auf euch aufpassen könnte. Er hat schon genug damit zu tun, auf One Direction aufzupassen, da braucht er dich nicht auch noch am Hals zu haben. Und das mit Svenja ist die Entscheidung von ihrer Mutter und nicht von mir! Aber du fährst heute nicht nach Berlin! Diskussion beendet!“ Mit diesen Worten kehrt sich Marisa um und geht in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.

 

Lucie kehrt seufzend in ihr Zimmer zurück, wo sie sich ihre schwarze Tasche schnappt und dann wieder in den Flur tritt. Dort zieht sie sich ihre Sneakers an und will schon die Tür aufmachen, als sie von Marisa aufgehalten wird.

 

„Wo geht’s denn hin mein Fräulein?“, fragt Marisa mit hochgezogenen Augenbrauen und vorwurfsvoller Stimme.

 

„Ich muss einfach raus hier!“, sagt Lucie, gespielt wütend. „Ich geh ein bisschen shoppen und Eis essen. Keine Ahnung, wann ihr zurückkomme.“

 

Mit diesen Worten stürmt Lucie aus der Wohnung und lässt sie laut ins Schloss krachen. Im Treppenhaus freut sie sich zuerst einmal leise, dass ihr Plan bisher so gut geklappt hat und sie ohne Probleme abhauen konnte.

 

Mühsam beginnt sie ihren schweren, roten Koffer die Treppe herunter zu befördern. Warum konnten sie nicht im ersten Stock wohnen? Der dritte Stock ist viel zu weit oben und in genau so einer Situation völlig anstrengend.

 

Genau in dem Moment, als Lucie unten auf die Strasse tritt, hält das Auto von Svenjas Mutter und Svenja springt raus. Die beiden Mädchen umarmen sich kurz und verstauen dann gemeinsam den Koffer im Kofferraum. Dann steigt Lucie ins Auto ein und Svenjas Mutter braust davon, in Richtung Bahnhof.

 

Jeremy rennt bestimmt schon seit einer halben Stunde durch die Strassen von Zürich. Warum ist er bloss am anderen Ende der Stadt gewesen? Ausserdem hat er kein Geld und sein Handy hat er auch nicht mehr. Da einzige was ihm noch geblieben ist, sind seine schmutzigen Kleider. Und einen Bärenhunger. Er hat bestimmt schon seit über zwölf Stunden nichts mehr gegessen. Aber das einzige was jetzt für ihn zählt, ist Lucie.

 

Nach weiteren zwanzig Minuten hat er endlich Lucies Strasse erreicht. Noch einmal reisst er sich zusammen und legt einen Sprint hin. Ausser Atem und mit einem heftigen Seitenstechen erreicht er endlich Lucies Haus und drückt auf die Klingel. Zuerst tut sich überhaupt nichts, dann vernimmt Jeremy das Summen an der Haustür, sodass er sie aufdrücken kann. Laut atmend steigt er die Treppen bin zum dritten Stock hinauf. Als er angekommen ist, wird er von der ziemlich überraschten Marisa empfangen. „Jeremy? Was machst du denn hier?“

 

Bevor Jeremy etwas erwidern kann, muss er sich am Türrahmen abstützen. „Ich… muss… Wo ist… Lucie?“, bringt er nur stossweise hervor. Das ganze Atmen treibt ihm schon die Tränen in die Augen, sodass er sich richtig zusammenreissen muss, nicht von Marisa zusammenzubrechen.

 

„Du traust dich aber ganz schön was. Gestern versetzt du sie und heute tauchst du so hier auf!“ Mit einer Handbewegung deutet Marisa auf seine dreckigen Kleider.

 

 

„Eigentlich dachte ich, Lucie sei zu dir gegangen, als sie vor gut drei Stunden das Haus verlassen hat. Aber dann ist sie vielleicht bei Jessica, oder wie die heisst.“

Jeremy gibt verzweifelt auf. Lucie ist nicht da. Es zerreisst ihm innerlich das Herz. Er würde jetzt alles dafür geben, sie zu sehen und ihr alles zu erklären.

 

„Tja, dann mach besser, dass du nach Hause kommst. Tschüss Jeremy!“ Marisa winkt ihm kurz zum Abschied zu und schliesst dann die Tür.

 

Plötzlich kommt Jeremy in den Sinn, dass Lucie ja vielleicht bei Svenja sein könnte. Voller Hoffnung steigt er die Treppen runter und tritt wieder auf die Strasse. An der heissen Mittagssonne ist es kaum auszuhalten, besonders nicht, wenn man so durstig ist, wie Jeremy. Aber er schwört sich, dass er alles für sie aushalten würde, solange sie bei ihm bleibt. Er muss sie einfach finden! Jeremy will sich einfach nicht eingestehen, dass es von Lucies Seite her wahrscheinlich nie Liebe war, sondernd nur die Freundschaft und die Erinnerung. Aber er hat Lucie geliebt und liebt sie noch immer. Deshalb will er um jeden Preis verhindern, dass sie ihn verlässt. Vielleicht kann er sie ja noch umstimmen und sie zum lieben bringen.

 

Immer schneller tragen ihn seine Füsse durch die Strassen. Nach nur zehn Minuten steht er vor der Haustür und klingelt sturm. Aber leider scheint niemand da zu sein, um die Tür zu öffnen und er hat seinen Schlüssel schon lange nicht mehr.

 

Zum Glück gibt es da immer noch den Schlüssel unter der Fussmatte, den Jeremy sich schnell schnappt und die Wohnungstür aufschliesst. Aber es ist niemand da. Keine Spur von Lucie, Svenja oder seiner Mutter. Die Wohnung ist leer.

 

Ohne noch länger darüber nachzudenken, stürmt Jeremy wieder aus der Wohnung und geht direkt in die kleine Tiefgarage, wo normalerweise das Auto seiner Mutter steht. Aber der Parkplatz ist ebenfalls leer. Sie sind nicht da. Lucie ist nicht da.

 

Das trifft ihn so hart, dass er in sich zusammensackt und zu Boden sinkt, wo er mit geschlossenen Augen liegen bleibt.

 

 

...Zahn um Zahn

 

Die Fahrt von Lucies Wohnung bis zum Bahnhof dauert nur zehn Minuten. Zum Glück! Denn eine Zeitverzögerung hätten sie sich nicht leisten können, schliesslich muss Lucie sich noch ein Ticket kaufen. Das tut sie auch gleich, nachdem Svenja die beiden Mädchen am Bahnhof rausgelassen hat und ihre Tochter mindestens zehntausendmal ermahnt hat, vorsichtig zu sein und keine Dummheiten zu machen.

 

Das Ticket kostet Lucie ein halbes Vermögen, was sie aber gerne dafür ausgibt. Sie freut sich schon richtig, endlich wieder nach Berlin zu fahren. Svenja ist währenddessen zum Kiosk gelaufen und hat sich mit ein paar Klatschheften und Gummibärchen eingedeckt.

 

Als die beiden Mädchen gut gelaunt auf den Bahnsteig schlendern, steht der Zug schon da. Sie beschliessen, schon einzusteigen und sich ein gutes Abteil zu sichern, was aber gar nicht so einfach ist mit dem roten, sperrigen Koffer. Etliche Male müssen sie anhalten und den Koffer, welcher zwischen Sitzen und Beinen von anderen Menschen festklemmt, befreien. Endlich haben sie es geschafft und ein freies Abteil gefunden, wo sie sich gleich niederlassen. Keine Sekunde zu früh, denn genau in diesem Moment setzt sich der Zug in Bewegung. Die Aufregung steigt von Minute zu Minute.

 

Während sich Lucie und Svenja abwechslungsweise Gummibärchen in den Mund stopfen, erzählt Lucie Svenja jedes Detail von ihrem Plan. Svenja hört ihr aufmerksam zu. Manchmal eher skeptisch, dann wieder mit leuchtenden Augen.

 

Schlussendlich willigt sie trotzdem ein, Lucie zu helfen und sie beginnen gleich mit Schritt eins. Svenja holt ihr Handy aus ihrer Tasche und wählt Nialls Nummer. Fast schon wollen sie es aufgeben, als sich Niall am anderen Ende meldet:

 

>Hallo?

 

>>Hey Niall, ich bin’s! Hast du kurz Zeit?

 

>Klar! Für mein Babe hab ich immer Zeit! Ich war nur mal eben kurz unter der Dusche, deshalb hat es so lange gedauert. Aber was gibt’s? Hast du den Zug erwischt? Ist alles in Ordnung?

 

>>Jaja, alles bestens. Es sitzt da nur gerade jemand neben mir, der kurz mit dir etwas besprechen will, wenn das okay ist.

 

>Klar! Ich liebe dich!

 

>>Ich dich auch!

 

Eine feine Röte ist auf Svenjas Wangen zu erkennen, als sie den letzten Satz ausgesprochen hat. Dann reicht sie ihr Handy Lucie, welche schon unruhig in ihrem Sitz hin und her rutscht.

 

-Hey Niall, da ist Lucie. Erinnerst du dich noch?

 

>Ja! Was willst du?

 

Nialls Stimme klingt gepresst, fast schon ärgerlich. Das hat sich Lucie schon gedacht. Aber sie lässt sich davon nicht beirren.

 

-Es tut mir leid, was ich Harry und auch euch vier angetan habe. Ich weiss nicht, warum ich so blöd war und überhaupt aus Italien abgehauen bin. Und als ihr wieder in meinem Leben aufgetaucht seid, war ich wütend auf mich selbst, weil ich dachte, dass ich bei euch untendurch sei und da hab ich es mir wieder verkackt. Kurz gesagt: Ich liebe Harry noch und will ihn wieder zurück haben!

 

Lucie hört, wie Niall am anderen Ende erstaunt einatmet und für einen kurzen Moment ziemlich sprachlos ist. Das hätte er wohl nicht erwartet!

 

>Naja, es klingt wirklich so, als hättest du es endlich gecheckt. Aber was hab ich damit zutun? Und was hast du jetzt vor?

 

-Wie du vielleicht schon bemerkt hast, bin ich auf dem Weg nach Berlin. Ich will mich unbedingt bei Harry engschuldigen. Aber bitte sag ihm nichts! Es soll eine Überraschung sein! Und ja, da gibt es etwas, das du vielleicht für mich tun könntest… Ich habe ja in Berlin keinen Ort, wo ich schlafen könnte und da dachte ich, dass du mir vielleicht etwas in eurem Hotel besorgen könntest oder so.

 

>Ich weiss nicht so recht, irgendwie kommt mir das alles ein bisschen komisch vor. Aber ich sehe mal, was sich machen lässt. Im Notfall musst du dir halt das Zimmer mit Svenja teilen. Und ich werde um halb vier am Bahnhof sein, um euch abzuholen. Ist das soweit in Ordnung?

 

-Danke Niall! Du bist der Grösste! Bis dann.

 

Nach diesen Worten übergibt sie Svenja das Handy, welche sich noch von Niall verabschieden will, aber leider muss sie feststellen, dass er schon aufgelegt hat. Seufzend lässt sie ihr Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden.

 

Schritt eins von ihrem Plan wäre also geschafft. Lucie atmet erleichtert aus und schaut aus dem Fenster, während sie es sich in ihrem Sitz bequem macht. Was den Rest ihres Plans angeht, ist sie ziemlich zuversichtlich. Das wird schon klappen!

 

Nachdem Svenjas Mutter, Brigitte, die beiden Mädchen am Bahnhof abgeladen hat, fuhr sie noch in die Stadt um ein paar Einkäufe zu erledigen. Nach etwa zwei Stunden ist sie damit fertig und fährt nach Hause. Leider braucht sie dafür viel zu lange, da es in der Stadt den üblichen Mittags-Stau hat. Da es auch noch sehr heiss ist, hält sie es nur knapp aus. In einer Grossstadt zu wohnen braucht manchmal echt gute Nerven!

 

Es ist schon ein Uhr, als sie endlich in das kleine Parkhaus für ihren Wohnblock fährt. Gerade als sie einparken will, erblickt sie einen Menschen auf ihrem Parkplatz. Sie ist so geschockt, dass sie laut aufschreit und gleichzeitig auf die Hupe drückt.

 

Das Auto lässt sie laufen, als sie aussteigt und zu dem Menschen hinläuft. Zu ihrem Schrecken muss sie bei genauerem Hinsehen feststellen, dass es ihr eigener Sohn ist. Panisch beginnt sie an ihm zu rütteln und ihm auf die Wangen zu tätscheln. Jeremy stöhnt einige wenige Male und seine Augenlider flattern kurz auf und gleich wieder zu. Brigitte ist wie in Trance, als sie ihren Sohn ins Auto schleppt und sich wieder hinter das Steuer setzt.

 

Eine gute Stunde später erwacht Jeremy endlich. Er öffnet seine Augen und sieht sich langsam um. Es sieht so aus, als wäre er in einem Krankenhaus gelandet. Auf der rechten Seite neben seinem Bett sitzt seine Mutter auf dem Stuhl. Er kann Tränen in ihren Augen erkennen. Gerade will er sich aufsetzen, als er eine Nadel in seinem Handrücken erkennt. Er zuckt zusammen, als er sieht, dass der Schlauch zu einer weisslichen Flüssigkeit führt, die oben an seinem Bett befestigt ist.

 

Seine Mutter ist nun aufgestanden und beugt sich über ihn. „Jeremy? Bist du wach? Kannst du mich sehen?“

 

Jeremy will schon antworten, als er bemerkt, dass sein Mund wie ausgetrocknet ist. Er räuspert sich einmal. „Ja, ich bin wach. Aber warum zum Geier bin ich in einem Krankenhaus gelandet? Ich dachte, ich wäre bei uns in der Wohnung gewesen und-“

Weiter kommt er nicht, denn er wird von seiner Mutter unterbrochen, die ihn einmal umarmt und ihm ins Wort fällt. „Ich kam gerade vom einkaufen nach Hause, als ich dich ohnmächtig auf unserem Parkplatz gefunden habe. Warum du da lagst und warum deine Kleidung so verschmutzt war musst du mir ein andermal erklären. Aber ich hab dich natürlich sofort zu Arzt gebracht, der dich dann gleich untersucht hat. Du hattest einen Kreislaufkollaps, weil du viel zu wenig getrunken und gegessen hast. Und das bei der Hitze! Dein Puls war total schwach und du hattest Glück, dass dich so schnell gefunden habe. Sonst wärst du wohl nicht so glimpflich davon gekommen. Sie wollen dich noch bis heute Abend hier behalten, nur zur Sicherheit.“

 

Jeremy nickt, noch immer ziemlich benommen. Er versucht sich an alles zu erinnern und er muss sich eingestehen, die letzten vierundzwanzig Stunden scheinen eher wie ein Traum, als wie die Realität. Dann wandern seine Gedanken wieder zu Lucie. „Weisst du vielleicht, wo Lucie ist? Ich hab sie gesucht.“

 

Seine Mutter lacht kurz auf und drückt seine Hand. „Sie ist mit Svenja nach Berlin gefahren. Hat sie dir das nicht erzählt?“

 

Autsch! Das hat gesessen. Lucie ist also bei Harry. Sie hat sich also endlich eingestanden, dass sie ihn noch liebt und ist zu ihm gefahren. Jeremy hat sie einfach zurückgelassen.

 

Die Zugfahrt nach Berlin verging wie im Flug. Zuerst haben Svenja und Lucie lange gequatscht und immer wieder gelacht, bis sich die anderen Menschen im Waggon beschwert haben. Dann haben sie ein bisschen gelesen und Musik gehört. Lucie ist kurzzeitig sogar einmal eingeschlafen.

 

Jetzt fährt der Zug im Bahnhof von Berlin ein, während Lucie und Svenja gespannt aus dem Fester gucken und den Bahnsteig nach Niall absuchen. Als der Zug endlich hält, drängen sich die beiden Mädchen schnell aus dem Zug. Auf dem Bahnsteig sehen sie sich erneut nach Niall um, von dem aber jede Spur fehlt. Dafür kommt Henry auf die beiden zu. Ziemlich erstaunt, Lucie ebenfalls anzutreffen.

 

„Lucie? Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest ihn nie wieder sehen, oder sowas ähnliches.“

 

Lucie ist ziemlich überrumpelt. Sie dachte eigentlich, dass Niall hier wäre und nicht Henry. Aber jetzt hat sie wohl ein Problem mehr am Hals, denn Marisa weiss noch immer nichts davon, dass sie in Berlin ist.

 

„Ach, lange Geschichte. Wo ist Niall?“

 

Henry lacht und zeigt in die Richtung vom Ausgang. „Er wartet im Wagen. Ich glaube, das ist gescheiter so. Kommt Mädels, gehen wir zum Auto.“ Er nimmt den beiden die schweren Koffer ab und geht in die Richtung, wo das Auto stehen müsste. Lucie und Svenja folgen ihm wortlos.

 

Während Henry fünf Minuten später die Koffer im Kofferraum verstaut, steigen die beiden Mädchen ins Auto ein. Svenja geht gleich nach hinten, wo Niall schon sehnsüchtig auf sie wartet und sie fallen sich in die Arme. Na ja, so gut man sich in einem Auto eben in die Arme fallen kann. Lucie steigt vorne ein.

 

Die Autofahrt zum Hotel verläuft sehr ruhig. Henry muss sich auf den Verkehr konzentrieren, Lucie hängt ihren Gedanken nach und Svenja und Niall sind mit Knutschen beschäftigt.

 

Es ist vier Uhr, als sie am selben Hotel ankommen, in welchem Lucie schon vor über einem Jahr war, als sie ihn besucht hat Tja, und heute ist sie wieder hier. Wegen ihm.

Henry verspricht den Mädchen, ihre Koffer gleich aufs Zimmer zu bringen. Niall erklärt den beiden, dass sie sich ein Zimmer teilen werden, aber ein anderes als für Svenja vorgesehen war. Ein grösseres eben. Daraufhin verschwindet Niall mit Svenja und sie lassen somit Lucie alleine in der Hotellobby zurück.

 

Eigentlich ist das gar nicht so schlecht, findet Lucie. Denn so kann sie Schritt zwei ungestört fortführen. Mit grossen Schritten geht sie zur Rezeption, wo sie von einem jungen Herr begrüsst wird. Perfekt!

 

Sie setzt ihr hübschestes Lächeln auf, bevor sie spricht: „Könnten sie mir vielleicht sagen, in welchem Zimmer Harry Styles untergebracht ist?“

 

Das Lächeln des jungen Mannes verrutscht ein wenig. „Es tut mir leid, das sind private Informationen, die ich ihnen leider nicht geben darf.“

 

Shit! Da muss Lucie wohl noch einen drauf setzen. Sie nimmt eine Haarsträhne zwischen ihre Finger und beisst sich kurz auf die Unterlippe. „Aber ich bin seine Freundin und will ihn überraschen. Bitte tun Sie nicht so! Es muss ja niemand mitkriegen!“

 

Der Mann ist noch immer unschlüssig und wippt nervös auf und ab. Lucie versucht es ein letztes Mal mit einem sexy Augenaufschlag und einem süssen Lächeln.

„O-okay…“, stammelt der junge Mann, während seine Augen den Raum durchsuchen, um zu checken, dass ja niemand mithört. „Herr Styles bewohnt zurzeit das Zimmer 211.“

 

Erleichtert atmet Lucie auf und bedankt sich bei dem Mann, bevor sie sich umdreht und auf das Treppenhaus zusteuert. Plötzlich kommen wieder alle Erinnerungen hoch, die irgendwie mit diesem Hotel zusammenhängen. Luce schiebt sie schnell weg und versucht den Kopf frei zu kriegen.

 

Vor Zimmer 211 bleibt sie stehen und lauscht für einen kurzen Augenblick. Sie hört absolut nichts. Deshalb drückt sie schnell die Türklinke runter und muss feststellen, dass die Tür nicht abgeschlossen ist. Ohne zu zögern betritt sie das Zimmer und schliesst die Tür wieder hinter sich.

 

Lucie will sich gar nicht lange umsehen. Sie läuft geradezu auf das ungemachte Bett zu und setzt sich auf die Kante. Da sammelt sie sich und versucht noch einmal jeden einzelnen Schritt im Kopf durchzugehen.

 

Jetzt heisst es für sie nur noch abwarten und Tee trinken.

Kim-Babe

 

Lucies Geduld wird nicht lang auf Probe gestellt, denn schon nach weniger als zehn Minuten wird die Tür von aussen geöffnet. Es war ja auch nicht anders zu erwarten, denn wer schliesst schon seine Hotelzimmertür nicht ab, wenn er das Zimmer verlässt?! Jeder Muskel in Lucies Körper spannt sich an, sie versucht ein schüchternes Lächeln aufzusetzen und ihre Nervosität zu verbergen. Jetzt oder nie!

 

Die Tür wird nun noch ein weiteres Stück geöffnet und jemand betritt das Zimmer. Aber: Es ist nicht Harry, sondern ein kleines etwa achtjähriges Mädchen, welches Lucie total geschockt ansieht. Ihre kleinen braunen Augen sind geöffnet und ihre kleine Hand klammert sich an den Türgriff. Dennoch, Lucie sieht nicht weniger geschockt aus! Ihr Rücken ist total steif und ihr Lächeln ist verschwunden. Wer ist dieses Mädchen? Was macht sie in Harrys Zimmer? Oder schlimmer noch: Ist das vielleicht gar nicht Harry’s Zimmer?

 

Weiter kann Lucie gar nicht überlegen, denn das Mädchen ruft ganz leise nach ihrer Mutter, welche offensichtlich angerauscht kommt, was man an den Schritten im Flur deutlich hören kann.

 

Nur eine Sekunde später streckt eine ziemlich empörte Mutter ihren Kopf ins Zimmer und Lucie wäre am liebsten im Boden versunken, bis sie endlich realisierte, wer da vor ihr steht.

 

„Also das geht definitiv zu weit!“ Die empörte Frau kommt Lucie zuvor und funkelt sie böse an. „Überall wird man von euch bedrängt. Und jetzt schleicht ihr euch sogar auf unser Hotelzimmer. Was glaubst du denn, wer du bist? Jetzt ernsthaft, glaubst du, er wird dir dadurch ein Autogramm geben?“

 

Ja, es ist definitiv Kimberly Stewart, die im Türrahmen steht und Lucie anschnauzt. Damit hätte sie nicht im geringsten gerechnet. Besonders das ‚unser Hotelzimmer‘ hat sie ziemlich, na ja, nicht unbedingt erfreut um es nett auszudrücken.

 

Bevor Lucie irgendwas sagen kann, brüllt Kimberly schon wieder los: „Mach einen Abflug, oder ich werde die Polizei rufen!“

 

Beschützend drückt sie ihre Tochter an sich, als wäre Lucie gerade mit einem Ufo hier gelandet. Aber Lucie ist nicht fähig, irgendwas zu tun oder zu sagen.

 

Und bevor noch irgendwer etwas tun kann, schaltet sich eine weitere Person ein. Harry Styles persönlich. Er hat Kimberly gehört, als sie so ausgerastet ist und deshalb ist er schnell herbei geeilt, um zu sehen, was los ist. Als er einen Schritt ins Zimmer macht, erstarrt er. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Nicht mit ihr.

 

Und auch Lucie ist dieser ganze Vorfall nicht mehr so angenehm. Sie hätte es lieber anders machen sollen. Aber auf keinen Fall so! Sie ist total erschrocken, als sie sieht, wie Harry’s Miene erstarrt und sich diese steile Falte auf seiner Stirn bildet, die er immer hat, wenn er sauer ist. Extrem sauer.

 

In diesem Moment beginnt er zu sprechen: „Lucie! Was machst du hier?“ Es klingt alles andere als erfreut. Und das schüchtert Lucie sosehr ein, dass sie keinen vollständigen Satz mehr herausbringt.

 

„Ich, also, äh, ich wollte nur, na ja, äh…“ Weiter kommt sie nicht, denn sie hat überhaupt keine Ahnung, was sie jetzt bloss sagen sollte. Warum konnte ihr Plan nicht einfach so funktionieren, wie sie ihn sich vorgestellt hat.

 

„Was willst du denn hier? Wieso brichst du einfach in mein Hotelzimmer ein?“, fragt Harry ungerührt weiter. Es kümmert ihn anscheinend wenig, dass Lucie nur noch wie ein Häufchen Elend auf der Bettkante sitzt und sich extrem unwohl und fehl am Platz fühlt.

 

Exakt in diesem Moment muss sich auch noch Kimberly einmischen, die sich bis zu diesem Zeitpunkt für eine kurze Zeitspanne rausgehalten hat.

 

„Kennst du die etwa? Wer ist sie?“, fragt sie misstrauisch.

 

Harry lacht kurz gekünstelt auf: „Das ist meine Ex!“ Besonders das ‚Ex‘ betont er.

Für Lucie ist das ein weiterer Schlag ins Gesicht. Warum ist Harry plötzlich so kalt zu ihr? Eigentlich hat sie ihm ja gar nichts angetan. Okay, sie ist einfach aus Italien abgehauen und hat ihm vor wenigen Tagen gesagt, dass aus ihnen nie etwas werden könnte, nur wenige Minuten, nachdem Harry ihr seine Liebe gestanden hat. Vielleicht war sie nicht all zu nett zu ihm, aber eigentlich sind sie doch im Guten auseinander gegangen. Es könnte ja auch sein, dass Harry schon den ganzen Tag so wütend drauf war.

 

Das gibt Lucie gerade so viel Kraft, dass sie ein leises „Können wir reden, Harry?“ rausbringt und dabei auf ihre Füsse guckt. Sie will seine Reaktion gar nicht sehen.

Auch diese Frage lässt Harry kalt. „Ich wüsste nicht, was es da noch zu bereden gibt. Wir haben das ja alles schon geklärt. Ich bin mit dir durch!“

 

Mittlerweile hat Lucie wieder ein bisschen Mut gefasst und versucht einfach ihre Rolle zu spielen, so gut es in so einer Situation einfach geht. Kimberly blendet sie dabei einfach aus.

 

„Vielleicht scheint es für dich so, als hätten wir schon alles geklärt. Aber ich möchte dir unbedingt noch ein paar Dinge sagen. Bitte gib mir doch die Chance, fünf Minuten mit dir zu reden. Dann werde ich auch gehen, wenn du das wünschst.“

 

Diese kure Rede scheint ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn Harry denkt für ein paar Augenblicke nach. Bestimmt hätte er jetzt nicht mit sowas gerechnet.

 

„Also gut, du hast zwei Minuten Zeit. Los!“, sein Gesichtsausdruck ist noch immer unverändert, aber seine Stimme klingt auf jeden Fall schon etwas freundlicher findet Lucie.

 

Sie holt dann tief Luft und fragt zaghaft: „Könnten wir das auch unter vier Augen tun? Es wäre für mich ein bisschen angenehmer.“ Mit ihrem Kopf zeigt sie auf Kimberly und ihre Tochter. Kimberly hat ein irgendwie siegessicheres Grinsen aufgesetzt. Es scheint fast so, als wäre sie sich sicher, dass Harry Lucie gleich rausschmeissen wird. Aber das was jetzt kommt, mit dem hätten weder Lucie, noch Kimberly gerechnet.

 

„Du hast sie gehört Kim-Babe. Könntet ihr uns für ein paar Augenblicke alleine lassen?“

 

Auch wenn das ‚Kim-Babe‘ nicht zu überhören war, ist Lucie extrem froh, dass er ihr eine Chance gibt. Sie freut sich sogar ein klitzekleines bisschen und sie glaubt sogar, den einen oder anderen Schmetterling in ihrem Magen herumflattern zu spüren, was sie aber gleich wieder verdrängt. Harry hat ihr eine Chance gegeben! Das ist alles was sie wollte… um es Jeremy heimzuzahlen.

 

Kims Grinsen ist verschwunden und sie guckt Harry mein einem ungläubigen Blick an. „Ich kann es nicht fassen! Warum willst du denn mit deiner Ex reden?!“

 

„Du hast sie ja gehört, sie will mir noch ein paar Dinge sagen, die für sie ziemlich wichtig sein müssen. Sonst wäre sie nicht einfach so aus der Schweiz hierhin gereist. Also, lass uns doch jetzt bitte alleine.“ Harry’s Stimme ist schon wieder extrem kühl. Fast schon unterkühlt.

 

Als Kimberly schnaubend das Zimmer verlässt, könnte Lucie Luftsprünge machen. Harry hat sie wirklich vor Kim verteidigt. Dann sollte der Rest wohl auch nicht mehr all zu schwer sein, hofft Lucie.

 

In dem Moment, als die Tür ins Schloss knallt, setzt Harry sein Grinsen auf und seine Augen blitzen verführerisch. „Also, komm schon Lucie, was wolltest du mir sagen?“ Seine Stimme ist nicht länger so kühl, sondern extrem weich.

 

Lucie verliert sich total in seinem Grinsen. Was wollte sie gleich noch einmal sagen?

 

Another Try?

 

Lucie blinzelt ein paar Mal und versucht sich wieder zu konzentrieren. Sie setzt ein leidendes Gesicht auf und versucht den Kloss, der sich in ihrem Hals gebildet hat, zu ignorieren. Dann holt sie tief Luft.

 

„Harry, es tut mir so leid, was ich dir angetan habe. Es war so falsch von mir, was ich alles gemacht habe. Ich war einfach nicht bereit.“ Ein Schluchzer entfährt Lucie und sie ist über sich selbst verwundert. Sie spielt diese Rolle einfach ausgezeichnet. „Ich war nicht bereit, für eine ernste Beziehung mit dir. Und das liegt nicht an dir, sondern an mir. Ich komme mit mir selbst manchmal nicht klar und habe einfach Angst. Angst, dass ich Fehler mache und deshalb mache ich viel zu schnell einen Rückzieher. Und dass ich dich damit so verletzt habe, wurde mir erst vor wenigen Tagen bewusst.“

 

Jetzt bilden sich sogar schon Tränen in Lucies Augen, die langsam an ihren Wangen herunterlaufen. Harry lässt sich erweichen und geht langsam auf Lucie zu. Er setzt sich gleich neben sie, auf sein Bett und seufzt.

 

„Aber warum sagst du mir das jetzt? Es ändert ja trotzdem nichts.“ Harry ist immer noch misstrauisch. Da muss Lucie wohl noch einen Zahn zulegen.

 

„Harry, ich muss das einfach loswerden! Sonst bringt mich das noch irgendwann um. Ich kann langsam einfach nicht mehr. Irgendwie ist alles, was ich mache, falsch! Ich bin am Ende! Du kennst mich nicht und hast auch nie wirklich mich kennengelernt. Damit will ich nicht sagen, dass ich dir damals etwas vorgespielt habe, aber ich habe mit dir nie über meine Probleme geredet. Und eines davon ist mein mangelndes Selbstbewusstsein. Harry, du weisst gar nicht, wie viel Überwindung mich dieses Gespräch hier gerade kostet.“

 

Lucie vergräbt ihr Gesicht schluchzend in ihren Händen. Langsam kriegt sie es ein bisschen mit der Angst zu tun, denn dieses Gespräch geht ihr näher, als sie es eigentlich geplant hat.

 

Vorsichtig hebt nun Harry seine rechte Hand und streicht Lucie sanft über den Rücken. Er ist mit dieser ganzen Situation ziemlich überfordert, denn damit hätte er vor noch einer Stunde nicht im Traum gerechnet. Auch wenn er es sich nicht zugestehen will, tief im Herzen tut es ihm extrem weh, Lucie so zu sehen.

 

„Lucie, ich sehe ja, dass es dir ernst ist, aber um ehrlich zu sein, weiss ich im Moment einfach nicht, was ich tun soll, oder wie ich dir helfen soll. Ich bin gerade ziemlich überfordert mit dieser Situation.“ Harry beisst sich kurz auf die Unterlippe bevor er noch leise hinzufügt: „Und ausserdem hast du ja einen Freund, der dich bestimmt besser trösten könnte, als ich.“

 

Für einen ganz kurzen Moment hört Lucie auf zu schluchzen und Harry bereut den letzten Satz sofort. Aber er kann ja nicht wissen, dass er Lucie damit einen Gefallen getan hat. Denn auf diese Frage hat sie sich richtig gut vorbereitet. Wenigstens etwas, das heute voll und ganz nach ihrem Plan läuft.

 

Verzweifelt schaut Lucie auf, meidet aber Harry. Leise beginnt sie dann: „Ich hatte nie einen Freund.“

 

„Was? Aber was-was ist dann mit diesem blonden Jungen? Jeremy?“ Harry ist völlig aufgelöst und beginnt an sich selbst zu zweifeln. Ob er sich nur selbst eingebildet hat, dass Lucie einen Freund hat?

 

Lucie schnieft einmal ganz laut und verzweifelt. „Das war nur gespielt.“ Es ist ganz still im Zimmer, als Lucie fortfährt. „Er hat nur so getan, als wäre er mein Freund. Aber das war er nie. Seit ich von dir weggegangen bin, hab ich nie wieder einen anderen Jungen geküsst.“

 

Lucie muss sich ziemlich zusammenreissen, nicht aus ihrer Rolle zu fallen, als sie Harrys Gesichtsausdruck sieht. So wie es aussieht, weiss er nicht, ob er glücklich oder sauer sein sollte.

 

„A-aber warum das denn? Du hast es doch gar nicht nötig!“ Harry fährt sich unruhig durch die Haare und schluckt einmal leer. Diese Nachricht hat ihn wirklich geschockt.

„Das, das war nur wegen dir.“ Ganz konzentriert starrt Lucie auf ihre Füsse. „Ich habe mich vor dir geschämt. Ich wollte nicht, dass du mich so verzweifelt siehst, wie ich eigentlich war und immer noch bin. Ich wollte, dass du siehst, dass es mir gut ist und ich ein eigenes Leben aufgebaut habe. Ohne dich.“

 

Gebannt hält Lucie die Luft an. Diese Sache wird jetzt darüber entscheiden, ob ihr Plan wirklich funktioniert, oder ob alles für die Katz war. Sie muss jetzt Harry ein paar Augenblicke Zeit geben und seine Reaktion abwarten. Lucie an seiner Stelle, hätte sie ohne weitere Umstände aus dem Hotelzimmer geschmissen, aber sie weiss, dass Harry ein Herz hat. Ein grosses Herz.

 

Harry fühlt sich tatsächlich so, als hätte man ihm den Boden unter den Füssen weggezogen. Und tausende Fragen bilden sich in seinem Kopf. So ziemlich alle beginnen mit dem kleinen Wörtchen ‚warum‘. Er kann sich beim besten Willen nicht erklären, warum Lucie ihm das alles vorspielen musste. Nach einer Schweigeminute hat er sich soweit gesammelt, dass er einen vollständigen Satz rausbringt.

„Aber warum Lucie? Es macht doch alles keinen Sinn. Du musst mir doch nichts vorspielen, ich mochte dich auch so.“

 

Harry schluckt einmal, bevor er dann die Frage stellt, die ihn am allermeisten beschäftigt. „Und warum erzählst du mir das jetzt alles?“

 

Perfekt! Ihr Plan scheint aufzugehen. Innerlich grinst Lucie hinterhältig, äusserlich spielt sie nach wie vor das verzweifelte, verunsicherte Mädchen.

 

„Du musst mir nicht sagen, dass alles keinen Sinn macht. Das weiss ich doch selbst. Aber da siehst du, wie schlecht es mir wirklich geht.“ Langsam dreht sich Lucie von Harry weg, während sie einen weiteren Schluchzer imitiert. Ihr Herz pocht laug gegen ihre Brust, als sie den nächsten Satz ausspricht. „Ich sage dir das, weil ich noch immer Gefühle für dich habe. Ich liebe dich Harry! Und ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, seit ich dich zum ersten Mal in dieser Baracke gesehen habe. Und es bricht mir das Herz, dass ich dich nun für immer verloren habe!“

 

„Was?!“ Harry glaubt sich verhört zu haben. Lucie hat Gefühle für ihn? Aber warum kommt sie jetzt zu ihm und sagt ihm das? Warum konnte sie ihm das nicht schon sagen, als er ihr vor wenigen Tagen ein Liebesgeständnis gemacht hat? Und sowieso: Denkt sie ernsthaft, er würde sie nach all dem zurück nehmen? Nein! Ausserdem hat er ja jetzt Kimberly.

 

„Lucie, ich verstehe dich wirklich nicht. Du bist so verschlossen und sagst die ganze Zeit praktisch nichts und dann explodierst du so wie ein Vulkan und alles kommt raus. So geht das doch nicht!“

 

„Harry, dass ist es ja, ich verstehe mich selbst auch nicht. Manchmal kann ich meine Gefühle einfach nicht steuern oder besser gesagt, ich kann meinen Kopf nicht steuern und so werde ich selbst von meinen Gefühlen überrannt und weiss selbst nicht wie ich damit klar kommen soll.“

 

Lucie liegt total verkrümmt auf seinem Bett und wird immer wieder von Schluchzern durchgeschüttelt. Harry reibt sich seine Schläfen und versucht wieder klar zu denken. Dieses Mädchen bringt ihn einfach um seinen Verstand.

 

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich nach all dem einfach wie auf Knopfdrück wieder zurücknehmen kann, oder?! Du hast mich tief verletzt und ich bin noch immer dran, all das zu verarbeiten. Da kannst du doch nicht einfach so kommen und sagen, dass du nie aufgehört hast, mich zu lieben. Klar, ich habe noch gewisse Gefühle für dich, die im Moment aber ziemlich verdeckt sind und dich ich auch so schnell nicht wieder hervorholen will.“

 

Jetzt beginnt Lucie laut zu heulen. Zum Glück werden ihre Geräusche von der Bettdecke verschluckt, sonst hätten sich bestimmt die Zimmernachbarn beschwert. Harry hätte sie gerne in den Arm genommen, aber er darf diese bestimmte Art von Gefühlen nicht wieder zulassen. Wer weiss, was dann wieder passieren würde.

Nach einer kleinen Ewigkeit hat sich Lucie halbwegs erholt. Diese Worte von ihm haben sie mehr getroffen, als sie sich eingestehen wollte. Aber sie muss da jetzt durch und einfach weitermachen.

 

„Harry, ich weiss, es ist nicht einfach, aber ich dachte, dass du mir vielleicht noch eine Chance geben könntest. Eine klitzekleine Chance. Das würde mir so unglaublich viel bedeuten. Ich liebe dich!“

 

Und wieder schluckt Harry. Vor einigen Tagen noch, hätte er sich unglaublich über diese Worte gefreut. Aber jetzt? Irgendwie war es anders. Aber, wenn er seine Gefühle für Lucie wieder erlauben würde, dann könnte doch alles wieder gut werden, oder? Aber er hat ja jetzt Kimberly. Klar, sie ist nicht so, wie Lucie, aber sie gibt ihm alles, was er im Moment braucht. Zärtlichkeit. Aufmerksamkeit. Und Sex. Und er muss sich eingestehen, dass er damit ziemlich zufrieden ist. Warum sollte er das einfach so aufgeben, für etwas, das noch so unklar ist? Aber auf der anderen Seite: Es ist Lucie. Und sie tut ihm so unglaublich leid, denn er weiss, wie schwer es ist, sich einer anderen Person zu öffnen und nicht weiss, ob man schlussendlich abgewiesen wird, oder nicht. Das ist unglaublich hart.

 

Lucies Schluchzer wurden immer leise, bis sie nur noch laut ein und aus atmet. Innerlich ist sie total angespannt. Was wird Harry gleich sagen? War all ihre Mühe umsonst? Aber sie will sich doch unbedingt an Jeremy rächen und das ist ihre einzige Chance, es ihm so heimzuzahlen. Denn diese ganze Taylor Swift Geschichte hat sie noch immer nicht verdaut.

 

Schliesslich räuspert sich Harry. „Also Lucie, du hast mich mit dieser ganzen Sache ziemlich überfordert und ich kann mich nicht einfach so entscheiden. Ich muss mir dazu ein bisschen Zeit nehmen und darüber nachdenken.“

 

Scheisse, denkt sich Lucie. Das klingt überhaupt nicht gut! Eigentlich hätte sie von ihm erwartet, dass er sie gleich jetzt wieder zurück nimmt. Ob es an Kimberly liegt? Was findet er überhaupt an ihr?

 

Zum Glück fährt Harry fort, bevor Lucie sich noch weiter über Kimberly ärgern konnte. „Es tut mir auch weh, dich so zu sehen und ich will dich auch nicht verletzen. Deshalb kannst du von mir aus für die nächsten paar Tage hierbleiben und wir sehen, wohin das dann führt. Okay?“

 

Lucie nickt. Ein kleiner Funk Hoffnung ist ja noch da. Sie muss sich jetzt einfach richtig ins Zeug legen und Harry mit allen Mitteln davon überzeugen, dass sie die Richtige für ihn ist.

 

„Und jetzt komm schon her!“ Harry hat seine Arme ausgebreitet und lächelt sie an.

Lucie kann nicht anders, als zurück zu lächeln und sich in seine Arme zu legen. Es fühlt sich einfach so gut an, ihn um sich zu spüren. Es fühlt sich schon fast wieder so an, als wären sie zusammen. Aber nur fast.

 

„Wir kriegen das schon wieder hin!“, flüstert Harry ihr sanft ins Ohr und streicht ihr, eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

 

Hard out there

 

Leider werden Lucie und Harry viel zu schnell unterbrochen. Als es an der Tür klopft und die Tür dann nur wenige Sekunden später aufgeht, stieben die beiden auseinander. Harry steht sofort auf und streicht sich sein T-Shirt glatt, während Lucie versucht, sich ihre verlaufene Mascara aus dem Gesicht zu wischen. Leider wird es dadurch nicht unbedingt besser.

 

Kimberly kommt ins Zimmer gestürmt und blafft Harry an: „Bist du jetzt endlich fertig?! Schliesslich ist das hier auch mein Hotelzimmer.“ Sie scheint eine ganz schön eifersüchtige Zicke zu sein, findet Lucie.

 

Harry umarmt Kimberly zärtlich und versucht sie zu beruhigen. „Hey, es gibt nichts, worüber du dich jetzt aufregen musst. Wir sind fertig und Lucie kann jetzt gehen.“

Leider lässt sich Kimberly nicht so schnell beruhigen und ihr sind auch die schwarzen Flecken auf Harrys T-Shirt nicht entgangen. „Pah, warum ist denn aber ihre Mascara auf deinem T-Shirt? Da kann ich dir doch nicht einfach so glauben. Das ist ein echter Vertrauensbruch.“

 

Leider ist Harry mit dieser Situation ziemlich überfordert und er weiss nicht so richtig, wie er sich da jetzt rausreden soll. Lucie würde am liebsten einen bösen Kommentar abgeben und Kimberly dissen, aber sie hält sich zurück. Schliesslich will sie Harry nicht verärgern.

 

Irgendwie verletzt es sie aber auch, dass Harry Kimberly einfach so umarmt und ihren Hals abknutscht, während sie im Zimmer ist. Sie will nur noch raus. Und sie hat noch ein ganz schön grosses Stück Arbeit vor sich. Deshalb steht sie einfach aus und murmelt: „Ich geh dann mal wieder. Tschüss!“

 

Hinter sich schliesst Lucie die Tür. Und sie muss sagen, eigentlich ist sie ganz glücklich. Abgesehen von den letzten paar Minuten ist alles super gelaufen. Sie hat eine Chance bei Harry und die muss sie unbedingt nutzen. Für heute will sie ihm noch ein bisschen Abstand geben, aber schon morgen wird ein weiterer Teil ihres Plans umgesetzt.

 

Mittlerweile ist Lucie vor dem Zimmer angelangt, welches sie mit Svenja in den nächsten Tagen bewohnen würde. Gerade will sie die Klinke runterdrücken, als ihr einfällt, dass sie ja gar keinen Schlüssel hat. Genervt stöhnt sie auf und holt ihr Handy aus der Umhängetasche, um Svenja anzurufen. Aber leider geht sie nicht ran. Immer nur diese nervige Stimme der Mailbox.

 

Sie überlegt, was sie jetzt tun soll. Eigentlich könnte sie einfach an die Rezeption gehen und nach einem Zweitschlüssel fragen, aber irgendwie ist sie ein bisschen zu schüchtern davor. Sie könnte auch in die Stadt gehen. Aber sie will ja Svenja nicht verpassen. Deshalb geht sie zum Fahrstuhl und fährt wieder runter. In der Hotellobby setzt sie sich auf einen bequemen Sessel. Aus ihrer Tasche holt sie ihre pinkfarbenen Kopfhörer raus und entspannt sich zu den Melodien von Family oft the year.

 

Deshalb bemerkt sie auch Liam nicht, welcher zuerst an ihr vorbeiläuft und dann klischeehaft, wie in einem Film, ein paar Schritte zurück geht und Lucie noch einmal ansieht. So bleibt er für einige Sekunden stehen, dann rennt er los. Anstatt auf den Fahrstuhl zu warten, nimmt er die Treppe und sprintet in den zweiten Stock, wo er ausser Atem an Harrys Zimmertür klopft. Es dauert eine Weile, bis Liam ein Geräusch hört, welches definitiv vom Bett kommt. Nur wenige Sekunden später kann er auch die Schritte hören, die sich definitiv der nähern.

 

Und dann wird die Tür auch schon geöffnet und ein oberkörperfreier Harry steht vor ihm. Lediglich seine Socken und Boxershorts trägt er noch. Liam ist ein bisschen verblüfft und weiss für einen Augenblick, gar nicht, wie er darauf reagieren soll.

 

Harry nimmt ihm diese Entscheidung zum Glück ab. „Danke, dass du gekommen bist Bro! Du hast mich gerettet!“ Harry klopft Liam auf die Schulter.

 

Dieser kommt nach wie vor nicht ganz draus, was sich hier abspielt. Verwirrt fragt er: „Wovor gerettet?“

 

Leise lacht Harry auf und flüstert dann: „Vor Kim. Im Moment geht sie mir gerade übelst auf den Sack und ich wusste nicht, wie ich sie abwimmeln kann. Komm, gehen wir irgendwo anders hin.“

 

Jetzt ist Liam noch verwirrter. Warum ist Harry jetzt plötzlich genervt von Kimberly? Sie schienen sich doch so gut zu verstehen. Jedenfalls in den letzten Tagen.

 

Harry hingegen schiebt Liam zur Seite und tritt ebenfalls in den Hotelflur. Bevor er die Zimmertür hinter sich schliesst, ruft er noch kurz: „Sorry Kim, es ist gerade dringend. Liam muss mit mir über etwas Wichtiges reden. Ich komme später wieder. Okay?!“ Ohne ihre Antwort abzuwarten lässt er die Tür ins Schloss knallen.

 

„Also Liam, was wolltest du von mir?“

 

Liam guckt ihn immer noch total verstört an und stottert: „Ja, äh, eigentlich wollte ich dir etwas sagen, aber äh, vielleicht sollten wir das besser in meinem Zimmer tun.“ Liam deutet mit seinem Kopf auf Harrys nackten Oberkörper.

 

Harry nickt und folgt Liam zu seinem Zimmer. Dort lassen sich beide auf das riesige Bett fallen und Liam versucht sich zu sammeln. Er muss Harry schonend beibringen, dass Lucie hier ist. Aber warum ist sie eigentlich hier?

 

Liam räuspert sich und beginnt dann zaghaft: „Also, weisst du, ich habe gerade jemanden in der Hotellobby gesehen. Bitte raste jetzt nicht aus. Aber es ist Lucie!“

Harry scheint das wenig zu beeindrucken, denn er starrt nach wie vor an die weisse Decke. „Ich weiss. Sie war vorhin bei mir und wollte reden.“

 

Das überrascht Liam total. Warum reagiert Harry bloss so gelassen auf diese Nachricht? Und noch immer bleibt die Frage, warum Lucie hier ist. „Und?“, hakt Liam ungeduldig nach. Er hasst es, wenn er in eine Story nicht eingeweiht ist, denn er liebt es die Kontrolle über die ganze Situation zu haben.

 

„Was ‚und‘?“, blafft Harry nicht all zu freundlich. „Sie war halt da und wir haben geredet. Sonst nichts.“

 

Liam nickt nur. Er denkt immer noch nach. Woher kann Lucie überhaupt wissen, dass sie hier sind? Und wie konnte sie so kurzfristig noch ein Zimmer in diesem Hotel kriegen? Plötzlich durchkreuzt einen Gedanken sein Gehirn. Niall hat doch Svenja eingeladen, die jetzt also hier sein müsste. Svenja und Lucie sind beste Freundinnen. Also war es Niall!

 

Genau in diesem Moment klopft es an der Zimmertür und bevor sich Liam erheben konnte, wurde die Tür schon geöffnet und die Person kommt rein. Es ist Louis!

„Hey Liam, ich wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir eine Runde zu zock-“ Genau in diesem Moment erblickt Louis die beiden Jungs. „Was ist da bei euch bloss los?

Liam, warum schaust du so geschockt in diese schöne, weite Welt? Und warum zum Geier liegt Harry bei dir auf dem Bett, nur in Boxershorts gekleidet?“

 

Liam weiss nicht so recht, was er antworten soll, aber er entscheidet sich, nun auch Louis einzuweihen. „Lucie ist da.“

 

„Perfekt!“, ruft Louis, dreht sich um und verschwindet, ohne Liams „Was wolltest du eigentlich fragen?“ noch zu hören. Liam starrt kopfschüttelnd die geschlossene Tür an.

Unten in der Lobby wird Lucie von etwas geweckt, dass ihre Nase berührt und sie kitzelt. Unmittelbar muss Lucie niesen und ist hellwach. Vor ihr stehen zwei Menschen, die sich kaputt lachen. Svenja und Niall. Eigentlich passen die beiden schon super zusammen, findet Lucie. Das bringt sie zum lächeln.

 

Und bevor sie ins Lachen der beiden anderen einsteigen kann, wird sie von Svenja sanft angestossen. „Lucie, du hast uns beiden einen Schrecken eingejagt! Wir dachten, du seist tot. Weisst du, so ziemlich dein ganzes Gesicht ist mit Mascara verschmiert. Was hast du bloss wieder angestellt?“

 

Jetzt fällt ihr Niall ins Wort: „Und was machst du ausserdem hier draussen? Du hättest ja ohne Probleme ins Zimmer gehen können.

 

„Nein, hätte ich nicht.“, stellt Lucie fest. „Denn so zwei nicht all zu schlaue Genies haben vergessen, mir einen Schlüssel zu geben und sind einfach verschwunden.“

„Ups!“, sagen Svenja und Niall, wie aus einem Mund, schauen sich erstaunt an und beginnen schon wieder zu lachen. Diesmal stimmt Lucie mit ein. Irgendwie können sie einfach nicht aufhören, zu lachen. Na ja, jedenfalls nicht, bis ein Hotelangestellter sie ziemlich verärgert ansieht und ihnen ein Zeichen macht, endlich still zu sein.

 

„Komm Lucie, gehen wir ins Zimmer, damit du endlich deine Mascara abwaschen kannst!“ Svenja schnappt sich mit einer Hand ihre Tasche, mit der anderen Hand zieht sie Lucie hinter sich hin, bis zum Fahrstuhl. Niall trottet gespielt beleidigt hinter den beiden her, sodass er im Fahrstuhl einen Kuss von Svenja erntet.

 

Keine zwei Minuten später befinden sich die beiden Mädchen in ihrem Zimmer. Also Zimmer kann man nicht mehr sagen, denn es ist einfach riesig. Von Niall haben sie sich übrigens schon verabschiedet, mit der Begründung, dass sich Svenja unbedingt um Lucies Mascara kümmern muss, und das kann dauern.

 

Das erste, was den Mädchen in den Sinn kommt, ist auf das Bett zu hüpfen und eine Kissenschlacht zu veranstalten. Lucie hat schon lange nicht mehr so fest gelacht. Sie wischt sich Tränen aus den Augen, als sie sich ins Bad begibt, um endlich die verschmierte Mascara in ihrem Gesicht zu entfernen.

 

Svenja hingegen holt ihr Ladekabel hervor und steckt das Handy an. Dabei sieht sie, dass sich Niall schon wieder gemeldet hat. Mit einem seligen Lächeln und leicht geröteten Wangen liest sie seine Nachricht.

 

„Lucie?“

 

„Ja? Was ist denn?“

 

„Du glaubst es nicht! Niall hat uns zum Abendessen eingeladen. Er wird in etwa einer Stunde da sein.“

 

„Oh!“

 

„Du kommst doch, oder?“

 

„Ich weiss nicht. Ich will wirklich nicht dein Date zerstören. Zuerst hat er ja nur dich eingeladen. Ich habe mich ja sozusagen selbst eingeladen und will euch nicht im Weg stehen.“

 

„Lucie! Das ist doch jetzt nicht dein Ernst? Du musst mitkommen, denn wenn du nicht zusagst, werde ich Niall absagen und mit dir alleine essen gehen. Verstanden?“

 

„Was? Das würdest du wirklich tun?“ Lucie quiekt vor Freude auf und lässt promt ihre Haarbürste fallen.

 

„Na klar! Die beste Freundin geht immer vor. Also, kommst du mit?“

 

„Okay, okay, jetzt sag deinem Niall schon zu. Ich werde kommen.“

 

In diesem Moment klopft es an der Zimmertür. Na ja, als klopfen kann man das nicht mehr bezeichnen. Schon eher gegen die Tür hämmern. Fast schon eingeschüchtert springt Svenja auf und rennt zur Tür. Sie öffnet sie nur einen spaltbreit.

 

„Ist Lucie da?“

 

Svenja nickt. Sie ist gerade ziemlich geschockt und weiss gerade nicht, was sie tun soll. „Lucie! Komm mal schnell her. Es gibt Ärger!“

 

In nur wenigen Sekunden hat Lucie das Zimmer durchquert und bleibt vor der Tür genau so geschockt stehen, wie Svenja. „Marisa?! Henry?! W-was macht ihr hier?“

Unsanft drückt Henry die Tür vollständig auf, sodass er und Marisa reinkommen können. Beide sehen überhaupt nicht glücklich aus. Marisa hat ihre Augen zusammengekniffen und kommt auf Lucie zu. Henry hält sich eher im Hintergrund, aber als Bodyguard ist er sowieso schon einschüchternd genug.

 

„Dich abholen, was sonst?“, blafft Marisa, als wäre es das normalste der Welt. Dabei schiebt sie sich an Lucie vorbei, schnappt sich den roten, bisher noch ungeöffneten Koffer und überreicht ihn Henry.

 

„Nein! Marisa, das könnt ihr doch nicht machen! Ich muss noch hier bleiben. Jedenfalls noch mindestens drei oder vier Tage. Bitte! Es ist wirklich wichtig!“ Lucie fleht ihre Tante an und hofft für das Beste.

 

„Pah, denkste! Du kommst jetzt gleich mit mir mit. Warum? Ich habe dir diese Reise nicht erlaubt und auch jetzt erlaube ich sie dir nicht. Zum Glück hat mich Henry angerufen und ich konnte noch rechtzeitig herfahren.“ So aufgebracht hat Lucie ihre Tante selten erlebt.

 

„A-aber das geht wirklich nicht. Ich bleibe da. Ausserdem kannst du mir doch vertrauen. Ich bin schliesslich sechzehn. Da muss man nicht immer einen Babysitter um sich haben. Und schliesslich ist ja Henry sowieso da. Der kann ja von mir aus ein Auge auf mich werfen.“

 

„Da hast du dich aber geschnitten Mädchen! Wenn du solche Sachen machst, dann wird deine Mutter nicht lange zögern und du musst wieder bei ihr wohnen. Ausserdem möchte ich dann auch nicht mehr, dass du bei mir wohnst. Henry ist ausserdem mein Partner und kein Ersatzvater für dich. Er hat hier schon genug zu tun mit seinem Job. Und jetzt komm!“

 

Harte Worte, die Lucie Tränen in die Augen treiben. Sie will noch nicht zurück. Jetzt wo alles so gut läuft. Wo Harry ihr vielleicht eine Chance gibt. Das kann sie doch nicht einfach so hinschmeissen. Ausserdem müsste sie zuhause Jeremy wieder sehen und das will sie definitiv nicht.

 

„Bitte Marisa! Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht auf dich gehört habe und-“ Lucie wird vom klopfen an der Tür unterbrochen. Svenja, die sich bis jetzt zurück gehalten hat, geht schnell zur Tür und öffnet sie.

 

Es ist Niall! Doch anstatt ihn stürmisch zu begrüssen, erklärt sie ihm schnell, was hier gerade los ist und das Lucie wahrscheinlich gleich wieder abreisen muss. Niall erkennt zum Glück schnell den Ernst der Situation und mischt sich in die Diskussion ein.

„Guten Tag Madame! Ich bin Niall, Svenjas Freund. Aber wir kennen uns ja noch vom letzten Jahr, nicht wahr?“

 

Marisa nickt nur und schüttelt ihm freundlich die Hand.

 

Niall fährt schon fort: „Ich habe gehört, dass sich Lucie einfach weggeschlichen hat, was überhaupt nicht richtig war.“ Er macht eine kurze Pause und schaut kurz zu Lucie, die ihn mit grossen Augen anschaut. Er zwinkert ihr kurz zu. „Aber sie müssen wissen, es ist ein äusserst wichtiger Grund, warum Lucie hier ist. Und sie hat mich um Hilfe gebeten. Also ist es eigentlich meine Schuld, denn ich habe Lucies Vorhaben unterstützt. Bitte bestrafen sie Lucie nicht. In drei oder vier Tagen wird sie wieder nach Hause kommen und bis dahin werde ich die Verantwortung für Lucie übernehmen.“

 

Marisa schluckt kurz und weiss gar nicht, was sie jetzt erwidern soll. Sie hatte immer geglaubt, dass alle aus dieser Band so arrogant sind, aber Niall kam ihr sehr nett und höflich vor. Trotzdem wollte sie nicht, dass Lucie da bleibt. „Aber was ist denn das für ein Vorhaben?“

 

Das bringt jetzt Niall ins Schwitzen. „Na ja, ich kann ihnen nicht viel sagen, nur: Es geht um die Liebe!“

 

„Tja, das reicht mir aber nicht!“, antwortet Marisa schnippisch. „Ich will alles wissen, oder Lucie kommt jetzt auf der Stelle mit nach Hause.“

 

Verzweifelt tauschen Niall und Lucie Blicke aus. Aber zum Glück hat Lucie ja nur Svenja erzählt, was sie wirklich vorhat und Niall wird Marisa sowieso nur die ‚falsche‘ Version erzählen. Deshalb nickt sie ihm aufmunternd zu.

 

„Also Madame, Lucie geht es eigentlich darum, ihren Ex Harry wieder zurück zu gewinnen. Sie hat eingesehen, dass sie ein paar Fehler gemacht hat, ihn aber immer noch liebt und das hier ist die letzte Chance, ihn zurück zu gewinnen.“ Niall ist ziemlich stolz auf sich, dass er diese Situation so gut meistert. Klar liegt ihm Lucie am Herzen, aber eigentlich tut er das mehr für Svenja, die nicht unbedingt ohne ihre beste Freundin hier sein will, was er durchaus verstehen kann.

 

Marisa steht der Mund offen, nach dieser Antwort und sie muss zuerst einmal tief durchatmen, bevor sie sich an Lucie wendet: „Stimmt das?“

 

Lucie nickt und lächelt ganz leicht.

 

„Und was ist mit Jeremy?“, will Marisa wissen.

 

Das ist der Punkt, wo Lucie wieder eine perfekte Rolle vorbereitet hat. Sie beginnt zu schluchzen und antwortet leise: „Wir haben Schluss gemacht. Ich habe schon seit längerer Zeit gespürt, dass er nicht der Richtige ist. Aber der Richtige sitzt hier, in diesem Hotel.“

 

Marisa spürt, dass es Lucie ernst ist und sie gibt zögernd nach. „Da ich sehe, dass dir so viel daran liegt, darfst du bleiben. Aber in vier Tagen bist du wieder zuhause. Bitte pass auf dich auf!“

 

„Und du“, sie wendet sich an Niall, „du passt bitte auf meine Nichte auf. Sie soll unversehrt wieder nach Hause kommen!“

 

„Das verspreche ich ihnen!“, Niall ist erleichtert und ihm kommt ein Geistesblitz: „Eigentlich wollten wir zu dritt gleich essen gehen. Aber vielleicht wollen Sie und Henry auch mitkommen?“

 

Svenja und Lucie sehen zwar nicht all zu begeistert aus, als Marisa und Henry Nialls Vorschlag zustimmen, aber sie müssen zugeben, dass es noch ein langer, schöner Abend wurde.

 

 

Morgenstund hat Gold im Mund

 

Am nächsten Morgen wird Lucie früh wach. Viel früher als Svenja. Eigentlich viel früher als jeder andere Mensch. Ungeduldig wälzt sie sich in ihrem Bett hin und her, kann aber einfach nicht mehr einschlafen. Deshalb klettert sie aus dem Bett und tapst ins Badezimmer. Dort erinnert sie sich wieder an den gestrigen Abend.

 

Svenja, Niall, Marisa, Henry und sie waren in einer Pizzeria, die etwas sehr italienisches an sich hatte. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, aber die Pizza schmeckte wirklich gut. Und sie haben einen richtig schönen Abend verbracht, an dem sie viel gelacht haben. Lucie hätte sich das vorher niemals vorstellen können, aber sie muss zugeben, dass es wirklich lustig war. Vielleicht einfach, weil Niall und Marisa denselben Humor haben. Ob die anderen aus One Direction auch diesen Humor haben? Zayn, Liam und Louis kennt Lucie kaum. Und auch bei Harry ist sie sich nicht sicher, denn er hat sich ziemlich verändert, seit dem letzten Jahr.

 

Harry. Und da waren ihre Gedanken schon wieder bei ihm.

 

Schnell klatschte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht und war darauf hellwach. Eigentlich war das ziemlich unnötig, denn sie stieg nun in die Dusche und duschte nur ganz kurz, was eigentlich nicht ihren Gewohnheiten entspricht. Danach föhnt sie sich die Haare, schminkt sich dezent und zieht sich schliesslich an.

 

Es ist erst halb sieben, als Lucie ihm Frühstücksraum eintrifft. Glücklicherweise wurde das Buffet soeben eröffnet und sie nimmt sich eine Schüssel und mischt sich ein Müsli zusammen. Dazu nimmt sie sich ein Glas Orangensaft.

 

Lucie entscheidet sich für einen Tisch am Fenster. So hat sie die Tür gut im Blick. Während sie langsam, Löffel für Löffel, ihr Müsli aufisst, lässt sie ihrem Blick durch den Raum schweifen. Es hat beinahe keine Leute hier. Nur ein paar Geschäftsmänner, die wahrscheinlich schon früh zu einer Konferenz müssen und eine junge Frau, in Jogginghose und Turnschuhen. Sie lächelt Lucie freundlich an.

 

Lucie lässt sich ganz viel Zeit mit dem Frühstück, denn sie will eine ganz bestimmte Person nicht verpassen. Aber weder er, noch einer seiner Bandkollegen, erscheinen. Enttäuscht verlässt Lucie den Frühstücksraum wieder und macht sich ganz langsam wieder auf den Weg zu ihrem Zimmer.

 

Während sie den Flur entlangschlendert, hört sie plötzlich laute Stimmen, die vermutlich aus einem der Zimmer kommen. Als Lucie genauer hinsieht, merkt sie, dass es Harrys Zimmer ist. Die Tür ist nicht richtig verschlossen, deshalb kann man gut mithören, wenn man sich der Zimmertür nähert.

 

Lucie tut so, als würde sie die Zeitung studieren, die gleich neben Harrys Zimmer auf einem kleinen Tischchen liegt. Aber in Wahrheit versucht sie herauszufinden, worum es bei der Diskussion im Zimmer geht.

 

„Das habe ich dir doch eben gesagt! Ich brauche Abstand! Ich muss zuerst einmal meine Gedanken sortieren und dann entscheide ich mich auch, wie das mit uns weiter geht.“ Das ist definitiv Harrys Stimme.

 

„Du lügst! Das kann man dir doch ansehen!“ Diese zickige Stimme gehört einer Frau. Und zwar nicht nur irgendeiner Frau, sondern Kimberly Stewart. „Ich wette, daran ist deine Ex Schuld! Was hat den die bitteschön, was ich nicht habe? Und sowieso, die ist viel zu jung für dich.“

 

„Wer hat den da etwas von meiner Ex gesagt? Ich will dich jetzt einfach nicht mehr hier haben. Ausserdem kann ja immer noch ich entscheiden, mit wem ich zusammen sein will, oder?!“ Harry ist wirklich sehr, sehr wütend. Lucie kann schon sein Gesicht vor ihren Augen sehen. Bestimmt kann man seine Stirnfalte sehen.

 

„Ach ja? Ich dachte, du stehst auf erfahrene, richtige Frauen. Niemals hätte ich erwartet, dass du so ein Pädophiler bist!“

 

Irgendwie läuft es Lucie kalt den Rücken runter, denn sie hätte niemals erwartet, dass es wirklich um sie gehen würde. Klar bedeutet das, dass sie eine bessere Chance bei Harry hat, aber sie weiss ja genau, dass sie ihn nach diesen paar Tagen wieder verlassen wird. Und vielleicht wäre Kimberly ja wirklich Harrys Traumfrau und sie zerstört ihm diese Chance einfach.

 

„Pah, da sieht man endlich dein wahres Gesicht!“, brüllt Harry und irgendwas fällt zu Boden. Oder es wird zu Boden geworfen. „Halt einfach deine Schnauze Kimberly und verschwinde! Wenn du nicht akzeptieren kannst, dass ich Abstand brauche, dann bist du es auch nicht wert!“

 

Kimberly kontert: „Eine Frau mit Klasse lässt man nicht einfach warten, sondern man hält sie fest und lässt sie nie mehr los.“

 

„Ja, eben. Und du bist keine Frau mit Klasse. Du hast mein Herz nicht verdient. Mein Herz gehört bereits einer anderen.“, sagt Harry leiser als vorher, aber immer noch laut genug, sodass Lucie es hören kann. Ein kalter Schauer läuft ihr den Rücken runter.

Das nächste, was sie hört, ist das Geräusch einer Ohrfeige. Das ist genug findet Lucie. Deshalb geht sie auch schnell weiter und versucht zu verdrängen, was sie gerade eben gehört hat.

 

Als sie ihre Zimmertür aufschliesst, ist Svenja schon wach und stellt sich ein Outfit zusammen. Als sie aber Lucie sieht, springt sie auf und umarmt sie. „Lucie, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt! Ich dachte schon, dass du wieder abgereist bist. Aber zum Glück waren deine Koffer noch da und-“

 

Lucie unterbricht ihre beste Freundin: „Nein, ich bin noch da. Ich würde dich doch niemals alleine lassen. Ich war bloss frühstücken.“

 

„Ach so“, grinst Svenja. „Und, was wollen wir heute unternehmen?“

 

Lucie zögert einen Moment, denn ihr kommt wieder in den Sinn, was sie vorher gehört hat. „Na ja, das kommt ganz darauf an.“

 

„Auf was kommt es denn an?“, fragt Svenja ein wenig verwirrt und widmet sich wieder ihren Klamotten.

 

„Du kennst ja meinen Plan und da muss ich ja schliesslich auch einmal etwas mit ihm unternehmen. Sonst geht das ja nicht auf. Du weisst schon!“, antwortet Lucie und zupft nervös an einer Haarsträhne herum.

 

Jetzt beginnt Svenja Lucie auszulachen. „Haha, du weisst schon, dass die Jungs ziemlich viel zu tun haben und er nicht den ganzen Tag Zeit für uns haben.“

 

„Ach so, daran habe ich noch nicht gedacht.“, gibt Lucie kleinlaut zu.

 

„Und ja, deshalb dachte ich, dass wir vielleicht zusammen shoppen gehen könnten, denn mein Kleiderschrank ist nicht mehr ganz gefüllt.“, schlägt Svenja vor, während sie im Bad verschwindet.

 

Lucie ist unsicher, ob sie auf ihn warten soll, oder ob sie lieber etwas mit ihrer besten Freundin unternehmen will. „Na ja, ich weiss nicht. Vielleicht verpasse ich ihn dann.“

„Dann frag ihn doch einfach, wann er Zeit für dich hat!“, kommt es vergnügt aus dem Badezimmer. Offensichtlich scheint es Svenja zu amüsieren, dass Lucie selbst nicht auf diese Idee gekommen ist.

 

Lucie schnappt sich ihre kleine Umhängetasche und ihr Handy. Dann murmelt sie kurz: „Okay, ich bin in der Lobby und warte auf ihn. Du findest mich dann dort.“

Wenige Minuten später befindet sich Lucie in der Lobby und schaut sich nach der perfekten Sitzgelegenheit um. Sie will ihn auf keinen Fall verpassen. Nach langem überlegen entscheidet sie sich für einen Sessel am Fenster, gleich neben einer riesigen Pflanze. Von da aus hat sie die komplette Eingangshalle im Blick. Niemand würde also ungesehen rein- oder rausgehen.

 

Weil Lucie schon vom Tag zuvor weiss, dass es keine gute Idee war, Musik zu hören, hat sie sich vom Tresen ein kleines Werbemagazin mitgenommen, die günstige Reisen anbieten. Südengland ist auch dabei.

 

Und da fragt sich Lucie plötzlich, was denn aus ihrer Reise nach Südengland werden soll. Den in etwa drei Wochen wollten Marisa, Henry, Jeremy und sie nach England fahren und da einmal ein bisschen andere Badeferien machen. Aber jetzt wo sie und Jeremy nicht mehr zusammen sind, will Lucie eigentlich gar nicht mehr gehen. Es war eine Sache, auf die sie sich gemeinsam gefreut haben. Es war ihr Ding gewesen. Schliesslich haben sie es auch zusammen geplant.

 

Und in diesem Moment wird ihr zum ersten Mal bewusst, dass sie Jeremy vermisst. Nicht unbedingt als Boyfriend, viel eher als bester Freund. Mit ihm konnte man einfach alles machen und er hatte sie immer unterstützt, egal wie verrückt es auch war. Er war immer da. Jetzt ist er zum ersten Mal seit über einem Jahr nicht mehr da. Und sie ist gerade dabei, ihn so fest wie möglich zu verletzen. Hat er das überhaupt verdient?

Klar, als Boyfriend schon, denn er hat ja Lucie betrogen. Und nicht mit irgendwem, sondern mit Danielle. Und Taylor war dabei. Aber als bester Freund hat er ja nicht versagt. Er war immer da. Wirklich immer.

 

Lucie muss sich erst noch daran gewöhnen, dass Jeremy nun wirklich nicht mehr da sein wird für sie. Sie merkt, wie sich ihre Augen mit Tränen angefüllt haben. Eine nach der anderen läuft ihr nun die Wange herunter.

 

In diesem Moment hört Lucie plötzlich Schritte, die vom Fahrstuhl zu kommen scheinen. Schnell wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht und versucht sich so normal zu verhalten. Dann hebt sie den Kopf und ist ziemlich platt, was sie da sieht. Sie muss sich richtig zusammenreissen, dass sie nicht einfach loslacht.

 

Es ist Kimberly Stewart. An der einen Hand hat sie ihre Tochter, die ihr verwirrt hinterher läuft und an der anderen Hand zieht sie einen riesigen Koffer hinter sich her. Zusätzlich hat sie noch eine Tasche um die Schulter.

 

Harry hat es also wirklich ernst gemeint und sie nicht mal mehr nach draussen begleitet und den Gentleman gespielt mit Koffer tragen und dem Zeug.

 

In diesem Augenblick entdeckt Kimberly Lucie, die in der Ecke sitzt und sich wirklich beherrschen muss, nicht loszulachen. Kim wirft ihr einen schon fast tödlichen Blick zu und stampft mit dem Fuss auf.

 

Lucie hätte schon fast geglaubt, dass sie jetzt sterben muss, aber zum Glück ist ein Angestellter der Hotels auf Kimberly aufmerksam geworden und trägt ihr nun freundlicherweise den Koffer.

 

Als Kimberly endlich draussen ist, lässt Lucie ihren Gefühlen freien Lauf und sie lacht, bis ihr die Tränen kommen. Heute ist sie einfach richtig emotional. Schnell checkt Lucie dann, ob nicht wieder ihre Mascara verschmiert ist. Zum Glück nicht, denn am morgen hat sie sich zum Glück für die wasserfeste Mascara entschieden.

 

Und in diesem Moment hört sie erneut das Glöckchen, welches signalisiert, dass der Fahrstuhl angekommen ist. Langsam ist Lucie echt nervös und sie schaut ungeduldig zum Fahrstuhl hinüber und wartet darauf, dass sich endlich die verflixte Tür öffnet.

 

Und dann sieht sie ihn. Er trägt ein schlichtes, graues Shirt, eine Jogginghose und seine Haare sind noch nass vom Duschen. Auch aus der Entfernung kann sie die Falte auf seiner Stirn erkennen. Er ist also immer noch sauer auf Kimberly.

 

Innerlich macht Lucie gerade Luftsprünge. Sie weiss selbst nicht, weswegen. Na ja, wahrscheinlich einfach, weil sie einen sehr gute Chance hat, ihren Plan endlich durchzuführen.

Harry geht geradezu auf den Empfangstresen zu und wird eine Runde von der nicht gerade hässlichen, blonden Hotelangestellten angeschmachtet. Sie wechseln ein paar Worte, dann dreht er sich um und will offenbar wieder gehen. Lucie kann sehen, dass nun die Stirnfalte verschwunden ist.

 

In diesem Moment bemerkt er Lucie, die es sich nach wie vor auf diesem Sessel gemütlich gemacht hat. „Lucie? Was machst du so früh denn schon hier?“ Man hört nicht genau raus, ob er nur überrascht, oder auch erfreut ist.

 

Obwohl Lucies Herz in diese Augenblick verrückt zu spielen scheint, versucht sie ganz cool zu bleiben und lächelt ihn an. „Ich warte hier auf Svenja. Sie braucht wieder einmal extrem lange, bis sie endlich fertig ist.“

 

„Ah!“ Harry scheint in Gedanken versunken zu sein und es sieht fast so aus, als wollte er wieder gehen.

 

Lucie will das unbedingt verhindern, deshalb fragt sie schnell: „Ich dachte, dass wir heute vielleicht etwas gemeinsam unternehmen könnten. Weisst du, so könnten wir noch einmal ein bisschen reden und so.“

 

Harry lächelt nun sein Grübchen-Lächeln und macht ein paar Schritte auf Lucie zu. „Ich würde ja gerne, aber wir haben heute ziemlich viel vor. Gleich muss ich ins Fitnessstudio, danach haben wir einen Soundcheck und so eine komische Sitzung und gegen Abend müssen wir in ein Fernsehstudio, um da aufzutreten. Was machst du denn heute so?“ Er lässt sich in einen Sessel fallen, direkt neben Lucie.

 

Lucie versucht ihre Enttäuschung so gut es geht, zu verbergen und antwortet: „Was wir am morgen machen weiss ich noch nicht genau, aber Svenja und ich wollten heute shoppen gehen. Das ist ja auch ziemlich das einzige, was man hier machen kann.“

 

„Ich habe eine Idee!“, ruft Harry plötzlich aufgeregt. „Ihr könnt ja schon einmal ohne uns anfangen mit eurer Shopping-Tour und dann, wenn wir fertig sind, schreibe ich dir und ja Niall und ich könnten dann dazu stossen, wenn das für dich okay ist.“

 

Jetzt strahlt Lucie wieder: „Ja, das ist super! Svenja wird sich bestimmt auch freuen!“

 

Harry lächelt zurück und steht auf. Während er zum Fahrstuhl geht, dreht er sich noch einmal um und ruft: „Ich freue mich!“

 

Wie gefällt euch die Story bis jetzt? Ich freue mich immer über Kommentare und Rückmeldungen!!! :) xx Lulu

P.S. Updates kommen unregelmässig!

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Kommentare: 27
  • #1

    anonym (Dienstag, 04 Juni 2013 21:29)

    ich freu mich jetzt schon riesig drauf sie zu lesen*_* sie wird bestimmt genau so gut;)
    du/ihr macht das richtig gut, also den block:)

  • #2

    Lulu (Samstag, 08 Juni 2013 10:27)

    @anonym
    Ich freue mich schon, die Story zu veröffentlichen und auch schreiben :)
    Und ein riesiges Dankeschön für dein Kompliment! <333

  • #3

    anonym (Dienstag, 18 Juni 2013 16:04)

    Wann geht's endlich los?*-*:p

  • #4

    Lulu (Dienstag, 18 Juni 2013 16:11)

    @anonym
    Am Freitag :) xx

  • #5

    anonym (Dienstag, 18 Juni 2013 18:08)

    Ok ich freu mich schon:) schreibst du sie eig auch bei wattpad oder nur hier?:)

  • #6

    Lulu (Dienstag, 18 Juni 2013 18:12)

    @anonym
    Ich lade sie hier und auf wattpad rauf :) Hast du Wattpad?

  • #7

    anonym (Dienstag, 18 Juni 2013 21:07)

    Ok das ist gut:) da finde ich es besser zu lesen mit den Kapiteln:)
    Ja hab ich:)

  • #8

    Bambi (Donnerstag, 20 Juni 2013)

    Yay!! ich freu mich !! ;)

  • #9

    Liv (Montag, 01 Juli 2013 20:58)

    Ohhhhhh das ist so cool

  • #10

    Lucy (Dienstag, 02 Juli 2013 18:02)

    Oh Gott ist das wieder mal cool! Freu mich schon auf das erste Kapitel!!!

  • #11

    Lucy (Samstag, 06 Juli 2013 21:17)

    Wann kommt das 1. kapitel?? :)

  • #12

    Lulu (Dienstag, 06 August 2013 23:32)

    @anonym

    Wie heisst du denn auf Wattpad? :)

    @Bambi

    Cool!!! :)

    @Liv

    Dankeschön Liv! ;)

    @Lucy

    Das Kapitel ist ja schon längst draussen wie du siehst. ;) Und, gefällt dir meine Story immer noch? :)

    xx Lulu

  • #13

    Lucy (Mittwoch, 14 August 2013 13:44)

    :D Klar! Als ich das Kommentar geschrieben habe, war es noch nicht draußen ;)

  • #14

    Lulu (Sonntag, 18 August 2013 00:09)

    @Lucy

    Das war mir schon klar (glaub ich zumindest) xD
    xx Lulu

  • #15

    ourschooliscool (Montag, 09 September 2013 17:55)

    Hey :) Ich geb jetzt auch mal meinen Senf dazu: Also die Geschichte ist echt super! Mich hat es vorallem am Anfang echt traurig gemacht, dass Lucie One Direction derart aus ihrem Leben verbannt hat, aber na gut das gehört ja schließlich zur Geschichte! Ich bin gepannt was du da noch draus machst und freue mich schon aufs nächste Kapitel!
    LG Vini ;)

  • #16

    Lulu (Dienstag, 10 September 2013 17:01)

    @Vini

    Zuerst möchte ich mich für den Kommi bedanken, denn es ist schon eine ganze Weile her, seit dem letzten Kommi. Und es ist auch gut zu wissen, dass überhaupt noch jemand die Story liest! :)

    Wegen der Handlung: Ja, das muss einfach sein, denn sonst wäre es ja total langweilig. Klar hätte ich Harry und Lucie gleich zusammen kommen lassen können, aber erstens wäre das wie schon gesagt sehr langweilig und 0815 mässig und zweitens entspricht das auch nicht meinen Vorstellungen. Ich will damit nicht sagen, dass ich die Story genau geplant habe, aber ich will halt nicht, dass immer nur "Friede-Freude-Eierkuchen" ist, denn so ist das Leben ja auch nicht! ;)
    Sry, dass ich immer so lange Kommis schreibe! xD

    xx Lulu <333

  • #17

    Maady (Sonntag, 15 September 2013 20:16)

    Woow! Echt eiskalt das Mädchen! Ich mag's wie du schreibst, aber der teil gefällt mir leider nicht so gut. Sorry :((

  • #18

    Eileen (Samstag, 21 September 2013 16:49)

    Bis jetzt ist es natürlich wieder spitzenmäßig

  • #19

    Anjaa (Dienstag, 24 September 2013 21:08)

    Mir gefällt die Story mega guut...:-))*__*

  • #20

    Lulu (Mittwoch, 02 Oktober 2013 18:25)

    @Maady

    Dankeschön <3 Und ich versteh dich total! Aber es wird noch besser, versprochen! :)

    @Eileen
    Vielen Dank! <3

    @Anjaa

    <3-lichen Dank!! :)

    xx Lulu

  • #21

    Liv (Mittwoch, 02 Oktober 2013 19:58)

    sorry, da ich jetzt ja selbst wattpad habe kommentiere ich hier nicht so viel, aber deine Geschichte die ist echt einfach nur legen........där!!!!!! <3

  • #22

    Lulu (Mittwoch, 09 Oktober 2013 13:04)

    @Liv

    Das ist schon in Ordnung :))
    Haha, liebst du How I Met Your Mother auch? :D

    xx Lulu

  • #23

    Liv (Dienstag, 15 Oktober 2013 13:33)

    Das ist so richtig geil !! Weiter so ich bin mir sicher den Jungs würde die Geschichte gefallen ♥

  • #24

    Liv (Freitag, 15 November 2013 20:50)

    ja die Serie is der Hammer!!

  • #25

    Eileen (Sonntag, 26 Januar 2014 04:14)

    Und, wann gibt's wieder ein neues kapitel?

  • #26

    smiley (Dienstag, 25 Februar 2014 17:24)

    Hey, tolles Kapitel! Freu mich schon darauf, wenn Lucie auf Harry trifft...
    Denn Rest meiner Meinung hab ich dir ja auf Wattpad geschrieben. Glg

  • #27

    austin mahone 4- live (Samstag, 21 Juni 2014 20:00)

    Zzzzuuuuu lang ich habe nicht alles gelesen:(


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